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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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WLAN-Zugang gab? Daryl nahm sich vor, mehr darüber herauszufinden, sobald der Fall erledigt war.
    „Was kommt als Nächstes?“
    „Serologie“, antwortete Dr. Wu.
    Ach ja. Blut.
    Zusammen mit den ballistischen Berichten erzählten die Analysen der Blutspritzer Rics und Gwens Geschichte. Beide hatten zur Tür geschaut, als sie erschossen wurden. Hatte Galileo sie überrascht? Ric war nicht mal in der Medien-AG gewesen – was hatte er dort zu suchen gehabt? Ric und Gwen sahen also zur Tür, als Galileo ihnen aus nächster Nähe in den Kopf schoss. Die Öffnung an Rics Hinterkopf passte zu den Blutspritzern auf dem Kunststofffenster, während sich die von Gwen an der Wand fanden. Das ergab durchaus Sinn. Sie hatte näher am Mischpult gesessen. Doch auf den Fotos vom Tatort lagen Ric und Gwen nebeneinander auf dem Boden wie schlafende Geschwister. Auf diese Weise konnten sie nicht gefallen sein, was bedeutete, dass Galileo sie so hingelegt hatte. Weshalb? Das war eine weitere psychologische Frage für Norm Petrosky.
    Die Daten von Schulinspektor Longtree waren für Daryl am interessantesten. Anders als die anderen Opfer in der Schule, anders als alle Opfer überhaupt – von Darcy Parr abgesehen – war er mit einer Beretta erschossen worden. a) Warum war der Schulinspektor im Beleuchtungsraum gewesen? Vielleicht, um Ric rauszuwerfen? b) Warum sollte Galileo zwei Studenten mit einem Gewehr erschießen und dann bei Longtree zur Pistole wechseln? Das war nicht logisch … bis Daryl Seite 38 des Berichts erreichte.
    „Ich muss Tom anrufen!“ Er wühlte nach seinem Telefon.
    „Was ist denn los?“, erkundigte sich Dr. Wu.
    Daryl reichte ihm Seite 38.
    Nachdem er die Seite gelesen hatte, runzelte Dr. Wu die Stirn. „Das bedeutet nicht unbedingt …“
    „Doch“, entgegnete Daryl. Toms Mailbox meldete sich. „Tom, hier ist Daryl Hewes. Die beiden Studenten im Beleuchtungsraum hatten Blutgruppe 0. Der Schuldirektor hatte A – er wurde aus nächster Nähe mit einer Beretta erschossen –, aber auf dem Schulbuch ist frisches Blut der Blutgruppe AB. Ich glaube, es hat einen Kampf gegeben. Wahrscheinlich hat der Direktor sich mit dem Buch gegen Galileo gewehrt, ihm vielleicht das Gewehr aus der Hand geschlagen. Jedenfalls glaube ich, dass das Blut in dem Buch von Galileo ist. Tom, ich glaube, wir haben ihn.“

20. KAPITEL
    Endlich hatten sie Glück. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Wie oft konnte Galileo ihnen entwischen? Irgendwann musste er einen Fehler machen. Er hatte keine übernatürlichen Kräfte. Er war schließlich nur ein Mensch, ein Mensch, der blutete.
    In den frühen Neunzigerjahren hatte das Justizministerium ein Computerprogramm für genetische Angaben eingeführt. Man nannte es Combined DNA-Index-System oder CODIS, und zur Jahrtausendwende beinhaltete es bereits hundertausend Daten von bekannten Straftätern nur in den Vereinigten Staaten. Fünf Jahre später über fünfhunderttausend. Im Jahr 2005 wurde CODIS im Geiste von Big Brother auch auf staatliche Angestellte ausgedehnt. Toms DNS war in CODIS zu finden. Die DNS des Präsidenten war in CO-DIS zu finden.
    Und Galileos DNS ebenfalls.
    „Oder sollten wir sagen: die von Henry Booth“, hatte der medizinischtechnische Assistent gesagt und ihm einen Ausdruck gereicht. Zweiundzwanzig lange Stunden hatte Tom herumtelefoniert und sämtliche Beziehungen spielen lassen, um zu bekommen, was er brauchte. Jetzt saß er im Zug nach Baltimore, wo Booth zuletzt in einer privaten Sicherheitsfirma namens Bellum Velum gearbeitet hatte. Tom hätte sein Motorrad genommen, war mit seinem verletzten Arm jedoch nicht in der Lage, zu fahren, außerdem konnte er während der Zugfahrt alle Daten durchsehen, die es über Henry Booth gab. Er saß am Fenster. Links von ihm stand die Ostküste in voller Blüte, doch er achtete nicht darauf. Sein Blick war auf die Akte in seinen Händen geheftet, sein Hirn arbeitete mit Hochdruck daran, die Vergangenheit und die Zukunft in einzelne Teile aufzuspalten.
    Henry Booth war ein ehemaliger CIA-Agent. Er war zu der Agency gestoßen, nachdem er das Reserve Officer Trainings Corps, kurz ROTC, an der Universität von Maryland abgeschlossen und die verschiedensten schmutzigen Jobs im Nahen Osten erledigt hatte. Alle CIA-Agenten wurden drastischen psychologischen Tests unterzogen, und doch konnte man nie sicher sein, welche Auswirkungen das Kriegsgeschehen auf einen Menschen hatte. Henry Booth war streng religiös erzogen worden. Er

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