Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
Vom Netzwerk:
mir Fahndungsfotos ansehen?“
    „Nein, Miss Toro. Sie werden uns helfen, diesem Dreckskerl eine Falle zu stellen.“

8. KAPITEL
    Esme hatte drei Tage, um das Motiv des Mörders herauszufinden.
    Sie entdeckte es nach neun Stunden.
    Während der Rest der Sondereinheit Lilly Toro für die verdeckte Operation vorbereitete, zog sich Esme in ein Konferenzzimmer zurück. Indem sie die Akten und die Computerdaten des FBIs sorgfältig analysierte, kam sie nicht nur schnell dahinter, welches wahrscheinlich Galileos nächstes Ziel war, sondern auch sein letztes.
    Und so hatte sie es angestellt: Tom holte sie am Flughafen ab. Die neuen Falten in seinem schmalen Gesicht rührten nicht nur vom Alter her. Ganz offensichtlich hatte er nicht geschlafen. Trotzdem machte er sich die Mühe, zu lächeln.
    „Esmeralda“, begrüßte er sie. „Du siehst gut aus.“
    „Du auch“, log sie. Sein linker Arm hing nutzlos in einer lilafarbenen Schlinge.
    Sie umarmten sich, zwei alte Freunde, und warteten am Gebäckband auf ihre beiden Louis-Vuitton-Koffer. Draußen versprach die helle texanische Sonne einen Tag voll ungeahnter Möglichkeiten.
    „Hast du neue Fotos von Sophie? Sie muss jetzt bereits im Gymnasium sein, oder?“
    Esme grinste. „So ungefähr. Keine Sorge, ich habe jede Menge Fotos auf meiner Digitalkamera. Die zeige ich dir später.“
    „Großartig.“
    „Wie geht’s deiner Familie? Ist dein Cousin noch immer mit Wie-hieß-sie-noch-Gleich mit dem Komodowaran verheiratet?“
    „Sie haben sich noch ein zweites Haustier besorgt.“
    „Ein Einhorn?“
    „Einen Seeotter.“
    „Du liebe Zeit!“
    „Er lebt in ihrem Schwimmbad im Garten.“
    „Wo auch sonst.“
    Ihre Koffer kamen an, unversehrt und makellos.
    Als sie sie nach draußen geschleppt hatten, fragte sie sich, wie sie auf seine Harley passen sollten. Doch zu ihrer Überraschung fuhr ein schwarzer Sedan vor, dessen Kofferraum sich automatisch öffnete. Hinter dem Steuer hockten sämtliche 110 Kilo von Norm Petrosky.
    „Die verlorene Tochter kehrt zurück!“, feixte er. Norm war einer der Profiler der Task Force.
    Tom setzte sich auf den Beifahrersitz, Esme nahm hinten Platz. Es war komisch, chauffiert zu werden, aber die Zeiten hatten sich eben geändert …
    „Wie war dein Flug?“, fragte Norm.
    „Wir sind nicht abgestürzt.“
    „Tja, vielleicht nächstes Mal.“
    Sie bogen auf den Highway. Esme war noch nie in Amarillo gewesen. Die Stadt wirkte ruhig und sauber, und das machte alles, was hier geschehen war, nur noch schlimmer. Tom erzählte ihr von Darcy Parrs Tod.
    „Du hättest sie gemocht. Sie hat mich an dich erinnert, als du so alt wie sie warst.“
    Dann hätte ich sie vermutlich nicht gemocht, dachte Esme.
    Als sie am Rathaus ankamen, hatte der perfekte blaue Himmel eine blechfarbene Tönung angenommen. Esme folgte den Männern in das Gebäude. Bürgermeisterin Lumley hatte darauf bestanden , dass die Task Force vom Rathaus aus operierte und nicht vom örtlichen Polizeirevier aus.
    „Sie möchte, dass unser Erfolg ausschließlich mit ihr in Verbindung gebracht wird.“ Tom runzelte die Stirn. „Sie betrachtet diese Tragödie als ihre Eintrittskarte ins Abgeordnetenhaus.“
    „Wenn unser Mörder wüsste, was er anrichtet“, fügte Norm hinzu, „würde er sich heute noch selbst stellen.“
    Die Büros befanden sich in der zweiten Etage. Dort gab es einen großen Konferenzraum und vier angrenzende Zimmer. Den Schildern zufolge war in diesen Räumen normalerweise das Bürgerbüro untergebracht, doch die Mitarbeiter waren vorübergehend umgezogen. Vielleicht ja ins Polizeirevier.
    Tom führte Esme in das Konferenzzimmer. Auf dem großen Kirschholztisch – sämtliche Möbel in dem Gebäude waren aus dreiunddreißig Jahre altem Kirschholz – lagen stapelweise Berichte, Laboranalysen, Beweisproben und so weiter. Fast die ganze Oberfläche des Tisches war bedeckt.
    „Brauchst du was? Saft? Gebäck?“
    Esme schüttelte den Kopf.
    „Ich bin froh, dass du hier bist“, sagte er und schloss die Tür.
    Sie begann mit den Schuhschachteln. Sie waren hellorange. Die Polizei hatte sie gewissenhaft in eine Plastiktüte gesteckt. Esme nahm die mit „Atlanta“ beschriftete hoch, legte sie in den Schoß und zog vorsichtig den Inhalt heraus. In der Schachtel lag die Nachricht, die Tom ihr gemailt hatte.
    „WENN ES NOCH EINEN GOTT GÄBE, HÄTTE ER MICH AUFGEHALTEN. – GALILEO“
    Es handelte sich um normales 80-Gramm-Papier, das man in jedem

Weitere Kostenlose Bücher