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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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dass die Task Force in Santa Fe wieder eingesetzt werden würde, war er ein wenig enttäuscht gewesen. Seine Aufpasser ebenso. In feierlichem Schweigen waren sie zum Flughafen gefahren, sie hatten E-Mail-Adressen ausgetauscht und versprochen, sich zu schreiben.
    Aber jetzt hatte er wieder Spaß an seinem Beruf, er hatte sich in einem Dickicht aus Daten verlaufen und genoss es. Allerdings fehlte ihm Darcys wissenschaftlicher Scharfsinn, weshalb er Dr. Steve Wu, den Leiter des kriminaltechnischen Labors, gebeten hatte, ihm bei der Analyse der Ergebnisse zu helfen. Tom hatte Anna und Hector Jackson (nicht verwandt) bereits zur Unterstützung der Polizei nach Kansas City geschickt, während Norm die Maßnahmen am Tatort koordinierte. Somit war das Labor ganz allein Daryls Aufgabe.
    „Die sind von der Beleuchtungskabine.“ Steve deutete auf den neuesten Papierstapel.
    Daryl begann zu lesen. Die Techniker hatten Fußabdrücke im Teppich gefunden, die nicht zu denen der Schüler oder Lehrer passten, insofern konnten sie vom Täter sein oder von jedem anderen, der an diesem Morgen im Beleuchtungsraum gewesen war. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, ob Gwen nicht noch Besuch gehabt hatte, während sie den Projektor aufbaute. Deswegen legte Daryl die Ergebnisse auf den sogenannten „Vielleicht“-Stapel. Etwas zu haben war immer noch besser, als gar nichts zu haben.
    Dann kamen die ballistischen Untersuchungen. Die Patronenhülsen passten wie nicht anders zu erwarten zu denen in Amarillo und Atlanta. Wenn es überhaupt irgendeinen Zweifel gegeben hatte, ob es sich um denselben Mörder handelte, dann waren die Zweifel damit ausgeräumt. Seit dem Vorfall in Atlanta hatte Daryl alle Verkäufer von M107-Scharfschützengewehren vom Kaliber 50 überprüft. So ein Gewehr kostete fast neuntausend Dollar und konnte in über neuntausend Waffenläden in dreiundvierzig Staaten erstanden werden (in sieben Staaten war der Verkauf verboten). Für die, die es sich leisten konnten, war die M107 eine beliebte Waffe. Die Firma, die sie herstellte, Barrett Firearms, brüstete sich damit, dass es sich um ihr meistverkauftes Produkt handelte.
    Doch ein Scharfschützengewehr kaufen zu können hieß noch lange nicht, dass man auch damit umgehen konnte, und dieser spezielle Sniper, Galileo, war ein meisterhafter Scharfschütze. Es gab keine Einschusslöcher in den Wänden, im Boden oder in der Decke der Aula. Keine Einschusslöcher auf der Bühne. Es gab ein paar in den Sitzen, doch die rührten von Kugeln her, die bereits Gehirnmasse durchschlagen hatten. Mit anderen Worten: Galileo hatte nie danebengeschossen, nicht ein einziges Mal. Ja, es mochte Tausende M107-Besitzer geben – doch wie viele von denen konnten derart gut schießen?
    Nun, das war Norms Spezialgebiet: Profiling. Daryl notierte sich, dass er darüber mit seinem Kollegen sprechen musste, legte die ballistischen Berichte zur Seite und machte mit den Fingerabdrücken weiter. Da er davon ausging, dass Galileo sich als Mitarbeiter Zutritt zur Schule verschafft hatte wie auch in der Grundschule in Atlanta und im Aquarium in Amarillo, überraschte es ihn nicht, herauszufinden, dass die Fingerabdrücke aus Amos Rodmans Akte (der vor Kurzem erst von der Peralta High School angestellten und dann auf mysteriöse Weise verschwundenen Reinigungskraft) nirgendwo in dem Beleuchtungsraum zu finden waren. Daryl vermutete, dass die Fingerabdrücke von Amos Rodman überhaupt nirgends in der Schule zu finden waren.
    „Wie hat er es wohl angestellt?“, fragte Dr. Wu.
    „Was angestellt?“
    „Seine Fingerabdrücke gefälscht? Das hat er in den anderen Städten auch getan, oder? Um so eine Stelle zu bekommen, wird man doch genauestens überprüft. Wie hat er das hinbekommen?“
    Daryl zuckte mit den Schultern, ahnte aber, dass es für einen Mann wie Galileo ein Leichtes war, falsche Identitäten anzunehmen. Als er etwas länger darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass er vermutlich selbst dazu in der Lage wäre. Man brauchte nur jemanden mit einem sauberen polizeilichen Führungszeugnis. Zehn Minuten Arbeit mit Adobe Photoshop und ein guter Farbdrucker reichten, um die Dokumente zu fälschen.
    Wenn Daryl wollte, konnte er alles stehen und liegen lassen, sich einfach in Luft auflösen und ein anderer werden. Er dachte über die Möglichkeit nach; sie schien ihm nicht unattraktiv. Sicher, ihm gefiel seine Arbeit, aber es gab auch andere Jobs. Und er war noch nie in Neuseeland gewesen. Ob es da guten

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