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Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition)

Titel: Herr Mozart wacht auf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Baronsky
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diese Zeit, in der ein Zauber nicht mehr zählte!
    »Ich … hatte das Herz nicht. Doch ist meine Lage all so, dass ich es auf mich nehme, allein um mir ein Auskommen zu machen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie noch immer nicht über die Runden kommen? Das ist mir unbegreiflich, in Ihrem Alter, ein Mann mit Ihren Fähigkeiten …« Liebermann erhob sich aus seinem Sessel, wanderte ziellos zwischen den Instrumenten umher, blieb schließlich stehen und sah Wolfgang durchdringend an. »Oder haben Sie irgendwelche …Verbindlichkeiten?«
    Nach nur winzigem Zögern verneinte Wolfgang. Jene zweihundert Euro, die er Czerny noch schuldete, waren nicht der Rede wert, und zwischen Piotr und ihm sollten ohnehin andere Regeln gelten. »Ich versichere Sie, dass ich ein freier und unbescholtener Mann mich nennen kann.«
    Liebermann kratzte mit dem Gehstock dunkle Linien in den taubenblauen Teppich. Schließlich bedachte er Wolfgang mit einem schelmischen Lächeln. »Ich denke, Herr Mustermann, wir sollten Sie ein bisschen bekannter machen. Spielen Sie, mein Lieber, spielen Sie, damit ich telefonieren kann.«
    Und während Wolfgang sich weiter dem wundervollen Flügel hingab, hörte er Liebermann in seinem Kontor sprechen, vermutlich hatte er sein Telefon am Ohr. Er sprach aufgeregt, während des gesamten Allegros, kehrte erst zum Ende des Andante zurück und klopfte Wolfgang anerkennend auf die Schulter.
    »So, mein junger Freund, ich habe Sie als Überraschungsgast untergebracht, ein Benefiz-Konzert unseres Wohltätigkeitsvereins. Das war nicht einfach, die Herren sind zuweilen etwas – hm, beschwerlich, aber ich habe Sie in den höchsten Tönen gelobt, und da ich seit Jahren dort den Flügel stelle, werde ich wohl auch einmal entscheiden dürfen, wer darauf spielt, nicht wahr?« Liebermanns Augen funkelten, solche Aktionen schienen ihn am Leben zu halten. »So, jetzt kommt es ganz auf Sie an, Mustermann.« Er sah Wolfgang durchdringend an. »Gage bekommen Sie natürlich keine, aber einen ordentlichen Anzug und gute Presse.« Liebermann nickte verschwörerisch. »Und ich sorge dafür, dass man Sie den richtigen Leuten vorstellt. Kommen Sie am Dienstag hierher, damit Sie mit dem Dirigenten das Programm durchsprechen können.«
    Und so lernte Wolfgang wenige Tage später einen Mann namens Gregor Klischewski kennen, für den Wolfgangs Auftritt indes alles andere als eine abgemachte Sache zusein schien. Ohne Wolfgang weiter zu beachten, schalt er auf Liebermann ein. »Wie stellst du dir das vor, Johannes? Wo kämen wir hin, wenn wir für jeden dahergelaufenen Pianisten, von dem kein Schwein je gehört hat, das ganze Programm über den Haufen schmeißen? Vergiss es! Ausgeschlossen, ohne mich.« Er warf Wolfgang einen Blick zu, mit dem man allenfalls eine verwesende Ratte im Rinnstein bedachte.
    Wolfgang erhob sich. »Bei allem darum nötigen Respekt, Herr Liebermann, doch wo eine Sache zu viel ist, so ist sie zu viel. Ich habe gewiss in einem zu großen Maße Ehre im Leib, und wohlverdiente obendrein, als dass ich mich derart wegzuwerfen imstande sein könnte!« Empört griff er nach seiner Jacke und deutete eine Verbeugung vor Liebermann an. »Ihre Bemühungen weiß ich wohl zu schätzen, und mein Dank soll Ihnen auf ewig gewiss sein, allein, auch ich weiß um meinen Wert.« Er wandte sich zum Gehen, doch Liebermann war mit unerwarteter Geschwindigkeit bei ihm und hielt ihn am Arm.
    »Sie bleiben, Mustermann.«
    Hätte Liebermann nicht so erstaunlich ruhig und freundlich gesprochen, wäre Wolfgang längst zur Türe hinaus gewesen, doch in Liebermanns Stimme lag solche Kraft, dass Wolfgang sich nicht zu widersetzen vermochte.
    »Und Sie spielen!«
    Zu Klischewski gewandt, fuhr Liebermann fort: »Kein Mensch verlangt, dass du etwas über den Haufen schmeißt, Gregor. Er spielt einfach zusätzlich.« Mit bestimmtem Griff bugsierte Liebermann Wolfgang zum Flügel.
    »Zusätzlich! So ein Blödsinn! Ich lasse mir doch nicht den guten Ruf verderben.«
    »Spielen Sie, Mustermann, spielen Sie.«
    Entrüstet stemmte Wolfgang die Hände in die Seite. Hatte er das nötig, sich vor einem solchen Widerling zu beweisen? Dann jedoch dachte er an Piotr, dachte an seinenVater und an eine Prélude dieses Russen, wie hieß er noch, Rachmaninow, ja, der war für eine Rache gut, der Rachmaninow. In überlauten Staccati hieb Wolfgang das düster-aggressive es minor in die Tasten, bis sein Zorn ihm zwischen den Fingern zerrann und eine neue Stimme in

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