Herr und Frau Hase - Die Superdetektive
Sonst kommen wir zu spät! Behalt einfach deine Latzhose an.«
»Meine Latzhose?«, entgegnete Herr Hase, der ans Auto getreten war. »Ich kann doch nicht in der Latzhose dort auftauchen. Was sollen die von mir denken? Damit bekunde ich wohl nicht gerade den nötigen Respekt. Allein dafür könnten sie mich am Ende einsperren.«
»Unsinn. Wenn die mich in dem hübschen schwarzen Kleid und meinen feinsten High Heels sehen, kommen sie gar nicht mehr dazu, dich zu verhaften – vor lauter Grübeln, warum so eine elegante Häsin so einen Penner wie dich geheiratet hat.«
»Das ist aber kein schönes Wort, Frau Hase«, sagte Herr Hase.
»Komm schon, wir reden jetzt lieber nicht weiter. Wir sind beide nervös, sonst streiten wir uns noch«, sagte Frau Hase.
In angespannter Stille fuhren sie also zum Rathaus.
Vor dem Rathaussaal saßen bereits lauter andere Hasen mit blassen, angestrengten Gesichtern.
»Siehst du!«, kommentierte Herr Hase. »Die tragen alle einen zu ihren blassen, angestrengten Gesichtern passenden Anzug!«
»Ruhe«, sagte Frau Hase, die inzwischen sehr nervös war. Und wenn sie nun beide ins Gefängnis kamen? Wie sollten sie sich dann noch richtig um Marlene kümmern? Wie lange sich wohl so ein kleines Mädchen von Backpflaumenkuchen ernähren konnte? Frau Hase hatte ein ganzes Dutzend gebacken und eingefroren. Aber Marlene kam ja nicht einmal ins Haus. Fand die Kuchen womöglich gar nicht! Sie mussten ihren Prozess einfach gewinnen, egal, was man ihnen vorwarf.
Wie der Zufall es wollte, hatte sich der Zeitplan des Hasenrats verzögert, so dass die Hases noch ein bisschen länger als geplant dasitzen und nervös sein konnten. Vor lauter Herumzupfen riss sich Frau Hase eine Laufmasche in die Strumpfhose.
»Mist«, sagte sie.
»Pst«, sagte Herr Hase. »Man weiß ja nie, was für Ausdrücke die anstößig finden. Am Ende landest du noch deswegen im Knast. Und irgendwie geschieht dir das dann auch recht. Finde ich.«
Und dir geschieht es irgendwie recht, wenn du nach Hause kommst, die Tiefkühltruhe aufmachst und lauter Backpflaumenkuchen darin findest und sonst gar nichts! Finde ich, dachte Frau Hase und lächelte ihren Mann an. Der vermutete daraufhin, sie hätte jetzt endgültig den Verstand verloren. Aber natürlich meinte es keiner der beiden so, denn schließlich waren sie Hasenkumpels bis in alle Ewigkeit, durch dick und dünn.
»Hör zu, Frau Hase, im Ernst, das ist wichtig: Nachher, im Gerichtssaal, da rückst du keine einzige Information freiwillig heraus, ja? Halt schön dein Hasenschnäuzchen. In solchen Situationen antwortet man höflich und sachdienlich, aber freiwillige Informationen liefert man nie.«
»Ja, ja, schon gut«, murmelte Frau Hase und knetete ihr Taschentuch. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn Herr Hase so streng wurde. Das machte sie gleich doppelt nervös.
Schließlich wurden die Hases aufgerufen.
Sie setzten sich auf die Anklagebank und blickten zu den Ratsmitgliedern auf, die ganz oben auf einem sehr hohen Podium hinter einem sehr hohen Tisch auf sehr hohen Stühlen saßen und sie geradezu angewidert anstarrten.
Dabei kennen die uns doch gar nicht, dachte Frau Hase verstört.
»Sie sind also Frau Hase?«, fragte der Oberratshase mit durchdringendem Blick.
»Ja«, piepste Frau Hase.
»Und Sie sind mit dem Penner in der Latzhose da verheiratet?«
»Das ist aber ein sehr hässliches Wort«, sagte Herr Hase.
»Ja, ich bin mit dem, ähm, Gentleman in der Latzhose verheiratet«, sagte Frau Hase. »Aber ich möchte hinzufügen, dass er bis zu unserer Abfahrt heute Morgen fieberhaft gearbeitet hat und keine Zeit mehr hatte, sich umzuziehen. Er besitzt auch einen sehr schönen Anzug. Mit Manschetten.«
»Keine freiwilligen Informationen«, knurrte Herr Hase.
»Ach was?«, versetzte der Oberratshase hämisch. »Hoffentlich ist die Hose dieses angeblichen Anzugs lang genug, um seine lila Plateauschuhe zu verbergen!«
Verblüfftes Schweigen. Woher wusste der Hasenrat denn von Herrn Hases Discoschuhen?
»Das sind meine Fahrschuhe«, sagte Herr Hase erhaben.
»Die stehen Hasen leider gar nicht«, sagte der Oberratshase. »Aber das soll Ihre kleinste Sorge sein, deshalb wurden Sie nicht hierherbestellt. Uns ist zu Ohren gekommen, dass Sie mit MURMELTIEREN verkehren.«
»Mist«, flüsterte Herr Hase. »Da hat einer geplaudert.«
»W-wie kommen Sie denn darauf?«, stotterte Herr Hase.
»Ein Mitarbeiter von Pizza-Himmel hat uns darüber in Kenntnis gesetzt«,
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