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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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meinst du, liegt das Wasser?«
    »Nicht sehr tief. Ich fragte Liselle, wie tief die Brunnen in Rheon sind, und sie sagte, verhältnismäßig seicht. Ich nehme an, wir stoßen bei fünfundzwanzig Fuß auf Wasser.«
    »Wie bist du eigentlich überhaupt auf diese Idee gekommen.«
    Durnik lachte leise in der Dunkelheit. »In meiner frühen Jugend arbeitete ich für einen Bauern, der sich gern großtat. Er dachte, er könne seine Nachbarn beeindrucken, wenn er einen Brunnen im Haus hätte. Wir arbeiteten den ganzen Winter daran und konnten schließlich einen artesischen Brunnen anzapfen. Drei Tage später brach das Haus ein. Der Bauer war sehr bestürzt.«
    »Das kann ich mir vorstellen!«
    Durnik spähte zu der emporstrebenden Mauer. »Ich glaube nicht, daß wir noch näher heran müssen. Es wäre vielleicht etwas schwierig, sich zu konzentrieren, wenn sie Pfeile auf uns schießen. Also jetzt auf zur Nordseite.«
    »Gut.«
    Sie schlichen nun noch vorsichtiger weiter und bemühten sich, so leise zu sein, wie es in dem raschelnden Ginster möglich war.
    »Hier dürften wir richtig sein«, flüsterte Durnik. »Stellen wir fest, was drunter ist.«
    Garion ließ seine Gedanken durch die harte Erde unter der Nordwand sinken. Die ersten paar Fuß erwiesen sich als schwierig, denn er stieß auf Maulwürfe und Würmer. Ein heftiges Keckern verriet ihm, daß er einen Dachs gestört hatte. Dann gelangte er zu einer Felsschicht und tastete sie nach Rissen ab.
    »Links von dir!« murmelte Durnik. »Ist das nicht ein Spalt?«
    Garion fand ihn und wand sich in ihm abwärts. Er hatte das Ge-fühl, daß der Spalt immer feuchter wurde, je tiefer er kam. »Es ist naß da unten«, flüsterte er, »aber der Spalt ist so eng, daß kaum Wasser hochsickert.«
    »Erweitern wir ihn – doch nicht zu sehr. Nur so, daß ein Rinnsal herauf kann.«
    Garion setzte seinen Willen ein und spürte, wie der Durniks sich ihm anschloß. Gemeinsam drückten sie den Spalt ein bißchen auseinander. Das Wasser unterhalb der Felsschicht schoß hoch. Sie zogen sich zurück und spürten, wie das Wasser die feste Erde unter der Mauer zu durchdringen begann.
    »Gehen wir ein Stück weiter«, schlug Durnik leise vor. »Wir sollten sechs bis acht Stellen unter der Mauer öffnen, damit der Boden gründlich getränkt wird. Morgen nacht verbreitern wir dann die Spalten.«
    »Wird dadurch nicht der ganze Hügel abgeschwemmt?« fragte Garion ebenso leise.
    »Wahrscheinlich.«
    »Das wird unseren Truppen den Sturm erschweren.«
    »Nasse Füße sind unvermeidlich«, meinte Durnik. »Aber das ist immer noch besser als der Versuch, eine Mauer zu erklimmen, wenn kochendes Öl herabgeschüttet wird. Findest du nicht?«
    »Viel, viel besser«, bestätigte Garion.
    Sie schlichen weiter durch die eisige Nacht. Da streifte etwas Garions Wange. Zunächst achtete er nicht darauf, doch dann wurde es stärker – es war etwas Weiches, Kaltes, Feuchtes. Er erschrak. »Durnik«, flüsterte er. »Es fängt zu schneien an.«
    »Habe ich bemerkt. Ich furchte, es wird recht ungemütlich für uns werden.«
    Der Schnee fiel die restliche Nacht hindurch, bis in den Morgen hinein. Hin und wieder kam es zu Schneegestöber, daß die Flocken um die düstere Befestigung wirbelten, und dann und wann zu Ru-hepausen. Es war nasser, schwerer Schnee, der auf dem Boden sogleich zu Matsch wurde.
    Kurz vor Mittag hüllten sich Garion und Lelldorin in dicke Woll-umhänge, schlüpften in feste Stiefel und stapften aus dem Lager zur Nordmauer von Rheon. Als sie etwa zweihundert Schritt vom Fuß des Hügels entfernt waren, bemühten sie sich, Soldaten auf Patrouil-le vorzutäuschen. Garion spähte hoch zur befestigten Stadt, und wieder weckte der Anblick der rotschwarzen Bärenfahne unerklärlichen Grimm in ihm. »Bist du sicher, daß du in der Dunkelheit deine Pfeile auch erkennen wirst?« fragte er seinen Freund. »Da drüben stecken eine Menge Pfeile im Boden, weißt du.«
    Lelldorin legte einen Pfeil an und schoß in weitem Bogen zur Stadt. Der gefiederte Schaft hob sich hoch in die Luft und sauste etwa fünfzig Schritte entfernt in das schneebedeckte Gras am unteren Hang. »Ich habe die Pfeile selbst angefertigt, Garion«, erklärte er und holte einen zweiten aus dem Köcher auf dem Rücken. »Glaub mir, ich erkenne sie, sobald meine Finger sie berühren.« Er lehnte sich zurück und legte ihn an die Sehne. »Wird der Boden unter der Mauer schon weich?«
    Garion schickte seinen Gedanken zum Hügel und

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