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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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war diese Figur geschlagen worden. Jittara bestätigte Brens Vermutung. »Man munkelt, er habe von Dingen gewusst, die den falschen Leuten gefährlich wurden.«
    Attego schlug die Augen nieder. »Wenn Ihr es sagt, Nachtsucherin.« Seiner Stimme fehlte jede Betonung. Der Kult lehrte, Gefühle zu verbergen. Wenige Dinge waren tödlicher als Gefühle.
    Boldrik räusperte sich. »Kann ich gehen?«, fragte er.
    »Ich will dich nicht von deinen Aufgaben abhalten«, bestätigte Bren. Es waren Dinge, denen er sich jetzt auch gern gewidmet hätte. Truppen inspizieren, Befehle ausarbeiten, Strategien überprüfen. Aber Jittara war nützlich, wie er widerwillig eingestand. Vielleicht konnte sie ihm mehr über die Nebelform sagen und wie er künftig die Erschöpfung vermeiden könnte, die ihm jetzt ein Gefühl der Hilflosigkeit aufzwang.
    »Lasst die Tür auf!«, rief Jittara Boldrik nach. Sie sah Bren in die Augen. »Ich habe ein Geschenk für Euch, damit Ihr wisst, dass ich Euch stets zu gefallen suche.« Zweimal klatschte sie in die Hände.
    »Eine weitere Lustsklavin?«, fragte Bren und versuchte, gelangweilt zu klingen, als eine Frau den Raum betrat und sich sogleich zu Boden warf. Aber sie war nicht in durchsichtige Schleier gehüllt wie Quinné in Orgait, sondern in eine schwarze Robe, wie sie im Kult üblich war. Da sie auf dem Bauch lag, die Hände ehrerbietig unter die Stirn gelegt, konnte Bren ihre Rangabzeichen nicht erkennen.
    »Wenn Ihr sie als Gespielin wollt, dann soll es so sein, aber ein solcher Wunsch würde mich überraschen.« Jittara stieß ihr den Stab in die Seite. »Sieh ihn an!«
    Die Frau war gut sechzig Jahre alt. Ihr Gesicht kam Bren vage bekannt vor.
    »Ich bin Ehla«, brachte sie mit zittriger Stimme vor, während sie sich in eine kniende Position erhob. »Ich war Eure Mutter, als Ihr noch ein Mensch wart.«
    Bren schluckte, was ein trockenes Reiben in seinem Hals erzeugte. Solche Regungen befielen Osadroi nur, wenn sie sich aus irgendeinem Grund an ihr sterbliches Leben erinnerten. Wie etwa, wenn die Frau vor mir auftaucht, die mich mit Freuden verstieß, als der Kult von ihr verlangte, dass sie sich von ihrem einzigen Kind trennen solle, auf dass nichts sie auf ihrem Weg in die Schatten zurückhalte. Jittara hatte ihm tatsächlich einmal angeboten, seine Mutter ausfindig zu machen, als sie erfahren hatte, wie sehr sie seine Einstellung zum Kult geprägt hatte.
    »Du warst meine Mutter, sagst du? Was bist du dann jetzt?«
    »Die Schatten haben Euch neu geschaffen«, sagte sie so andächtig, dass sie schwankte, als wiege sie sich in einem Choral. »Sie haben fortgenommen, was schwach an Euch war. Ich habe die Larve geboren, aus der nun ein Nachtfalter geschlüpft ist.« Tränen glänzten in ihren Augen.
    »So nennst du das? Du hast mich fortgeschickt, gerade als in mir das Verstehen erwachte, dass es mehr Menschen in der Welt gibt als die Kinder, mit denen ich spielte, und dass sich jenseits der Stadtmauern eine Weite erstreckte, die man nicht an einem Tag durchwandern konnte.«
    Sie versuchte, die Feuchtigkeit fortzuwischen, aber die Tränen kamen zu schnell nach. »Der Kult machte mir klar, dass ich mich entscheiden musste.«
    »Zwischen mir und der Möglichkeit, eine Dunkelruferin zu werden?«
    »Ja. Zwischen meiner schwächlichen Anhänglichkeit, einer Zuneigung, die eher einem Tier anstand als einem Menschen, der sich in der Gewalt hat, und auf der anderen Seite der unendlichen Macht der Schatten, die sich jenen auftut, die die Fesseln des Gewissens zu sprengen vermögen.«
    Bren schnaubte. »Auch außerhalb des Kults kann man es zu etwas bringen.«
    »Zweifelt nicht, dass ich mit Stolz verfolgte, was Ihr erreicht habt! Ein siegreicher Krieger, von dessen Geschick mit der Waffe man voller Anerkennung sprach. Ein Offizier. Der General der westlichen Dunkelheit. Und jetzt …« Ihre Stimme versagte, sie drückte die Stirn auf den Boden.
    »Ich war bei Vater, als er zu einem sabbernden Idioten wurde.« Er starrte die Frau an, die ihn geboren hatte. Er wartete. Attego lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, Jittaras Hand öffnete und schloss sich um ihren Stab. »Dazu hast du gar nichts zu sagen?«, fragte Bren schließlich.
    »Niemand hat Euch befohlen, bei ihm auszuharren, als er schwach wurde.«
    »Er war dein Gemahl. Mein Vater.«
    Sie richtete sich wieder auf. »Die Schatten fallen oft unerwartet. Ich bin froh, dass Ihr am Ende seine Schwäche überwunden habt.«
    Bren brauchte sich

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