Herr Hase jagt den Meisterdieb - ein Osterkrimi zum Mitraten
meinen gelben Seidenschal, den du so magst.«
»Okay«, sagt Bea und läuft rüber in ihre Kabine. Dort sitzt Nick auf dem Bett und starrt traurig vor sich hin.
»Wir sollen uns umziehen«, sagt Bea.
»Ich hab gar keine Lust«, antwortet Nick.
Bea setzt sich zu Nick aufs Bett. Dann legt sie den Arm um ihren kleinen Bruder. »Mach dir keine Sorgen«, tröstet sie ihn. »Das Essen mit dem Kapitän ist die beste Gelegenheit, um etwas über Herrn Hase herauszufinden! Vielleicht hat ihn ja jemand gesehen oder eingefangen!«
Nick wird etwas munterer. »Ja, genau!«, ruft er. Dann springt er schnell auf und läuft ins Bad, um sich die Haare zu kämmen.
Aber schon nach einer Sekunde kommt Nick wieder heraus und sieht seine Schwester sehr ernst an.
»Versprich mir, dass du ganz bestimmt etwas herausbekommst!«, sagt Nick beschwörend. Bea muss schlucken. Sie hat noch keine Idee, wie sie das anstellen soll. Trotzdem nickt sie. »Versprochen, Bruderherz«, sagt sie.
Bea zieht ihr blaues Kleid mit den gelben Punkten an. Dann kämmt sie sich auch die Haare und bindet sich hoch oben am Hinterkopf einen dicken Zopf. Nick trägt seine Jeans und ein schon leicht fleckiges T-Shirt, denn er hat ja keine Kleidung eingepackt.
»Du brauchst aber schon ein frisches T-Shirt«, meint Bea, als sie probehalber an Nick schnüffelt. »Hier, nimm das.« Bea reicht ihm eines ihrer Shirts.
»Aber das ist doch nur was für Mädchen«, ruft Nick entsetzt. »Das hat ja Blümchen!«
»Ansonsten habe ich nur noch ein Kleid für dich, ist dir das lieber?«, scherzt Bea.
Grummelnd wechselt Nick das T-Shirt. Es reicht ihm bis zu den Knien. Bea kringelt sich beinahe vor Lachen. Im selben Moment kommen Mama und Papa in die Kabine. Mama verdreht bei Nicks Anblick die Augen, Papa stöhnt. Aber beide verkneifen sich einen Kommentar. Mama gibt Bea ihren gelben Schal. Dann macht sich die Familie auf zum Restaurant.
Dort nehmen sie am Kapitänstisch Platz. Allerdings sind sie noch viel zu früh. Erst wenige Passagiere haben sich in das Restaurant verirrt und auch der Kapitän ist noch nicht da.
»Nicht mit den Fingern essen, nicht schmatzen, nicht popeln«, ermahnt Papa Nick und Bea.
»Und nicht nach Herrn Hase fragen!«, ergänzt Mama.
»Geht klar!«, sagt Bea. »Niemals! Kein Wort!«
Nick schaut Bea mit verschwörerischer Miene an. Dann beugt er sich dicht an sie heran und flüstert ihr ins Ohr: »Aber vergiss nicht, was du mir versprochen hast!«
»Natürlich denke ich daran«, flüstert Bea zurück.
Kann Bea etwas herausfinden?
E ndlich füllt sich das Restaurant und auch der Kapitän erscheint. Zur Begrüßung drückt er Mama und Papa die Hand. »Ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zu Ihrem Hochzeitstag und möchte mich bei Ihnen auch noch einmal persönlich für den Diebstahl entschuldigen«, erklärt er mit einem warmen Lächeln.
Mama wird vor Verlegenheit ganz rot. Papa wedelt abwehrend mit den Armen. »Nein, ich bitte Sie! Kein Problem!«
»Stimmt doch gar nicht«, meldet sich Nick empört. Bea wirft ihrem Bruder einen tadelnden Blick zu. Aber sie spürt, dass sie die Gelegenheit beim Schopfe fassen muss. Sie hat es ihrem Bruder schließlich versprochen. Sie atmet tief durch und wendet sich an den Kapitän: »Haben Sie denn schon eine heiße Spur?«
Der Kapitän verzieht bedauernd das Gesicht. »Wir haben es hier offenbar mit einem wirklich gerissenen Gauner zu tun«, erklärt er. »Er hinterlässt keine Spuren, keine Tür auf dem Schiff scheint vor ihm sicher. Er schafft es, die Schlösser in Sekundenschnelle zu knacken. Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie er das anstellt!«
»Der Einbrecher ist also so eine Art Meisterdieb?«, hakt Mama nach.
»Ja, genau so könnte man ihn bezeichnen. Ein Meisterdieb«, bestätigt der Kapitän.
Bevor Bea weiter nachbohren kann, wird der erste Gang serviert und das Gespräch unterbrochen. Während der Kellner flink um den Tisch herumwieselt, denkt Bea fieberhaft nach, wie sie wieder auf den Meisterdieb zu sprechen kommen könnte. Doch da tritt plötzlich der Schiffsdetektiv an den Tisch und flüstert dem Kapitän etwas ins Ohr. Er spricht sehr leise, aber Bea kann deutlich die Worte »Diebstahl« und »Perlenkette« verstehen. Jetzt kann sie kaum noch ruhig auf ihrem Stuhl sitzen. Ihr wird heiß und kalt. Ihr Verdacht hat sich also bestätigt! Soll sie dem Kapitän sagen, dass sie Herrn Kabunke für den Meisterdieb hält? Bea kann sich kaum beherrschen, gleich platzt es aus ihr heraus. Doch
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