Herren des Wetens
ihre in dunklem Brokat prächtig gewandeten Gemahlinnen, Nerina und Ariana, mitgebracht.
»Wir brachen sofort auf, als wir von der Tragödie hörten, Garion«, brüllte Mandorallen über den schrumpfenden Abstand hinweg, während die arendische Mannschaft sich plagte, das schwerfällige Schiff zu dem Kai zu steuern, auf dem Garion und Javelin warteten.
»Pflicht und Zuneigung, sowohl zu dir wie zu deinem auf gemeine Weise gemordeten Hüter, drängen uns dazu, dir auf deiner gerechten Suche nach Rache beizustehen. Korodullin hätte sich uns angeschlossen, läge er nicht mit einer Krankheit danieder.«
»Ich hätte wohl damit rechnen müssen«, murmelte Garion.
»Meint Ihr, sie werden die Dinge komplizieren?« fragte Javelin leise.
Garion schauderte. »Ihr habt ja keine Ahnung!«
Erst zwei Tage später bog der Seevogel mit Barak am Ruder um die Landspitze und segelte in den Hafen. An der Reling reihten sich stämmige Chereker in Kettenhemden. Sie wirkten ungemein wachsam und argwöhnisch. Barak steuerte sein Schiff zum Kai.
Als Garion den Fuß der langen Treppe erreichte, hatte sich bereits eine beachtliche Menschenmenge vor dem Kai gesammelt, und es herrschte eine bedrohliche Stimmung. Die meisten Männer machten grimmige Gesichter und trugen Waffen.
»Sieht gar nicht gut aus«, sagte Garion leise zu Kail, der ihn begleitet hatte. »Das beste wird sein, wir setzen unsere freundlichste Miene auf.«
Kail blickte auf die zornigen Gesichter der Bürger, die sich heran-drängten. »Ihr habt wahrscheinlich recht, Belgarion.«
»Wir werden Anheg mit größter Herzlichkeit begrüßen müssen.«
»Ihr verlangt viel, Belgarion.«
»Mir bleibt nichts anderes übrig, Kail. Diese Chereker entlang der Reling sind Anhegs Leibgardisten oder genauer gesagt seine persönlichen Leibwächter. Sollte es hier zu Ausschreitungen kommen, wird eine Menge Blut vergossen werden, und das dürfte der Anfang eines Krieges sein, den keiner von uns will. Lächelt jetzt, wir wollen den König der Chereker willkommen heißen.«
Um die beste Wirkung zu erzielen, ging Garion mit Kail die Laufplanke zu Baraks Schiff hoch, damit die ganze zornige Menge Zeuge der Begrüßung sein konnte. Barak, der in formellem Grün noch hü-
nenhafter aussah als bei ihrer letzten Begegnung, schritt Garion entgegen. »Es ist eine sehr schlimme Zeit für uns alle«, sagte er, als er erst Garion, dann Kail die Hand schüttelte. »Anheg und Hettar sind mit den Damen unten.«
»Damen?« fragte Garion.
»Islena und Merel.«
»Ihr habt die Gerüchte gehört?« erkundigte sich Garion.
Barak nickte. »Das ist einer der Gründe, weshalb wir unsere Gemahlinnen mitgebracht haben.«
»Eine sehr gute Idee«, stellte Garion fest. »Ein Mann, der vorhat, irgendwo einen Kampf anzufangen, bringt gewöhnlich seine Gattin nicht mit. Und wir wollen schließlich alle den besten Eindruck machen.«
»Ich gehe hinunter und hole Anheg.« Barak warf einen raschen Blick auf die drohende Menge, die jetzt bis zum Fuß der Laufplanke vorgedrungen war.
König Anhegs grobgeschnittenes, schwarzbärtiges Gesicht wirkte eingefallen und angespannt, als er in seinem üblichen blauen Staatsgewand an Deck kam.
»Anheg, mein Freund«, rief Garion so laut, daß die Menge es hö-
ren mußte. Dann eilte er auf den cherekischen König zu und umarmte ihn. »Wir sollten lächeln«, flüsterte er ihm zu. »Wir müssen den Leuten zeigen, daß wir nach wie vor die besten Freunde sind.«
»Sind wir das, Garion?« fragte Anheg leise.
»Zwischen uns hat sich absolut nichts geändert«, antwortete Garion fest.
»Dann wollen wir.« Anheg hob die Stimme. »Das Königshaus von Cherek entbietet dem Rivanischen König und seinem Volk sein tiefstes Mitgefühl in dieser Stunde der Trauer!« erklärte er förmlich.
»Heuchler!« brüllte eine Stimme aus der Menge.
Anhegs Gesicht verfärbte sich. Sofort eilte Garion mit zornigem Blick an die Reling. »Wer meinen Freund beleidigt, beleidigt auch mich«, sagte er mit bedrohlich ruhiger Stimme. »Möchte jemand etwas zu mir sagen?«
Die Menge wich nervös zurück.
Garion drehte sich zu Anheg um. »Du siehst müde aus.«
»Ich habe den Palast auf den Kopf gestellt – und nahezu ganz Val Alorn ebenfalls – seit ich erfuhr, was geschehen ist, aber ich fand nicht den geringsten Hinweis.« Der schwarzbärtige cherekische Kö-
nig hielt inne und blickte Garion fest ins Gesicht, seine Augen wirkten fast flehend. »Ich schwöre dir bei meinem Leben, Garion,
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