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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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der Auslöser. Die kleine Hovi-Truppe führt uns
vor, was passiert, wenn man dem heranstürmenden Aragon plötzlich den nackten Arm ohne die schützende Manschette hinhält.
    Dem bleibt vor Verblüffung die Schnauze offen. Was soll das denn jetzt? Wo ist der Ärmel hin? Na, dann halt nicht. Er packt nicht zu, sondern dreht irritiert ab. Das ist sehr beeindruckend zu sehen.
    Luna sieht den Ärmel zum ersten Mal – und beißt herzhaft zu. Ein Spielzeug, wie für mich geschaffen, denkt sie. Und das Beste: Im Ärmel steckt ein herrlich wilder Krause. Der zieht und zerrt wie ein Besessener und knurrt auch noch dazu. Außerdem riecht die matschige Stulpe wunderbar nach allen möglichen Hunden, die mit Krause im letzten Jahrzehnt gebalgt haben.
    Hundeherz, was willst du mehr?
    Und wenn Krause missmutig mault, weil Luna zu früh auf ihn losgeht, die Hasenköttel interessanter findet als ihn, ihn zum Stolpern bringt oder in den Dreck schmeißt und jubelnd mit allen vieren auf ihn draufhüpft, dann ist alles noch mal so schön, denn ein Krause, der Geräusche macht, wenn man ihn malträtiert, ist der Gipfel.
     
    Hundeforum > Erziehung > Macht Schutzdienst aggressiv?

    Heute 21:25
krawallmaus
#16
    Was haben mich die Leute schon wegen meiner Hündin angemacht. Hu, wie die bellt. Nein, so was Böses. Hach, die guckt aber. Da ist doch Doberrottibullmastiff drin. Und Schutzdienst auch noch, o mein Gott! Das gehört angezeigt.
    Wenn die wüssten. Es gibt Tage, da begegne ich Luna im Haus oder im Garten und traue meinen Augen nicht. Die tödliche Kampfmaschine hat ein gelbes T-Shirt, blaue Shorts und ein rotes Kopftuch an. Manchmal trägt sie eine blonde Perücke
oder eine mit einem Gummiband hinter den Ohren befestigte Sonnenbrille.
    »O je«, sage ich dann, »wie lange hast du denn im Kinderzimmer wieder stillgehalten?« Meistens will die arme Socke ja nur mal gucken, was meine zwei Töchter so treiben. Die machen dann prompt die Tür zu und die Verkleidungskiste auf. Ich glaube, demnächst zeige ich die beiden an. Beim Ordnungsamt.
     
    Nein, von gesteigerter Aggressivität keine Spur. Von Kanalisierung des Beutetriebs allerdings auch nicht. Luna lässt auf dem Platz ausgiebig die Sau raus, kämpft verbissen um den Hetzarm, erobert ihn und trägt ihn weg. Sobald die Schule aus ist, bleibt alles beim Alten.
    Madame trabt so aufmerksam wie eh und je durch Wald und Flur. Sprich: Wenn sie Hasengeruch in die Nase kriegt und den Rüssel schnuppernd in den Wind hält, muss ich sie anleinen. Ich kenne doch meinen Pappenheimer. Der denkt mit Sicherheit nicht: »Mach dir einen schönen Tag, Hase, ich jage dich nicht, denn ich hatte heute einen Ärmel zum Frühstück, der meinen Beutetrieb kanalisiert hat.«
    Weiß der Geier, ob ich ihr das jemals austreiben kann. Ich werde jedenfalls viel Zeit und Geduld brauchen. Außerdem einen sechsten Sinn für alles, was hinter der nächsten Wegbiegung auftauchen könnte, und einen hellwachen Kopf in jeder Sekunde des Spaziergangs.
    Vor allem Letzteres ist nicht ganz einfach. Ich leide unter Schlaflosigkeit und habe wieder Augenringe wie Jeremy Irons, obwohl ich seit geraumer Zeit nicht mehr klickere.

    Leichtsinnigerweise haben wir die Membershippunkte unserer Kreditkarte gegen ein Fatboy-Hundekissen eingetauscht. Die Füllung besteht aus Millionen von Styroporkügelchen, der Außenbezug aus aalglattem Kunststoff.
    Das Kissen knarzt.
    Luna ist begeistert.
    Ihr Nachtprogramm in unserem Schlafzimmer startet um dreiundzwanzig Uhr und zieht sich bis in den frühen Morgen: knarzend auf den Fatboy hüpfen, knarzend im Kreis drehen, knarzend pennen, knarzend vom Kissen runterrutschen, maulend aufwachen, knarzend auf den Fatboy hüpfen, knarzend die ganze Prozedur wiederholen und wiederholen und wiederholen.
    »Mein Jagdgedicht ist online«, sage ich und versuche das Knarzen zu übertönen. »Hör mal zu, Schatz.«
     
    Von draußen, vom Walde komm ich her;
    ich muss euch sagen, es duftet nach mehr!
    Überall unter den Tannenspitzen
    sah ich leckere Häschen sitzen.
    Und droben aus dem Himmelstor
    schaut mit fettigen Augen eine Blutwurst hervor.
    Und wie ich strolch’ durch den finstern Tann,
    da sprach mich die himmlische Blutwurst an:
    »He Luni«, rief sie, »alte Zicke!
    Hast du auch die Rehlein im Blicke?
    Eichhörnchen, Füchse, Dachs und Maus?
    Den Pansen beim Metzger hinterm Haus?
    Dann heb deine Beine und spute dich schnell!
    Nix wie ran an den Speck, noch ist es hell.
    Doch sei auf der Hut, du

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