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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Feuerwehrleute persönlich gekannt. Bei der Gedenkfeier hatte er von ihr eine Marlboro geschnorrt.
    Schon nach fünf Minuten hatte er sich lautstark darüber aufgeregt, dass die FBI-Agenten ihnen den Fall weggenommen hatten. Nach zehn Minuten einigten sie sich auf ein Geschäft: Ray würde sie mit den Informationen versorgen, die sie brauchte, um über die Task Force berichten zu können (speziell die Sache mit den Schuhschachteln). Im Gegenzug sollte sie ihn dann auf den aktuellen Stand der Ermittlungen bringen. Wenn die Polizisten von Amarillo schon auf der Ersatzbank saßen, dann sollten sie wenigstens das Spiel sehen dürfen.
    Und deswegen hatte Lilly, als sie von einer sehr geschwätzigen Rezeptionistin des Rathauses von Esme Stuarts bevorstehender Ankunft erfuhr (um 11:45 Uhr am nächsten Morgen), sofort Ray angerufen. Dann war sie mit ihrem VW zum Treffpunkt gefahren, in die verlassene Parkgarage, und hier saßen sie nun um 23:45 Uhr in Rays zwanzig Jahre altem metallicgoldenen Crown Victoria.
    In dem es nach Zimt roch.
    Das verwirrte Lilly über alle Maßen. Sie hatte mit dem vertrauten Geruch nach einem langsamen, süßen Tod gerechnet, den sie selbst jedes Mal einatmete, wenn sie sich eine Zigarette ansteckte, aber nein: Zimt. Dann entdeckte sie den roten Karton in Form eines Baumes, der an Rays Rückspiegel baumelte. Ah. Zimt. Wahrscheinlich hatte der Mann Kinder und wollte die nicht einräuchern, wenn er sie zum Footballspiel fuhr. Hatte er Kinder erwähnt? Nach der Gedenkfeier hatte Lilly ihren neuen Informanten überprüft, die Nummer seiner Polizeimarke und so weiter. Man konnte schließlich nicht vorsichtig genug sein. Doch nirgendwo war von Kindern die Rede gewesen. Wie auch immer.
    „Also, wie lautet die großartige Neuigkeit?“, fragte er. Seine braunen Augen waren rund vor Neugier.
    „Und wie wahnsinnig Sie sich beeilt haben, um pünktlich zu sein“, erwiderte sie. Eine Stunde lang mitten im Februar in einer stinklangweiligen Stadt auf jemanden zu warten machte nicht gerade viel Spaß. „Wenn Sie noch etwas langsamer gewesen wären, hätten wir zusammen frühstücken können.“
    „Tut mir leid. Hatte noch was zu erledigen. Konnte ja nicht damit rechnen, dass Sie sich so bald melden.“
    „Was soll ich sagen, Ray? Ich habe Ihren süßen texanischen Charme vermisst.“
    Er blickte finster, auf charmante Weise.
    Sie hob die Hände. „Okay, okay. Himmel. Also, hier ist die Neuigkeit: Ihre Kumpels beim FBI lassen jemanden aus New York einfliegen.“
    „Wen?“
    „Ihr Name ist Esme Stuart. Und Sie hätten Special Agent Piper sehen sollen, als er seiner Mannschaft davon erzählte. Es war, als ob er von der Wiederkehr des Messias spräche. Offenbar ist sie irgendeine Art von Genie. Weiß auch nicht.“
    In dieser Hinsicht log Lilly. Sie wusste es. Sofort nach Tom Pipers Ankündigung war sie zu ihrem Hello-Kitty-Laptop gestürzt und hatte sich so viele Informationen wie nur möglich über Esme Stuart besorgt. Doch Ray Milton brauchte das nicht zu wissen. Gib einem Mann einen Fisch, und er wird den ganzen Tag lang essen. Zeig ihm, wie man fischt, Baby, und der Junge braucht einen nicht länger.
    Ray musterte einen Moment lang sein Lenkrad. Dann: „Wann kommt sie an?“
    „Morgen früh.“
    „Danke.“ Er lächelte sie an. Seine Zähne waren blitzweiß. Er musste sie bleichen oder so was, kein Raucher hatte so weiße Zähne. „Vielleicht weiß das FBI doch, was es tut.“
    „Niemand weiß, was zu tun ist, Ray. Das macht das Ganze ja so interessant.“
    Sie salutierte und ließ die Zimtwolke in seinem Wagen hinter sich. Sie konnte spüren, wie er ihr hinterhersah. Wer wollte es ihm verübeln. Wenn sie die richtigen Klamotten trug, konnten ihre Kurven beim Betrachter durchaus ein Schleudertrauma verursachen. Nur weil sie Frauen mochte, hieß das noch lange nicht, dass sie sich nicht gern ab und zu von der niederen Spezies anglotzen ließ.
    Seufzen.
    Den Valentinstag in einer fremden Stadt zu verbringen war wirklich Mist.
    Lilly fuhr zurück ins Motel 6. Vielleicht waren ein paar Freunde online und konnten sie ablenken. Sie schrieb ihre besten Artikel, wenn sie abgelenkt war, und sie wollte diese Gelegenheit nicht verschenken. Ihre Artikel über die Task Force hatten das Potenzial, auf die Titelseite zu kommen, und zwar oberhalb der Falte. Die Leser liebten es, hinter den Vorhang zu spähen und zu sehen, wie der Zauberer seine Arbeit tat, und diesmal gab es noch eine sexy Draufgabe: Es ging

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