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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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unter Büschen, Ratten im Keller, Füchse im Schuppen.
    Ja, Füchse.
    Was nützt monatelanges Training, damit Luna ja nicht zum Jagderfolg kommt, wenn sie nur kurz in den Gartenschuppen muss, um sich mit Reineke zu prügeln? Der taucht nämlich eines Tages aus heiterem Himmel auf und beschließt, bei uns einzuziehen.
    Luna und ich veranstalten gerade eines unserer beliebten Stöberspiele. Sie macht die Augen zu und zählt bis zehn, ich verstecke ihren Beißsack mit aller zur Verfügung stehenden Raffinesse. Auf Kommando Such geht es immer der Nase nach. Ich bewundere das sehr. Sie findet alles, selbst wenn es im Baum hängt. Dieses Mal allerdings hechtet sie am Ziel vorbei und rempelt, ohne zu zögern, durch die Schuppentür.
    Mist, denke ich, Nachbars Katze.
    Es scheppert, faucht und jault im Schuppen. Mit einem Knall geht die Tür wieder auf, und zwei Fellknäuel kugeln zwischen die Kompostkästen. Das braun-schwarze kenne ich, das orange nicht. Es sieht im ersten Moment wirklich wie die Katze aus. Dann entdecke ich den buschigen Schwanz an dem einen Ende. Das andere Ende hat gebleckte Zähne und fährt damit meinem Hund direkt ins Gesicht.
    Luna hält kurz inne, weil es wehtut. Diese eine Sekunde genügt. Der Fuchs jagt zurück in den Schuppen, rumpelt durch das Werkzeug, setzt zum Fenster hinaus, jagt durch die Remise, über den Hof, durch die Senke, in die Felder.

    Meine Krawallmaus vibriert derweil höchst erbost beim Kompost. Eine Ganzkörperbürste, bis unters Schädeldach gefüllt mit reinem Adrenalin.

    Im Grunde fängt das Theater schon zehn Jahre früher an, im Dezember 1999. Da liegt Luna noch als Quark im Schaufenster, und wir denken noch nicht einmal an einen Hund. Stattdessen rumoren alle möglichen Vier- und Sechsbeiner durch das Haus. Mäuse, Ratten, Silberfischchen, Marder, Spinnen. Wir wohnen seit einem Dreivierteljahr in unserer alten Kate und werden bald bekloppt.
    Meine erste Begegnung mit einem Marder findet nachts statt. Ich liege im Bett und träume von einem U-Boot. Eine Katze kratzt in dreitausend Meter Tiefe außen am U-Boot-Fenster. Ich wache auf. Das U-Boot ist weg, das Kratzen nicht.
    Vorsichtig schiebe ich den Vorhang beiseite.
    Ein Bär hängt am Fliegengitter!
    Bisher dachte ich, Marder seien wieselartige Wesen mit Wespentaille. Das stimmt aber nicht. Iltisse sehen so aus. Marder sind kleine, fette Bärchen. Dieser da besonders. Alle viere ausgebreitet, hängt er am Fliegengitter und brummt.
    Nachdem er sich auf derart unkonventionelle Weise vorgestellt hat, betrachtet er sich als zum Inventar gehörig. Abends gegen zehn pflegt er auszugehen. Wir hören ihn durch das Dach rumpeln, in die Zwischendecke über unserem Schlafzimmer einbiegen und quer rüber bis in die linke Ecke tapsen. Dort, direkt über unseren Köpfen, ist sein Ausgang. Er scheppert das Regenfallrohr hinunter und treibt sich im Viertel rum.

    Morgens um vier kommt er nach Hause. Manchmal stürmt er direkt das Fallrohr hoch und verschwindet im Haus. In der Regel aber schwingt er sich hinten am Gartenschuppen aufs Dach und scheppert die fünfzehn Meter lange klapprige Dachrinne entlang, bis er seine Eingangsecke erreicht.
    Guten Morgen! Alle wach?
    Über die Monate werden die Lärmbelästigungen immer heftiger, unsere Augenringe zusehends dunkler. Von Zeit zu Zeit hat er Sex. Infernalischer Lärm, es wackelt die Wand. Mit der Verhütung klappt es nicht. In den Frühjahren 2000 und 2001 füllt er sein Nest mit Nachwuchs, im Dachfirst direkt über dem Büro. Wenn ich mit der Faust gegen die Decke schlage, quiekt es im Takt.
    Die Jungen hopsen vergnügt auf und ab.
    Im Spätsommer 2001 ziehen wir Bilanz. Für den Marder spricht nicht viel. Brunftstöhnen im Garten, Mordslärm im Dach, geklaute Ostereier im April, Marderklo über dem Bad. Die kacken alle umsichtig auf einen Fleck, bis es aus der Decke suppt. Vor der Haustür abgestellte Schuhe verschwinden und werden Tage später mit angenagten Sohlen und ohne Schuhbänder hinter dem Haus gefunden.
    Es reicht. Die Viecher müssen raus.
    Der Nachbar ist auch dafür. Es gehe so langsam ins Geld, meint er. Der Fuchs klaue ihm die teuren Steinbacher Kampfgänse, der Marder die Eier. Unter diesen Umständen sei eine vernünftige Geflügelaufzucht unmöglich.
    Der Kammerjäger, der, wie wir heute wissen, keinen Schimmer hat, lässt sich auf nichts ein. Marder stünden unter Naturschutz, da dürfe er gar nicht tätig werden. Dabei hat der faule Sack nur Angst vor einer

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