Herren des Wetens
geheimhalten wollen?«
»Sie bauen eine Flotte.«
Anheg zuckte die Schultern. »In Cherek bauen viele Leute Schiffe.«
»Hundert auf einmal?«
»Wie viele?«
»Ich war zu sehr damit beschäftigt, Steinen auszuweichen, als daß ich sie genau hätte zählen können. Aber am gesamten oberen Ende des Fjordes reihen sich die Werften. Die Kiele sind bereits gelegt, und sie beginnen mit den Rümpfen. Oh, sie arbeiten auch an der Stadtmauer.«
»An der Stadtmauer? Die ist doch bereits höher als die von Val Alorn!«
»Und jetzt ist sie noch höher.«
Anheg runzelte die Stirn. »Was haben sie vor?«
»Anheg, wenn man eine Flotte baut und die Befestigungen verstärkt, bedeutet das gewöhnlich, daß man sich auf einen Krieg vorbereitet. Und wenn man das Schiff eines Mannes zu versenken versucht, von dem man weiß, daß er ein Freund der Krone ist, läßt das darauf schließen, daß dieser Krieg gegen den König gerichtet ist.«
»Das klingt logisch, Anheg.« Barak nickte.
»Wer hat im Augenblick das Sagen in Jarviksholm?« fragte Garion interessiert.
»Der Bärenkult«, antwortete Anheg verärgert. »Seine Anhänger sind in den vergangenen zehn Jahren aus allen Winkeln Chereks dort zusammengeströmt.«
»Das ist sehr ernst, Anheg!« sagte Barak.
»Und völlig uncharakteristisch«, warf Javelin ein. »Der Kult war bisher nie an Konfrontationspolitik interessiert.«
Anheg blinzelte. »Welcher Art von Politik?«
»Mit anderen Worten gesagt: an einer offenen Ausein-
andersetzung mit der Krone«, erklärte der drasnische Sicherheitschef.
»Dann verwendet doch gleich Worte, die man versteht, Mann!«
»Eine berufliche Eigenart«, gestand Javelin schulterzuckend.
»Bisher hat der Kult es immer auf andere Weise versucht, und zwar, indem er genügend Anhänger sammelte, um die Könige der alornischen Reiche gewaltlos nötigen zu können, seiner Politik zu folgen.
Ich glaube nicht, daß er je an offene Rebellion dachte.«
»Es gibt wohl für alles ein erstes Mal«, meinte Hettar.
Javelin runzelte die Stirn. »Es paßt nicht zu ihnen«, murmelte er nachdenklich. »Und es ist eine völlige Umkehrung der Politik, die sie die vergangenen dreitausend Jahre verfolgten.«
»Menschen ändern sich«, gab General Brendig zu bedenken.
»Nicht die Anhänger des Bärenkults«, entgegnete Barak. »Sie sind zu engstirnig für mehr als eine Idee.«
»Ich glaube, Ihr solltet umgehend nach Val Alorn zurückkehren, Anheg«, meinte Greldik. »Wenn die Schiffe auslaufen, beherrschen sie die gesamte Westküste Chereks.«
Anheg schüttelte den Kopf. »Ich muß noch bleiben«, entgegnete er. »Es geht hier im Augenblick um noch Wichtigeres.«
Greldik zuckte die Schultern. »Es ist Euer Reich, zumindest jetzt noch.«
»Danke, Greldik«, sagte Anheg trocken. »Ihr habt keine Ahnung, wie mich das beruhigt. Wie lange werdet Ihr bis Val Alorn brauchen?«
»Drei oder vier Tage. Es kommt darauf an, ob ich die Enge zur Flut oder Ebbe erreiche.«
»Fahrt dorthin«, bat Anheg ihn. »Richtet den Admiralen aus, daß die Flotte von Val Alorn auslaufen und Posten in den Halberger Schären beziehen soll. Sobald die Ratssitzungen hier beendet sind, werde ich wohl eine kleine Reise nach Jarviksholm unternehmen. Es dürfte nicht allzuviel dazu gehören, diese Werften auszuräuchern.«
Greldik erwiderte mit einem wilden Grinsen.
Nachdem die Sitzung für den Abend beendet wurde, folgte Kail Garion den fackelerhellten Korridor hoch. »Ich glaube, da ist etwas, das Ihr in Betracht ziehen solltet, Belgarion«, sagte er ruhig.
»Ja?«
»Diese Flottenbewegung Anhegs beunruhigt mich.«
»Es ist seine Flotte«, entgegnete Garion, »und sein Reich.«
»Es gibt nur das unbewiesene Wort dieses Greldiks über die Werften bei Jarviksholm«, gab Kail zu bedenken. »Und die Halberger Schären liegen lediglich eine Schiffsreise von drei Tagen von Riva entfernt.«
»Geht Ihr mit Eurem Mißtrauen nicht etwas zu weit, Kail?«
»Eure Majestät, ich gebe zu, es besteht berechtigter Zweifel, daß König Anheg etwas mit der Ermordung meines Vaters zu tun hat.
Doch dieser Zufall, der die cherekische Flotte in Angriffsnähe von Riva bringt, steht auf einem anderen Blatt. Ich glaube, wir sollten uns unauffällig um unsere Verteidigung kümmern – nur um sicherzugehen.«
»Ich werde darüber nachdenken«, antwortete Garion brüsk und ging weiter.
Gegen Mittag des nächsten Tages kam Silk an. Der kleine Mann trug ein prächtiges Wams aus grauem Samt, und er hatte
Weitere Kostenlose Bücher