Herren des Wetens
stilisierte Abbildung einer Bärentatze«, erklärte Silk.
»Sie hat in etwa die Form eines U, mit zwei Strichen am offenen En-de, die die Krallen darstellen.«
»Nachdem Kheldar mir das berichtet hatte«, nahm Javelin nun den Faden auf, »besuchten wir den überlebenden Meuchler. Sein rechter Fuß weist dieses Brandzeichen auf.«
»Jetzt wissen wir also Bescheid!« stellte Hettar fest.
»Allerdings«, bestätigte Belgarath.
»Aber ich bitte euch«, murmelte Mandorallen sichtlich verwirrt.
»Ich hörte immer, daß das Ziel dieser merkwürdigen Glaubensge-meinschaft die Wiedervereinigung von Alorien sei, dieses giganti-schen Reiches im Norden, dessen Monarch König Cherek Bärenschultern war, der mächtigste Herrscher des Altertums!«
»Daran muß sich nichts geändert haben«, entgegnete Belgarath.
»Aber wenn es diesem Ulfgar gelungen wäre, Riva und Cherek in einen Krieg zu verwickeln, hätte er mit Drasnien und wahrscheinlich auch mit Algarien leichtes Spiel gehabt. Und während Anheg und Garion damit beschäftigt gewesen wären, einander zu vernichten, hätte es sich vermutlich als nicht zu schwierig für ihn erwiesen, auch ihre beiden Reiche in seinen Griff zu bekommen.«
»Vor allem mit dieser Flotte, die seine Leute bei Jarviksholm bauen«, fügte Anheg hinzu.
»Seine Strategie scheint einerseits sehr einfach und andererseits sehr komplex zu sein«, sagte General Brendig nachdenklich. »Und sie war nahe daran, zum Erfolg zu führen.«
»Zu nahe!« stellte Polgara fest. »Was unternehmen wir dagegen, Vater?«
»Ich glaube, wir werden einschreiten müssen«, antwortete Belgarath. »Dieser Bursche Ulfgar möchte offenbar Alorien immer noch wiedervereinen – doch mit sich selbst als Nachfolger von Bärenschultern. Der Kult hat es dreitausend Jahre lang mit Subversion versucht, jetzt hofft er offenbar, daß es ihm mit Krieg gelingt!«
Garions Gesicht verdüsterte sich. »Nun, wenn die Burschen Krieg wollen, sind sie an die Richtigen geraten!«
»Darauf würde ich sogar trinken«, bestätigte Anheg. Er überlegte kurz. »Wenn du meinen Vorschlag hören möchtest: Ich glaube, es wäre nicht schlecht, wenn wir Jarviksholm zerstören, ehe wir gegen Rheon marschieren. Wir möchten doch nicht, daß diese cherekischen Kultanhänger sich uns von hinten, aus den drasnischen Sümpfen heraus in den Rücken fallen, und ganz sicher wollen wir keine Kultflotte im Meer der Stürme. Selbst wenn nur die Hälfte von Greldiks Worten wahr wäre, würden wir Feuer an diese Werften legen müssen, ehe sie ihre Kriegsschiffe vom Stapel laufen lassen.
Du könntest einen großen Sieg über Rheon erzielen, Garion, und dann bei deiner Heimkunft eine sehr unangenehme Besatzungs-macht auf Riva vorfinden.«
Garion überlegte. »Na gut. Also zuerst nach Jarviksholm, dann nach Rheon, wo wir uns diesen Ulfgar vornehmen werden. Ich möchte mir diesen Mann wirklich ansehen, der sich einbildet, er sei groß genug, in Bärenschulterns Fußstapfen zu treten.«
19
ut mir leid, Kail«, sagte Garion zu seinem Freund, als sie im kö-
Tniglichen Arbeitsgemach saßen, in das die Morgensonne schien.
»Aber ich brauche Euch und Eure Brüder hier in Riva. Ich nehme den größten Teil unserer Streitkräfte mit, und jemand muß bleiben, um die Stadt zu verteidigen, falls es Schiffen des Bärenkults gelingen sollte, uns zu entwischen.«
Kails Verärgerung war unverkennbar. »Das ist doch nicht der wahre Grund?« Seine Stimme klang anklagend.
»Nicht völlig«, gab Garion zu. »Ich weiß, wie sehr ihr drei euren Vater geliebt habt, und wie sehr es euch danach drängt, Rache an den Leuten zu nehmen, die für seinen Tod verantwortlich sind.«
»Ist das nicht natürlich?«
»Das schon. Doch wer von Rachegelüsten beherrscht ist, kann nicht klar denken. Solche Männer handeln unüberlegt und bringen dadurch sich selbst und andere in Gefahr. Eure Familie hat bereits zu viele Verluste erlitten – zuerst traf es Euren Bruder Olban, dann Arell, und nun Euren Vater. Deshalb will ich nicht auch noch euch übrige in Gefahr bringen.«
Kail erhob sich. Sein Gesicht hatte sich vor unterdrücktem Zorn gerötet. »Hat Eure Majestät noch weitere Anweisungen für mich?«
erkundigte er sich steif.
Garion seufzte. »Nein, Kail, jedenfalls im Augenblick nicht. Ihr wißt, was hier zu tun ist.«
»Jawohl, Eure Majestät.« Kail verbeugte sich knapp, drehte sich um und verließ das Gemach.
Belgarath trat durch die andere Tür ein.
»Es hat ihm gar nicht
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