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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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wird der größte Teil des Maueruntergrunds weggespült.«
    »Gut.«
    Wieder schickten die beiden ihre tastenden Gedanken durch die aufgeweichte Erde des Hügels. Sie fanden die Felsschicht, schweiften die unebene Oberseite kreuz und quer, bis sie den ersten Spalt entdeckten. Ein eigenartiges Gefühl beschlich Garion, als er seinen Gedanken durch den schmalen Spalt zu dem aufsteigenden Wasser hinunterwand; ihm war, als strecke er einen unendlich langen, unsichtbaren Arm aus, mit schlanken, geschmeidigen Fingern. »Bist du unten?« fragte Durnik.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann ziehen wir ihn auseinander!«
    Garion wappnete seinen Willen.
    Mit einer Anstrengung, die ihnen den Schweiß von der Stirn per-len ließ, zwängten sie den Spalt auseinander. Ein scharfes und doch gedämpftes Knirschen echote unter der weichen Erde des Hanges, als der Fels durch die Kraft ihres vereinten Willens zersprang.
    »Wer ist da?« rief eine Stimme auf der Mauer.
    »Ist er weit genug offen?« flüsterte Garion, ohne auf den Ruf zu achten.
    »Das Wasser steigt bereits viel schneller hoch«, erklärte Durnik nach kurzem Gedankentasten. »Es steckt eine Menge Druck unter dieser Felsschicht. Nehmen wir uns die nächste Stelle vor.«
    Ein lautes Surren erklang von hinter ihnen, dann ein eigenartiges Pfeifen über ihnen, als das Seil eines von Yarbleks katapultierten Enterhaken in hohem Bogen über sie und die Nordmauer hinweg-schwirrte. Ein stählernes Klicken war zu hören, als der Haken gegen die Innenseite der Mauer schlug, dann ein Scharren, ehe die Haken-spitzen Halt fanden.
    Tief geduckt schlichen Garion und Durnik vorsichtig nach links und bemühten sich, das Geräusch ihrer Stiefel im Matsch so leise wie möglich zu halten. Ihre Gedanken tasteten bereits nach dem nächsten Gesteinsspalt. Als Lelldorin wieder mit ihnen zusammen-traf, hatten sie drei Spalten unter der aufgeweichten Erde verbrei-tert. Hinter und über ihnen gurgelte und gluckerte es, als der flüssige Schlamm aus dem Hang quoll und in brauner Flut durch den weißen Matsch rann. »Ich bin bis zum Ende unserer Pfeillinie gekommen«, erklärte Lelldorin. »Auf dieser Seite ist die Schnur gespannt.«
    »Gut.« Garion keuchte vor Anstrengung. »Geh und sag Barak, er soll seine Männer in Stellung bringen.«
    »Mach ich.« Lelldorin drehte sich um und stapfte in ein plötzliches Schneegestöber hinein.
    »Mit diesem hier müssen wir vorsichtig sein«, murmelte Durnik, während sein Wille sich unter der Oberfläche dahintastete. »Dieser Teil des Gesteins ist von vielen Rissen durchzogen. Wenn wir den Spalt zu weit öffnen, birst die ganze Felsschicht und läßt einem wahren Fluß freien Lauf.«
    Garion murmelte, daß er verstanden habe, während er tastende Geistfinger zu dem Spalt schickte.
    Als sie die letzte ihrer unterirdischen Quellen erreichten, kam Silk aus der Finsternis hinter ihnen. Seine behenden Füße verursachten keinen Laut im Matsch.
    »Wo bist du so lange geblieben?« brummte Durnik. »Du hattest doch keine dreihundert Fuß zu gehen.«
    »Ich habe den Hang überprüft«, antwortete Silk. »Der Schlamm quillt wie kalte Tunke durch den Schnee. Dann bin ich hochgestie-gen und habe den Fuß gegen einen Stein des Mauerfundaments ge-drückt. Er wackelte wie ein lockerer Zahn.«
    »Gut«, sagte Durnik befriedigt. »Es funktioniert also.«
    Eine flüchtige Stille setzte in der schneeigen Dunkelheit ein. »Soll das heißen, daß du dir gar nicht sicher warst?« würgte Silk hervor.
    »Theoretisch konnte nichts schiefgehen«, antwortete der Schmied gleichmütig. »Aber einer Theorie kann man nie ganz sicher sein, ehe sie sich nicht in der Tat bewährt hat.«
    »Durnik, für so etwas werde ich allmählich zu alt!«
    Ein zweiter Enterhaken schwirrte über sie hinweg.
    »Wir haben noch einen Spalt vor uns«, flüsterte Garion. »Barak bringt seine Leute in Stellung. Würdest du bitte noch einmal zu-rückgehen und Yarblek bitten, Mandorallen das Signal zu geben?«
    »Es ist mir eine Ehre«, versicherte ihm Silk. »Außerdem will ich ohnehin von hier weg sein, ehe wir alle bis zu den Hüften im Schlamm stecken.« Er drehte sich um und schlich durch die Dunkelheit.
    Zehn Minuten später, nachdem der letzte Spalt geweitet und der gesamte Nordhang zu einer rinnenden Masse von Schlamm und Wasser geworden war, schoß eine leuchtende Kugel aus brennendem Pech in hohem Bogen über die Stadt. In Erwiderung dieses ver-einbarten Zeichens begannen Mandorallens Wurfmaschinen mit einem

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