Herrchenjahre
coole Socke,
Sonst kommt Knecht Ruprecht mit dem Stocke!«
Was soll ich euch sagen? Ich staunte nicht schlecht.
Die Blutwurst hatte tatsächlich Recht.
Erst jagte ich herzhaft Hasen und Böckchen
und dann warf der Rupi auch noch mit Stöckchen!!!
Fürs Mistbauen Belohnung statt Protest:
So was nenn ich Weihnachtsfest!
»Mach keine Gedichte«, sagt meine Frau und knipst das Licht aus. »Mach was, damit diese Jägerei aufhört.«
»Ich bleibe am Ball, Schatz«, verkünde ich aufgeräumt. »Morgen kaufen wir uns eine Wii.«
»Wie Wii?«
»Diese Spielekonsole, wo man sich so viel bewegen muss. Da gibt’s Wii-Waldi. Damit kann man Waldspaziergänge mit Wildsichtung im Haus simulieren.«
Ganz lange bleibt es ganz still.
Dann murmelt es verschlafen aus der Dunkelheit:
»Wii-Waldi. Blödmann.«
Stella schläft. Ich wälze mich hin und her.
Welcher Hund sieht schon gerne schlaflosen Blödmännern zu, die intensiv an Zimmerdecken starren? Das tut ihm nicht gut, das ist gähnend langweilig. Außerdem verstreichen wertvolle Minuten, die man erziehungstechnisch nutzen könnte, zum Beispiel zur Exorzierung des Jagdtriebs. Ein Mitternachtsspaziergang im Schnee bei minus zehn Grad. Da müsste man mal drüber nachdenken. Um diese Zeit ist die ganze Fauna auf den Beinen. Übung macht den Meister.
Noch bevor wir ganz aus dem Haus sind, huscht der erste
Kater über den Hof. Luna setzt nicht nach, sondern schaut mich an. Ich bin erstaunt. So viel Contenance hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Fein. Dafür gibt’s ein Stückchen himmlische Blutwurst.
Es ist totenstill im Viertel, klirrend kalt, schneeweiß. Ich leine die Krawallmaus ab. Im Fuß geht es an Bauer Fürmanns grünem Stahltor vorbei. Dahinter randaliert der Hofhund.
Luna wufft leise.
Ich flüstere Nein .
Sie hält die Schnauze.
Nach zweihundert Metern sind wir auf freiem Feld. Über uns leuchtet der Vollmond. Der Schnee reflektiert sein Licht. Wir spazieren wie unter einer großen Laterne. Die Schneeluft ist voller Gerüche. Die Hundenase fährt hoch und wittert. Ich lege Luna ins Platz und gehe allein weiter.
Da sehe ich sie.
Zehn kleine Kaninchen wuseln durch den Mondschein. Luna entdeckt sie auch. Sie wartet auf mein Kommando. Ich rufe Luna zu mir.
Was für ein traumhafter Spaziergang! Gelassener, souveräner Hund. Perfekte Bindung, blindes Verständnis. Mein Hund geht hellwach seiner Wege, aber überlässt mir die Führung, wenn es kritisch wird. Jahr um Jahr ununterbrochene Ausbildung zahlen sich langsam aus. Das fühlt sich gut an.
Wir lassen die Hasen links liegen und laufen quer durch die Baumschule. Hinter den mannshohen Koniferen bewegt sich etwas. Zwei Rehe. Mir stockt der Atem. Ich zische Sitz und leine Luna vorsichtshalber an.
Das hätte ich mir sparen können. Meine Unschuld vom Lande hockt sich hin und schaut zu den Rehen hinüber. Hallo,
Reh. Geht’s dir gut? Tschüss, Reh. Was gestern noch Beute war, ist heute Freund.
Es sind keine Medikamente im Spiel. Ich schwöre es!
Wir schlendern durch die Nacht. Aus heiterem Himmel biegt Nelly, der kleine Westhighland-Terrier aus der Nachbarschaft, um die Ecke. Das gab bisher noch immer Stunk. Heute nicht. Nelly keift, Luna ignoriert.
So viel steht fest: In den Kalender muss ein fettes rotes Kreuz. Das ist der Durchbruch. In allen kritischen Disziplinen! Katzen. Hasen. Rehe. Hündinnen. Viel kann da nicht mehr kommen.
Wir sind aus dem Schneider.
So wie es aussieht, endgültig.
Ich könnte schreien vor Freude. Und wie ich ausgelassen mit meiner Luna die verschneite Zufahrt zu unserem Haus hinunterhüpfe und ihr vor lauter Glück alberne Kosenamen und flockige Schneebälle an den Kopf werfe, klingelt der Wecker.
Der Fahrrad-Kollaps
In dem anschaulich wird, dass Zweibeiner
auf Zweirädern umgehend ins Trudeln geraten,
wenn ein Vierbeiner ins Spiel kommt.
Nebenbei jagt ein Intelligenztest den anderen,
so dass man glauben könnte, der Hund bereite sich
auf das Abi vor, wobei er in Wirklichkeit überlegt,
wie er den blöden Labbi von nebenan
zusammenfalten kann.
Moderner Fünfkampf
Nach dem Rauchenaufhören kommt das Laufenanfangen. Der Hund läuft mit. Ich bin perfekt vorbereitet. Das Laufbuch von Steffny ist durchgeackert, die Pulsuhr sitzt, die Sonne scheint, der Hund ist motiviert. Das Programm für blutige Anfänger sieht in der ersten Woche Intervalle von neun mal zwei Minuten vor, in der zweiten Woche sieben mal drei Minuten und in der achten Woche die ersehnten dreißig
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