Herr und Frau Hase - Die Superdetektive
sagte der Oberratshase.
»Woher wusste der das denn? Das Murmeltier war doch verkleidet«, sagte Frau Hase.
»AHA! Da haben wir das Geständnis. Besten Dank, Frau Hase«, sagte ein Ratshase und machte sich eine Notiz.
»Keine freiwilligen Informationen, hab ich dir doch gesagt«, zischte Herr Hase.
»Ruhe! Allein deswegen hätten wir Sie aber noch nicht in die Schlangengrube geworfen«, sagte der Oberratshase.
»Sie haben eine Schlangengrube?« Frau Hase zitterte.
»Nein, das wollte ich bloß schon immer mal sagen«, sagte der Oberratshase.
»Schluss jetzt«, rief Herr Hase und schüttelte energisch die Faust. »Sie machen Frau Hase ja Angst!«
Der Ratshase ignorierte ihn gähnend.
»Ihr wahres Vergehen ist jedoch, dass Sie in Begleitung eines MENSCHEN gesehen wurden. Eines Menschenmädchens! Und Sie haben sich nicht einmal bemüht, das zu verbergen. Noch schlimmer, Sie haben besagtes Menschenmädchen in ein Hasenrestaurant mitgenommen, was eindeutig gegen das Bürgerliche Hasengesetzbuch, Paragraf sechs Absatz dreiundzwanzig verstößt.«
»Wer sagt das?«, fragte Herr Hase.
»Ein gewisser Hasenkellner.«
»Du hättest ihm mehr Trinkgeld geben sollen«, flüsterte Frau Hase.
»Dies hat Sie beide – zusammen mit der Tatsache, dass Sie mit Murmeltieren verkehren – in eine sehr gemütliche Lage versetzt«, sagte der Oberratshase. »Eine äußerst gemütliche.«
»Haben Sie sich da nicht gerade im Wort geirrt?«, merkte Herr Hase an.
»Psst«, sagte Frau Hase und zwickte Herrn Hase. »Ärgere ihn nicht.«
»Ich will Ihnen mal was sagen«, sagte Herr Hase, stand von der Anklagebank auf und schritt wie ein Anwalt im Gerichtssaal auf und ab. » Wir wollen Ihnen jetzt mal was sagen. Und wir sagen: HA!«
»Ha?«, fragte der Oberratshase.
»Jawohl, ha! Gut, mit Murmeltieren verkehrt haben wir. Besser gesagt mit einem Murmeltier. Aber Hand aufs Herz: Wir alle verkehren mit Murmeltieren, wenn wir Geheimschrift entschlüsseln müssen! Deswegen haben wir nichts Unrechtmäßiges getan und kommen folglich auch nicht in die Schlangengrube. Ha!«
»Wie wahr, wie wahr«, murmelten die Ratshasen.
»Wir haben doch gar keine Schlangengrube«, flüsterte einer.
»Genau, wie wahr«, nahm Herr Hase den Faden auf und lief noch etwas schneller auf und ab. »Nein, dagegen können Sie nichts einwenden. Wir mögen Murmeltiere zwar nicht, aber wir machen sie uns zu Nutze. Stimmt’s?«
»Mag sein«, sagte der Oberratshase. »Aber deshalb führen wir sie noch lange nicht zu Pizza-Himmel aus. Und was Menschen betrifft: Mit denen freunden wir uns nicht an. Niemals. Dem Kellner zufolge ist das kleine Mädchen mit Ihnen befreundet.«
»Der Kellner täuscht sich. Das kleine Mädchen ist nicht mit uns befreundet«, sagte Herr Hase.
»Ach was?«, sagte der Oberratshase schneidend. »Sie ist Ihnen also bloß zufällig nachgelaufen, hat sich bei Pizza-Himmel neben Sie gesetzt und zu einer Portion Spaghetti einladen lassen?«
»Sie ist nicht mit uns befreundet. Sie ist vielmehr …« Und hier machte Herr Hase eine kunstvolle Pause. Sie dauerte so lange, dass sich mehrere Ratshasen in der Zwischenzeit einen Kaffee holten. Einer unter ihnen hatte Zeit, sich einen riesengroßen entkoffeinierten Mokka-Eiskaffee ohne Sahne zum Mitnehmen zu bestellen. Herrn Hases Pause dauerte sogar so lange, dass der Ratshase, als sein Kaffee kam, immer noch genug Zeit hatte, umzubestellen, und stattdessen einen extragroßen fettarmen Soja-Karamell-Macchiato ohne Sahne und ohne Zucker, dafür aber mit der doppelten Portion Karamell und dazu noch einen laktosefreien Zitrone-Mohn-Muffin, aufgewärmt, aber ohne Butter, anfordern konnte. Als die Ratshasen sich wieder auf ihrem Podium versammelt hatten, war Herr Hase dann fast fertig mit seiner Pause. Mit den Kaffeebechern in der Pfote wandten sie sich ihm wieder zu.
»UNSER HAUSTIER!«, beendete Herr Hase seinen Satz.
»Ihr Haustier? Das kleine Mädchen ist ein Haustier?«, sagte der Oberratshase. »Wer’s glaubt, wird selig.«
»Wenn Sie Ihr Bürgerliches Hasengesetzbuch aufschlagen, finden Sie unter Paragraf zweiundsechzig Absatz neun Ziffer vierunddreißig folgenden Satz, ich zitiere: ›Hasen verfügen über das unveräußerliche Recht, jedwedes Tier als Haustier zu halten, sofern sie ihm eine angemessene Unterkunft bauen.‹«
»Hört, hört«, bemerkte der Oberratshase.
»Und wie Sie sehen, bin ich hier in der Latzhose erschienen, weil ich bis zum letzten Augenblick vor unserem Termin an
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