Herr Lehmann: Herr Lehmann
mit dem Zeigefinger auf die Brust. Bist du schwul? Nein. Bin ich schwul? Nein. Bist du schwul?" wandte er sich an Katrin, Bist du schwul?"
Also häor mal . . . "
Warum sollen wir in Herrgottsnamen in eine Schwulenkneipe gehen, wenn wir nicht schwul sind? Warum laäßt man den Schwulen nicht ihre Kneipen und geht schän in eine Heterokneipe, ich meine, warum soll man mit einer Frau in eine Schwulenkneipe gehen?"
Also häor mal!"
„Jetzt reg dich ab, Frank, reg dich einfach mal ab. In der Blase ist das okay. Außerdem arbeitet Sylvio da gerade."
„Naja", sagte Herr Lehmann. Er hatte kein gutes Gefuhl bei der Sache, aber gegen dieses Argument kam er nicht an. Als sie die Blase betraten, war nicht viel los. Die Schwulen, dachte Herr Lehmann, sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Karl steuerte gleich auf einen zentralen Tisch zu und ließ Herrn Lehmann und Katrin sich dort niedersetzen. Dann ging er mit drei
Tuöten Kartoffelchips unter dem Arm zu Sylvio, der sich hinter dem Tresen mit einem Lederschwulen unterhielt, und redete mit ihm. Herr Lehmann hatte kein gutes Gefuhl bei der Sache.
„Und die sind alle schwul hier?" fragte Katrin.
„Ja."
„Die sehen doch ganz nett aus."
Herr Lehmann, den das an eine Unterhaltung mit seiner Mutter erinnerte, versuchte, das Gespraöch in andere Bahnen zu lenken.
„Wo hast du eigentlich in Bremen gewohnt?" fragte er.
„Oh", sagte sie und zundete sich eine Zigarette an. „In Hastedt."
„Wo denn da?"
„Herzberger Straße. Mit einer Freundin zusammen."
„Ah ja", sagte Herr Lehmann. „Und wie ist das da so?"
„Wie soll das schon sein", sagte sie lustlos und dann kam Karl auch schon zuriick und stellte drei Flaschen Bier auf den Tisch.
„Sylvio ist nicht glöcklich, uns zu sehen", sagte er zufrieden und nahm eine von Katrins Zigaretten. „Und sein Chef schon gar nicht. Und sie wollen nicht, daß wir unsere Kartoffelchips essen."
„Wer ist sein Chef?"
„Die Leder-Uschi, mit der er da rumsteht", sagte Karl. „Sie meinen, ob wir nicht eben ein Bier trinken und dann mit der Frau woanders hingehen koönnen. Das Bier haben sie sogar ausgegeben. Dafuör habe ich ihnen die Kartoffelchips geschenkt."
„Naja", sagte Herr Lehmann, „wenn Sylvio das schon sagt, dann sollte man das vielleicht ernst nehmen."
„Nix", sagte Karl, „der meint das nicht so. Das ist nur wegen seinem bloden Lederboß da. Er ist neu hier, und er braucht das Geld."
„Weil ich 'ne Frau bin, oder was?" sagte Katrin entriistet. „Das ist ja wohl das Allerletzte."
„Ja sicher", sagte Herr Lehmann, „aber andererseits ist das auch eine Schwulenbar, oder? Ich meine, das ist doch die Idee einer Schwulenbar, daß die Schwulen unter sich sind, wurde ich mal sagen."
„Aber die konnen uns doch nicht rausschmeißen, weil ich eine Frau bin."
„Sachte", sagte Karl und leerte sein Bier. „Niemand schmeißt hier irgend jemanden raus. Schaut mal, wer da kommt!"
Herr Lehmann drehte sich zum Eingang um und sah Kristall-Rainer, der durch die Tur schritt, ihn erkannte und erfreut die Hand hob.
„Ist der jetzt auch noch schwul?" sagte Herr Lehmann verwundert.
„Den kenn ich", sagte Katrin, „den habe ich schon mal gesehen."
„Ja, das ist ein schwuler Zivilpolizist", sagte Karl und lachte.
Kristall-Rainer ging zum Tresen und ließ sich ein Weizenbier einschenken. Dann trat das ein, was Herr Lehmann befurchtet hatte. Er kam zu ihnen heruöber.
Hallo!" sagte er zu Herrn Lehmann, und es klang so unsicher, daß Herr Lehmann gleich wieder etwas Mitleid mit ihm hatte.
„Hallo", gab er zuröck und setzte dann widerstrebend hinzu: „Setz dich doch."
„Oh, das ist nett. Ich bin öbrigens Rainer", sagte er in die Runde.
„Schon klar", sagte Karl. „Bist du öfter hier?"
Nein, wieso?"
„Nur so", sagte Karl und lachelte unergriindlich. „Wir brauchen jemanden, der zum Tresen geht und uns neues Bier holt. Ich gebe das Geld, aber jetzt muß mal ein anderer gehen."
„Ich mach das", sagte Rainer. „Kein Problem." Er stand auf und ging zum Tresen. Sein Weizenbier nahm er mit.
„Woher kenne ich den bloß?" sagte Katrin, als er außer Horweite war.
„Der tourt durch alle Kneipen", sagte Karl. „Trinkt öberall Weizenbier. Kristall."
„Ohne Zitrone", fugte Herr Lehmann mißmutig hinzu. Der ganze Abend war eine einzige Scheiße.
Schau dir den Herrn Lehmann an" , sagte sein bester Freund Karl zu Katrin. „Der muß mal dringend aufgemuntert werden."
„Was ist denn los?" fragte
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