Herren des Wetens
passiert, Ce'Nedra?« fragte er und legte die Arme um sie. »Hettar wußte keine Einzelheiten.«
»Vor drei Wochen. Der arme Brand! Dieser liebe, arme Mann.«
»Weißt du, wo ich Kail finden kann?«
»Er arbeitet an Brands Schreibtisch«, antwortete sie. »Ich glaube, seit es geschehen ist, hat er keine Nacht mehr als drei Stunden geschlafen.«
»Tante Pol und die anderen werden auch gleich hier oben sein.
Ich spreche schon mal mit Kail. Kommst du dann gleich mit ihnen nach?«
»Natürlich, Liebes«, antwortete sie und trocknete sich die Augen.
»Wir unterhalten uns später«, sagte er. »Zuerst muß ich erfahren, was genau geschehen ist.«
»Garion«, sagte sie ernst, »es waren Chereker.«
»Das habe ich gehört, und deshalb muß ich der Sache so schnell wie möglich auf den Grund gehen.«
In den Gängen der Zitadelle war es ungewöhnlich still. Als Garion zum Westflügel schritt, in dem Brand die täglichen Staatsge-schäfte erledigt hatte, verbeugten sich die Diener und Höflinge, denen er begegnete, und ließen ihn stumm vorbei.
Kail trug Schwarz, und sein Gesicht war grau vor Erschöpfung und Sorge. Die ordentlichen Stapel von Schriftstücken auf Brands massivem Schreibtisch verrieten, daß er trotz seiner Trauer nicht nur seine eigene Arbeit erledigt hatte, sondern auch die seines Vaters. Er blickte auf, als Garion eintrat, und wollte sich erheben.
»Bleibt sitzen«, forderte Garion ihn auf. »Für Förmlichkeiten haben wir zuviel zu tun.« Er blickte seinen müden Freund an. »Es tut mir so leid, Kail«, sagte er traurig. »Es schmerzt mich mehr, als ich Euch sagen kann.«
»Danke, Eure Majestät.«
Garion ließ sich in den Sessel ihm gegenüber fallen, und seine eigene Erschöpfung überschwemmte ihn plötzlich wie eine Flutwelle.
»Ich konnte noch keine Einzelheiten erfahren«, sagte er. »Könnt Ihr mir sagen, was genau passiert ist?«
Kail nickte und lehnte sich zurück. »Es war vor einem Monat«, begann er. »Kurz nachdem Ihr nach Drasnien abgereist seid. Eine Handelsabordnung kam von König Anheg an. Ihre Beglaubigungsschreiben schienen einwandfrei zu sein, aber sie waren etwas vage, was den Grund ihres Besuches betraf. Wir nahmen sie mit der üblichen Höflichkeit auf, und sie verbrachten die meiste Zeit in den Gemächern, die wir ihnen zugewiesen hatten. Dann, eines Abends, nachdem mein Vater etwas mit Königin Ce'Nedra besprochen hatte und er auf dem Weg zurück zu seinen Gemächern war, begegnete er diesen Cherekern in der Nähe der königlichen Gemächer. Er fragte, ob er ihnen behilflich sein könne, da griffen sie ihn ohne jegliche Vorwarnung an.« Kail hielt inne, und Garion sah, wie seine Ge-sichtsmuskeln sich verkrampften. Dann holte Kail tief Luft und strich mit der Hand über die übermüdeten Augen. »Eure Majestät, mein Vater war nicht einmal bewaffnet. Er tat sein Bestes, sich zu verteidigen, und er konnte gerade noch um Hilfe rufen, ehe sie ihn niederstreckten. Meine Brüder und ich eilten ihm zur Hilfe, ebenso einige der Wachposten in der Zitadelle. Wir versuchten, die Meuchler gefangenzunehmen, doch sie ergaben sich nicht.« Er runzelte die Stirn. »Es war fast, als wollten sie sterben. Wir hatten keine Wahl, als sie zu töten.«
»Alle?« erkundigte sich Garion mit dumpfem Druck auf den Magen.
»Alle außer einem«, antwortete Kail. »Mein Bruder Brin schlug ihm das stumpfe Ende einer Axt auf den Hinterkopf. Seither ist er noch nicht zu Bewußtsein gekommen.«
»Tante Pol ist hier. Sie wird ihn aufwecken – wenn es überhaupt möglich ist.« Sein Gesicht wurde finster. »Und wenn er erwacht, wird er mir Rede stehen müssen!«
»Auch ich möchte einige Antworten.« Kail hielt mit besorgter Miene inne. »Belgarion, sie hatten ein Schreiben von König Anheg.
Deshalb ließen wir sie ein.«
»Ich weiß nicht, ob es da eine logische Erklärung gibt.«
»Ich habe das Schreiben. Es trägt sein Siegel und seine Unterschrift.«
»Ich habe eine Sitzung des Alornischen Rates einberufen«, erklär-te ihm Garion. »Sobald Anheg hier ist, werden wir das klären können.«
»Wenn er kommt«, entgegnete Kail düster.
Die Tür schwang leise auf, und Ce'Nedra führte die anderen herein.
»Und nun wollen wir sehen, ob wir Licht in die Sache bringen können«, sagte Belgarath energisch. »Haben von den Meuchlern welche überlebt?«
»Einer, Ehrwürdiger«, antwortete Kail, »aber er ist bewußtlos.«
»Wo ist er?« fragte Polgara.
»Wir legten ihn in den Nordturm, meine
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