Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
Vom Netzwerk:
freundlicherweise eingezäunten Dobermännern. Wieder pausiert Luna erschrocken und krakeelt erst weiter, als ich mich erhebe.
    So wird es in Zukunft gemacht! Wann immer mir Hunde begegnen, werde ich mich prophylaktisch in den Schlamm werfen und meinem Gegenüber zurufen, er möge so tun, als ob nichts wäre, und einfach weitergehen. Ich müsse so agieren, damit mein Hund Ruhe und Frieden findet.
    Ich gebe uns eine Woche, dann stecken sie mich entweder in die Klapse oder packen mich auf Seite eins.
    Grenzwertig wird es auch, wenn das Handy klingelt, ich einhändig radelnd nach dem Gerät in der Tasche krame, von rechts ein schwarzer Kater kreuzt und die Krawallmaus ansatzlos Gas gibt, um mich auf dreißig Stundenkilometer zu beschleunigen.
    DEPP IM DRECK
    Erkrath (dpa). Deutschlands beknacktester Hundehalter! Wälzt sich täglich viermal im Schlamm und ist reif für die Klapse. Passanten trauen ihren Augen kaum, als sich Michael F. (49) vor ihnen in den Staub wirft. »So etwas Beklopptes habe ich noch nie gesehen«, sagt sein Nachbar und nimmt sicherheitshalber die Kinder beiseite. Bürger in Aufruhr, ein Viertel im Ausnahmezustand. Mehr auf Seite 57.

    Meine Frau sagt noch: Mach die Hundeleine nicht an den Fahrradlenker!
    Und was mache ich? Die Hundeleine an den Fahrradlenker.

    »Wir könnten dieses Jahr die Fahrräder mit in die Toskana nehmen«, sage ich. »Ich habe einen Träger für den Bulli besorgt.«
    »Wäre vielleicht nicht schlecht«, sagt Peter. »Dann bilden wir ein kleines Peloton um Luna herum und schirmen sie von äußeren Einflüssen ab.«
    »Ohne mich. Wisst ihr, woher das Wort Peloton kommt?«, fragt Ralf.
    Alle schütteln die Köpfe.
    »Vom lateinischen pila . Der Knäuel.«
    »Okay. Ich will auch kein Knäuel bilden«, sagt Walter.
    »Außerdem ist Fahrradfahren in der Toskana nur was für alte Männer«, sagt Juppi. »Erinnert euch mal an letztes Jahr.«
    »Ja«, sage ich. »Magere, ledrige Greise auf Rennrädern mittags um eins bei fünfunddreißig Grad in der prallen Sonne.«
    »Auf steilen Serpentinen!«, sagt Juppi.
    »Wir sollten unseren Stammtisch nicht mit Gewalt dezimieren«, sagt Ralf.
    »Es geht hier immerhin um das Wohl und die körperliche Auslastung eines Hundes«, schnappe ich. »Da kann man für
seinen Freund schon mal einen Herzinfarkt in Kauf nehmen. Oder ein kleines multiples Organversagen.«
    »Wir denken mal wieder nur an uns selbst«, sagt Ralf.
    »Ich schone mich auch nicht«, sage ich. »Mit keiner Faser.«
    »Voller Körpereinsatz«, sagt Peter.
    »Das braucht’s bei diesen zähen maurischen Dingern da auch«, sagt Juppi.

    Lunas Erzfeindin ist eine mächtige polnische Herdenschutzhündin. Sie ist im Nachbardorf zu Hause und heißt Lua. Ausgerechnet.
    Hütehunde rennen immer außen um die Herde herum, Herdenschutzhunde leben inmitten ihrer Herde und verteidigen sie. Das ist der Unterschied. Kommt der Wolf, sagt der Hütehund dem Hirten Bescheid. Der Herdenschutzhund aber galoppiert wie die Kavallerie aus der Herde heraus und prügelt Isegrim ins Nirwana. Als Halter eines Herdenschutzhundes ist man selbst die Herde – jedenfalls sieht der Hund das so – und hat alle Hände voll zu tun.
    Wenn Lua in hundert Metern Entfernung einen Hund ausmacht und ihre Besitzerin nicht aufpasst, rennt Lua hin und macht klar Schiff. Meine Krawallmaus und ich kennen das bereits. Dennoch läuft es mir immer wieder eiskalt den Rücken hinunter, wenn dieses Schlachtross angewalzt kommt und uns frühstücken will.
    Dann stehe ich für gewöhnlich auf dem Feldweg – vor mir eine keifende Lua, hinter mir eine knurrende Luna – und versuche, das Fahrrad geschickt zwischen den beiden aufgebrachten Weibern zu platzieren. Ich schiebe es mit lautem Geschepper hin und her, um zu vermeiden, dass sich die
Hündinnen, die beide am liebsten mitten durch den Fahrradrahmen schössen, ins Gesicht springen. Mit einem Auge halte ich Ausschau nach Luas Frauchen, die mittlerweile die hundert Meter auch unter zwölf Sekunden läuft.
    Jeder nimmt seine Furie zu sich, und wenn wir die Individualdistanz unserer Hündinnen berücksichtigen, ist sogar noch ein netter Plausch übers Wetter drin. Vorausgesetzt, wir unterschreiten die fünfzig Meter nicht und sind beide gut bei Stimme.
    So viel zu den Situationen, in denen wir Lua kommen sehen.
    In jenen Fällen hingegen, wo es zu völlig unvorbereiteten Begegnungen kommt, sieht es ganz anders aus. Aber seien wir ehrlich. Immer nur wattebauschmäßig vom Fahrrad

Weitere Kostenlose Bücher