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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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und so."
    „Klar", sagte Kristall-Rainer.
    „Die warten schon."
    „Schon klar."
    „Ich geh dann mal."
    „Alles klar."
    „Wie war's?" fragte Erwin, als Herr Lehmann wieder an den Tisch kam. „Woriiber habt ihr geredet?"
    „So Kram", sagte Herr Lehmann und machte die Kartoffelchips auf.
    „Auf Herrn Lehmann", rief Jörgen und hob die Flasche.
    „Auf Herrn Lehmann", riefen alle und stießen an.
    „Was denn nun?" fragte Jörgen. „Ihr habt euch ja ewig unterhalten."
    Ich wollte ja eigentlich noch sagen, warum es was zu feiern gibt" , sagte Karl.
    „Was hat er denn gesagt", fragte Erwin. „Ich hab 'ne Ausstellung, in Charlottenburg."
    Was soll er schon sagen" , sagte Herr Lehmann und lehnte sich mit einer Handvoll Kartoffelchips zuruck.
    „In der Knesebeckstraße. Galerie." Echt?" sagte Herr Lehmann, ehrlich beeindruckt.
    „Dann mussen wir ja da alle hin", sagte Jurgen. „Nach Charlottenburg, ach du Scheiße . . . "
    „Ja, was denn nun?" ließ Erwin nicht locker. „So Kram halt, wegen Regen und so." Wegen Regen?"
    „Erwin", sagte Herr Lehmann grausam, „das ist ein ganz komischer Typ." „Sag ich doch." „Ganz komischer Typ." Ja und, nun sag schon . . . " „Kann man nicht so sagen", sagte Herr Lehmann. „Ganz komischer Typ." „Find ich auch", sagte Jurgen. „Der ist irgendwie nicht astrein." „Ist das ein Bulle, mal ehrlich?" fragte Erwin.
    Klar" , sagte Herr Lehmann, wenn das kein Bulle ist, dann heiße ich, ach was weiß ich", sagte er, „wahrscheinlich Frank."
    „Hab ich's doch gewußt", sagte Erwin triumphierend, „hab ich's doch gewußt!"
    „In der Knesebeckstraße, ihr Arschlocher, in der Knesebeckstraße. Im November. Bald konnt ihr alle Sie zu mir sagen." „Auf Herrn Lehmann", rief Jörgen. Auf Herrn Lehmann" , riefen alle und stießen an, daß es krachte.
Kapitel 8  STAR WARS
    Als Herr Lehmann aufwachte, knatterte Luke Skywalker gerade uber den Todesstern hinweg, um letztendlich, soweit konnte Herr Lehmann sich noch erinnern, und es aärgerte ihn, daß er sich daran erinnern konnte, zwei Torpedos in der Todesstern-Schwachstelle, irgendeinem Schacht, der zum Generator fuhrte oder so, zu versenken. Da fliegt er hin, dachte Herr Lehmann. Als er eingeschlafen war, hatten die Imperiumstruppen gerade mal Prinzessin Leias Raumschiff geentert, seitdem hatte sich einiges getan. Er schaute zur Seite, wo Katrin und Karl saßen, und beobachtete Katrin, die gebannt auf die Leinwand starrte und dabei salzige Popcorn aß, und er liebte sie in diesem Moment so sehr, daß es ihn ganz und gar ratlos machte. Er rutschte in dem durchgesessenen Kinosessel herum, um seine steifen Glieder zu entspannen und fragte sich, wie lange er sie wohl noch so anschauen konnte, ohne daß sie etwas merkte. Und wie lange das hier noch so weitergehen sollte, fragte er sich auch, das wird dauern, dachte er, denn dies war die lange Star-Wars-Filmnacht im Minoa-Kino, es wurden alle drei Star-Wars-Filme hintereinander gezeigt, es war der Kern des romantischen Abends, den sein bester Freund Karl organisiert hatte, und wenn er sich richtig erinnerte, und es aärgerte ihn, daß er sich richtig erinnerte, handelte es sich beim Kampf um den Todesstern erst um das Finale des ersten Films.
    Ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen, dachte Herr Lehmann, in solchen Dingen darf man Karl keine freie Hand geben. Und das hatte er getan, zermuärbt durch vier lange Wochen, in denen er vergeblich gehofft hatte, Katrin, der schoänen Koächin aus der Markthallenkneipe, irgendwie näaher zu kommen. Er hatte kaum etwas unversucht gelassen, er wußte jetzt viel mehr uber sie, zum Beispiel, daß sie 27 Jahre alt war, daß sie nach Berlin gekommen war, um Industriedesign an der HdK zu studieren, und daß sie hoffte, im nächsten Jahr ihre Bewerbungsmappe so weit hinzukriegen, daß es mit der Aufnahme klappte. Er kannte ihre Lebensgeschichte und die ihrer
    Eltern, er wußte viel mehr uber Achim als je zuvor, sie hatten miteinander geredet und gelacht, vor allem aber auf jene wunderbare Weise miteinander gestritten, wie nur sie beide es konnten, aber es war nichts passiert, was die Sache wirklich vorangebracht hötte. Keine zufölligen Beruhrungen, die mehr als nur zufaöllig oder freundschaftlich waren, kein Kuß zum Abschied, der sich etwas lönger hötte hinziehen und zu etwas Größerem hatte entwickeln können, keine vertraulichen Worte, keine kleinen Geheimnisse und vor allem keine Verabredungen zu zweit. Es war endgultig Herbst

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