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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Schreibwarenladen kaufen konnte. Kein Wasserzeichen. Die Schriftart war ebenfalls Standard: Courier New. Damit konnte man die Verdächtigen auf all diejenigen eingrenzen, die Zugang zu einem PC und einem Drucker hatten.
    Großartig.
    Nur der Inhalt der Nachricht war aufschlussreich. Esme hatte bereits ein paar Theorien, doch sie brauchte mehr Material. Sie stellte den ersten Schuhkarton zur Seite und nahm sich den nächsten vor. Erwartungsvoll öffnete sie den orangenen Deckel. Darin war ein USB-Stick.
    „Tom!“, rief sie. „Ich brauche einen Computer!“
    Die FBI-Sondertruppe arbeitete mit den wenigen Spuren, die sie hatte. Norm aktualisierte sein psychologisches Profil, indem er wohlbegründeten Vermutungen reine Hypothesen über die jüngsten Morde hinzufügte. Daryl Hewes kümmerte sich um die Logistik. Dank seiner Verschleierungskünste war es dem Sonderkommando sowohl steuerlich als auch rechtlich immer wieder gelungen, den Hals aus der Schlinge zu ziehen. Anna und Hector Jackson (nicht verwandt) schauten sich zum sechsten Mal die Videoaufzeichnung von Walmart an. Und die anderen waren mit Lilly Toro im Polizeirevier, wo ihr eine kugelsichere Weste angepasst wurde.
    Tom telefonierte gerade mit Darcy Parrs Mutter. „Ihre Tochter, Mrs Parr, war eine erstaunliche junge Frau.“ Er blickte aus dem getönten Fenster auf einen länglichen Brunnen. Das Wasser war klar, und selbst aus dem zweiten Stock konnte Tom den mit Pennys übersäten Keramikboden erkennen. „Ich möchte Ihnen mein tiefes Mitgefühl aussprechen.“
    Auf einmal spürte er einen Schatten im Nacken. Er drehte sich um. Esme.
    Sie drückte mitfühlend seine Schulter. Er nickte. Sie ging hinüber zu Daryl.
    „Einen Moment.“ Daryl tippte einen weiteren Satz in seinen Laptop, las ihn noch einmal durch und sah Esme durch seine dicken Brillengläser an. „Ich arbeite gerade an deinen Formularen für den Tagessatz. Man sollte ja glauben, dass es Vordrucke für solche Fälle gibt, aber nichts da.“ Er kratzte sich seine blonden Locken, formulierte den Satz um und sah erneut zu ihr. „Brauchst du etwas in der Zwischenzeit?“
    Nach nur fünf Minuten hatte er für Esme einen eigenen Laptop aufgetrieben und ihn nach weiteren fünf mit dem FBI-Netzwerk verbunden. Sie fragte nicht, wo er den Computer herhatte, das wollte sie gar nicht wissen. Sie dankte ihm nur, unterschrieb den Antrag für die Tagespauschale und bat ihn dann höflich, auf dem Weg nach draußen die Tür hinter sich zu schließen.
    Dann steckte sie den USB-Stick des Mörders ein. Er enthielt eine Datei. Einen Film. Zwei Minuten und vierundzwanzig Sekunden lang.
    Sie drückte auf „Play“ .
    Zuerst: ein schwarzer Bildschirm. Darunter liegt ein kratzendes Geräusch, wie von einer Nadel, die über eine alte Schallplatte tastet. Esme drehte die Lautstärke hoch.
    Weiße Buchstaben erscheinen langsam auf dem schwarzen Bildschirm.
    „Die Menschen, die die Amerikaner am meisten bewundern, sind die frechsten Lügner; die, die sie am meisten hassen, sind hingegen jene, die ihnen die Wahrheit sagen. Galileo könnte genauso wenig zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werden wie zum Papst. Beide Posten sind Männern vorbehalten, denen von Gott das außerordentliche Talent geschenkt wurde, die bitteren Wahrheiten des Lebens in sanfte Illusionen zu kleiden.
    – H. L. Mencken –“
    Dann, sehr langsam, lösen sich die Buchstaben wieder in der Dunkelheit auf. Der kratzende Ton endet. Ein paar Sekunden Stille, dann: scharfer Schnitt auf den MLK Drive. Drei Uhr morgens. Unter einer Straßenlampe stehen Andre Banks und die beiden Polizisten Appleby und Harper, gefilmt vom Dach der Grundschule aus.
    Auf einmal erschallt Musik.
    Kate Smith schmettert „God Bless America“.
    Esme zuckte etwas zusammen, erschreckt von der Lautstärke.
    Kates Smiths Stimme hebt sich empor, während …
    Harper stirbt.
    Appleby stirbt.
    Andre Banks versucht panisch, hinter dem Streifenwagen in Deckung zu gehen.
    Nächster Schnitt, eine Stunde später. Polizisten strömen zum Tatort. Pennington, O’Daye. Perry Roman. Alle zehn Gesichter waren ihr inzwischen aus den Zeitungsberichten vertraut.
    Das erste Opfer ist Perry Roman. Er fällt um wie ein Sack Zement.
    Die Detectives sehen sich nach dem Angreifer um, doch vergebens. Sie sitzen bereits in der Falle, zum Abschlachten freigegeben. Einer nach dem anderen bricht zusammen.
    Officer O’Daye ist die Letzte, die noch steht. Sie versucht die Leiche ihres

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