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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Tierheim abgaben. Da stehen sicherheitshalber nur die guten Eigenschaften drauf:
    Wickie ist ein fröhlicher Hund, der nicht gern an der Leine geht. Er braucht viel Gesellschaft. Ab und zu haut er ab. Spätestens nach zehn Minuten ist er aber wieder da. Er ist eine Mischung aus Black Russell und kleinem Münsterländer.
    Black Russell, aha. Black Russells gibt es nicht. Dafür findet Google zwei Russell Blacks. Einer ist Klempner im englischen Harrow, der andere Wasserfarbenmaler in Utah. Mit dem klei nen Münsterländer ist es auch so eine Sache. Die sind braunweiß. Wiki jedoch ist schwarzweiß.
    Der Rest der Botschaft steht glasklar zwischen den Zeilen:
    Der kleine Wiki zerrt wie ein D-Zug an der Leine. Auf Hundewiesen wünscht er abgeleint zu werden, damit er die nächsten zwanzig Minuten nach eigenem Gusto gestalten kann. Danach hat er im Wald zu tun. Bitte rühren Sie sich nicht von der Stelle und rufen Sie in regelmäßigen Abständen, damit der Hund weiß, wo Sie sind.
    Offensichtlich werden mittlerweile nicht nur Menschen mittels beschönigender Zeugnissprache bewertet, sondern auch Vierbeiner. Der kleine Momo hört schon auf Grundkommandos, aber er muss noch viel lernen bedeutet: Der Knabe kann nix, aber er zuckt wenigstens mit dem Ohr, wenn man Sitz sagt. Auf Hündinnen könnte die liebe Fanta gerne verzichten heißt: Die geht zweibeinig mit dir spazieren, wenn ihr andere Hunde trefft.
    »Na ja, da scheint bei den Vorbesitzern so einiges schiefgelaufen zu sein«, sagt Frau Hagedorn, als ich sie in unserer vierten Wikiwoche anrufe. »Die haben sich gesagt, jetzt, wo unsere Kinder groß sind, holen wir uns einen kleinen Hund.«
    »Was meinen die mit groß?«, frage ich.
    »Drei und fünf«, seufzt Frau Hagedorn. »Ich weiß. Hoffnungslos ahnungslos. Und dann sind sie auch noch an einen Hobbywahnsinnigen geraten, der Jack Russell Terrier mit Münsterländern verpaart und die Mischung als leichtführigen Anfängerhund anpreist. Wiki war noch nicht mal vier Wochen im Haus, da ist er ihnen schon über den Kopf gewachsen.«
    »Ist irgendetwas passiert?«
    »Nein, das Übliche halt. Der Kleine ist mopsfidel, an spruchsvoll und vor allem beschäftigungsintensiv. Wenn er Langeweile hat, gestaltet er sich seinen Spaziergang halt selber und büxt aus.«
    »Aber irgendetwas muss doch vorgefallen sein«, sage ich. »Der klaut hier alles, was nicht niet- und nagelfest ist, und faucht jeden an, der es wiederhaben will.«
    Wie gesagt: Beuteknall!
    Wenn Wiki an einem Knochen nagt und ein Zweibeiner nähert sich ihm, zuckt er zusammen und erstarrt zu Eis. Es klackt, als wenn eine Waffe geladen wird. Aus den Tiefen dieses kleinen Rüden kommt ein so unmissverständliches Grollen, dass nicht nur Kinder in Ehrfurcht verharren. Hunde kommunizieren eben glasklar. Wenn wir Menschen das auch beherrschten, wäre vieles einfacher.
    Auf Tauschgeschäfte lässt er sich gar nicht erst ein. Knochen gegen Knackwurst? Geh mir weg!
    Ihm beherzt das Maul auszuräumen, wenn er gerade einen Pfirsichkern verzehren möchte, ist ebenfalls ein Ding der Unmöglichkeit. Den Kern will er behalten. Ich ziehe mit zwei Fingern daran. Beim Nachfassen rutschen die Backenzähnchen vom Pfirsichkern. Mein Zeigefinger fühlt sich an wie im Schraubstock.
    Na gut, denke ich, friss ihn halt auf, deinen doofen Klumpen.
    Ganz wohl ist mir dabei nicht. Wikis Leibspeisen sind nämlich nicht allzu bekömmlich. Zu ihnen zählen – in genau dieser Reihenfolge – Brennholz, Zahnstocher, Doppelkeks mit Papier und Plastikfolie, Brennholz, Blechdeckel von Essig flaschen, Wäscheklammern ohne Drahtbügel, Brennholz, Haar spangen, Brennholz und Brennholz.
    Da fragt sich der Geizkragen in mir, warum ich immer die teuren Trockenfuttersäcke für sechsundfünfzig Euro das Stück kaufe. Ein Festmeter Kaminholz kostet derzeit gerade mal die Hälfte.
    Holz liegt schwer im Magen. Wiki reihert auf den Teppich. Da er ein ausgewiesener Ressourcenverteidiger ist, für den frisch Erbrochenes nur ein anderer Aggregatzustand von Gourmetküche darstellt, legt er sich daneben und bewacht die Kotze – knurrend wie ein Achtzylinder aus Maranello.
    »Meine Güte«, sage ich und stelle den Wischmopp zurück in den Schrank, »so wild bin ich aufs Feudeln nun auch wieder nicht.«
    Gelegentlich schiebt er sich nach einem gut abgehangenen Stückchen Brennholz noch den dazu passenden Kaminanzünder hinter die Kiemen. Mir ist schleierhaft, wohin das führen soll. Vermutlich detoniert er eines

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