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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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Tagen würde sie die Amtsgeschäfte endgültig an den Leonhard übergeben, und dann war die Südwestthüringer Jurisprudenz um ein Original ärmer.
    Natürlich wollte der Fickel nicht indiskret sein, aber irgendwo interessierte es ihn schon, was die Driesel jetzt konkret für Pläne hatte, insbesondere in der neuen persönlichen Situation als Exsingle. Da schmunzelte die Driesel nur so in sich hinein, denn dass sie in ihrem Alter noch einen Partner finden würde, und dazu noch einen derart stattlichen wie den Amthor, das hätte sie selbst kaum für möglich gehalten!
    Irgendwann nach dem zweiten Cognac schlug plötzlich Fickels Handy Alarm. Zuerst dachte er, es sei wieder nur der Rainer Kummer oder irgendein anderer Schmarotzer, der wegen seines juristischen Triumphes auf ein Freibier hoffte, doch als er abnahm, war seine aufgeregte Vermieterin dran. Die Frau Schmidtkonz flüsterte so leise, dass er sie kaum verstehen konnte – sie habe die Heike, die Frau vom Exner, entdeckt! Ihre Stimme klang direkt ängstlich, ja fast panisch – so kannte der Fickel seine Vermieterin überhaupt nicht! Und obwohl er sich nicht erklären konnte, warum die Schmidtkonz von einem Aufeinandertreffen mit der Heike Exner so verstört war, versuchte er sie, so gut er konnte, zu beruhigen und versprach, sie umgehend abzuholen.
    Dem Fickel tat es direkt leid, so zeitig aufzubrechen, insbesondere angesichts der gerade erst angebrochenen VSOP -Flasche. Während er sich startklar machte, berichtete er der Driesel in aller Kürze von seinen Erkenntnissen über die Familie Exner und ihre Machenschaften. Als langjährige Betreuungsrichterin reagierte die Driesel natürlich leicht verwundert, als sie von den Zuständen in dem Seniorenheim erfuhr. Von den tatsächlichen Zuständen in der Pflege bekam man an verantwortlicher Stelle ja viel zu wenig mit. Denn dass da nach Lust und Laune Leute abgezockt und sediert wurden, das war natürlich nicht die feine englische Art! Andererseits: Wo kein Kläger, da kein Richter …
    Der Fickel überlegte, ob er gleich den Recknagel anrufen sollte, aber die Driesel riet ihm, lieber erst die Schmidtkonz abzuholen und vor Ort Beweise zu sichern, bevor mit einem Polizeieinsatz Staub aufgewirbelt wurde. Und am Ende stellte sich womöglich noch alles als Irrtum heraus? Das wäre natürlich saublöd. Der Fickel glaubte das zwar kaum, aber weil er in letzter Zeit mit den Ratschlägen der Driesel immer gut gefahren war, überlegte er nicht lange, setzte sich in seinen beigebraunen Wartburg 353 Tourist und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Thüringer-Wald-Residenz, wobei er mal wieder für einen hübschen Rückstau auf der linken Spur der A71 sorgte.
    Später, noch am selben Abend, fand sich der Rainer Kummer mit ein paar anderen Schmarotzern, die einzig und allein auf ein Freibier aus waren, in der Goetzhöhlenbaude ein, um die Freilassung von René Schmidtkonz beziehungsweise Fickels Obsiegen über seine Exfrau gebührend zu feiern. Außerdem brachten sie heute Fußball im Fernsehen, und die Claudia hatte zu Hause »Drama« eingestellt. Wie immer, wenn sich größere Gruppen Männer versammelten, war auch die Sozialrichterin Pörtje anwesend. Und auch die scheidende Amtsgerichtsdirektorin Driesel erschien gemeinsam mit dem Amthor. Die Nachricht von dem »jungen Glück« hatte sich natürlich wie ein Lauffeuer verbreitet, und die beiden mussten von allen Seiten Glückwünsche entgegennehmen. Nur der Rainer Kummer wunderte sich, dass so was heutzutage überhaupt noch möglich war – ganz ohne Internet.
    Einzig die eigentliche Hauptperson des Abends, der Fickel, ließ mal wieder auf sich warten, was aber kaum jemandem auffiel, weil der Rainer Kummer einen detaillierten Bericht des Haftprüfungstermins geben konnte, den er seinem Wachtmeisterkollegen rausgeleiert hatte. Bis spät in den Abend hinein wurde so unbeschwert getrunken, gescherzt und gelacht wie schon lange nicht mehr. Als die Stunde bereits fortgeschritten war, tauchte sogar noch der Kriminalrat Recknagel auf. Doch als der zu erzählen anfing, war es mit der guten Laune einstweilen vorbei.
    Natürlich hatten alle Anwesenden von dem biblischen Stau gehört, der beide Fahrtrichtungen der A71 nahe der »bayrischen Staatsgrenze« am Vormittag heimgesucht hatte. Doch als der Kriminalrat jetzt auf die Ursache zu sprechen kam, herrschte am Tisch blankes Entsetzen. Denn dass ausgerechnet der Richter Hager den Unfallwagen gesteuert hatte, das schockierte alle,

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