Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
mächtiges Donnergrollen hinterher. Es sieht ganz danach aus, als ließe sich aus einem zweimaligen Nichtreagieren kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit ableiten.
Wiki verliert vor Schreck etwas Flüssigkeit.
Gelbe, nicht rote!
Die Aktion ist von beeindruckender Nachhaltigkeit. Sie dauert ganze zwei Sekunden. Wiki hat keinen Kratzer. Es tut nicht weh. Aber das Kaustäbchenthema ist ein für alle Mal gegessen!
Ich gestehe, für mich persönlich ist es das Highlight des Tages. Habe ich mich doch schon gefragt, wie lange sich unsere Diva noch von dem Jungspund auf der Nase herumtanzen lässt. Und ob man sich eigentlich wie die Axt im Walde benehmen muss, wenn man irgendwo neu einzieht.
Meine Kinder sind von dem respektlosen Neuzugang begeistert und plädieren dafür, aus den Vorfällen der ersten drei Wochen eine Hitparade zu erstellen.
Platz 10
Wiki schraubt von einer Essigflasche den Blechdeckel ab und kaut darauf herum, als wäre es ein Werther’s Original. Sein Zahnfleisch scheint aus Edelstahl gefertigt zu sein.
Platz 9
Kauknochen aus Rinderhaut vernichtet der Kleine schneller als die Große. Plüschige Losbudengewinne werden gehäckselt. Offenbar können Terriergebisse in den Schreddermodus schalten.
Platz 8
Monsieur klaut wie ein Rabe: Kaustäbchen aus Pfoten, Schuhe aus Regalen, BHs aus der Wäsche und Handwerkerbrötchen vom Teller. Letztere wurden von mir persönlich aufgebacken und mit Meerrettich, Mayonnaise, Schinken, Emmentaler, Gurke, Ei und Salat sorgfältig belegt. Der Gipser durfte einen kurzen, hungrigen Blick darauf werfen, dann waren die Brötchen weg.
Platz 7
Wiki gräbt ein Riesenloch in Stellas mühselig gepflegte, mit der Nagelschere geschnittene Rasenböschung. Die erboste Gattin knurrt: »Sieh an, der Knabe schaufelt sich sein eigenes Grab.« Tatsächlich! Das Loch ist groß genug, um einen wild gewordenen Halbterrier problemlos darin bestatten zu können.
Platz 6
Der Macho schläft breitbeinig schnarchend auf dem Rücken. Fehlt nur noch, dass er Baseball guckt, sich am Sack kratzt und auf den Boden rotzt.
Platz 5
Wiki bewacht Luna im Haus. Er setzt sich neben sie, lässt die Knopfaugen schweifen und grollt dramatisch, wenn ich mich der Holden nähere. Ich räume den Dreikäsehoch kurzerhand beiseite. Als ob mein Vierzigkilohaudegen einen Sechzehn k ilobodyguard bräuchte!
Platz 4
Das Schleppleinenchaos ist kein Einzelfall, sondern an der Tagesordnung. Wiki fädelt mit seiner Fünfmeterschnur so schnell ein, durch, drunter und drüber, dass ich jedes Mal etliche Minuten brauche, um die Knoten aus der schlammigen Nylonschnur zu lösen. Dieses Vergnügen habe ich allerdings nur, wenn wir auf eine Ansammlung von mehr als drei Laternen, Pfosten, Birken oder Pfählen treffen. Es soll sich schließlich lohnen.
Platz 3
Wenn wir einen Ausflug mit dem Auto machen, öffne ich erst die Kofferraumklappe und dann die Haustür. Luna trabt aus der Tür und springt in den Kofferraum.
Wiki entert das Auto auf ganz eigene Art: mit einem Affenzahn schießt er aus dem Haus, quer durch den Hof, die Einfahrt hoch, rüber zum Nachbarn, zweimal um dessen Teich, dann wieder zurück, die Einfahrt hinunter, durch unseren Hof und ab in den Kofferraum. Er ist noch nicht ganz gelandet, da wirft er dem Fahrer bereits einen seiner unschuldigen »Kann’s endlich losgehen? Worauf warten wir denn noch?«-Blicke zu.
Platz 2
Wiki rast durchs Haus, kurvt in Max’ Zimmer, springt mit Anlauf auf den Sessel, federt durch das offene Fenster aufs Remisendach, rutscht auf dem blanken Hintern über bemooste Dachziegel und hopst zwei Meter auf den Weg hinunter. Vor dem Sprung winkt er noch kurz. Könnte aber auch ein ausgestreckter Mittelfinger gewesen sein.
Platz 1
Dreist mogelt er sich seitlich unter die Bettdecke und kommt am Kopfende mit einem derart unschuldigen Gesichtsausdruck zum Vorschein, dass du schlagartig den ganzen Bockmist vergisst, den er tagsüber angestellt hat.
In der Nacht nach dem Kaustäbcheneinlauf höre ich ein zartes Tapsen. Wiki schleicht zu Luna und krabbelt vorsichtig zu ihr in das Schnuffelwuffel . Er stupst beschwichtigend an ihre Lefze. Sie brummt ungehalten und scheucht ihn weg. Wiki verzieht sich direkt daneben auf den knarzenden Fatboy und legt den Kopf auf ihren Hinterlauf.
Beide schlafen.
Alles ist gut.
Dieser Hund hat einen Beuteknall!
Das steht natürlich nicht in dem Beipackzettel, den die Erst besitzer in seinen Impfpass legten, als sie ihn mit zwölf Monaten im
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