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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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Miene zu, wie der Landrat von »schweren« Entscheidungen und »Schicksalsschlägen« berichtete. Natürlich war die junge Mutter mit dem schwierigen Baby allein überfordert gewesen. Das Jugendamt hatte Ronny zur Adoption freigegeben, die überforderten Großeltern hatten ihn schließlich in ein Heim gesteckt. Während der Landrat in München weitgehend erfolglos seine Jurastudien betrieb und seine junge, ungleich talentiertere Kommilitonin Sylvia bezirzte, war die junge Mutter daheim an der Geschichte zerbrochen und hatte sich an Ronnys drittem Geburtstag durch einen vorsätzlich herbeigeführten Verkehrsunfall das Leben genommen.
    Kriminalhauptmeister Stoll schüttelte angesichts dieses menschlichen Dramas, das mindestens für einen »Sat 1 Filmfilm« gut gewesen wäre, fassungslos den Kopf. Selbst die hartgesottene Oberstaatsanwältin blieb von der Geschichte nicht ganz unbeeindruckt. Wer hätte schließlich gedacht, dass ausgerechnet in den Genen eines ehemaligen KJS -Schwimmers und Vorzeigepolitikers ein Defekt schlummerte? Und »nur« aus diesem Grund hatte der Landrat als junger Mann den einsamen Entschluss gefasst, keine Kinder mehr in die Welt zu setzen. Ein kleiner Schnitt für ihn, ein großer Schnitt für seine Ehe – wie man sich lebhaft vorstellen konnte.
    »Wusste Ihre spätere Frau von dieser … Vorgeschichte?«, erkundigte sich die Gundelwein.
    Der Landrat zögerte. »Ich hab den richtigen Zeitpunkt verpasst, es ihr zu sagen. Als Sylvia sich in das Betreuungsdezernat eingearbeitet hat, ist sie auf Ronnys Akte gestoßen. – Da habe ich ihr alles erzählt.«
    »Wirklich alles?«, hakte die Oberstaatsanwältin nach.
    Peter Kminikowski nickte. »Sylvia ging auf die vierzig zu. Sie hatte einen ausgeprägten Kinderwunsch, den ich ihr nicht erfüllen konnte. Da hatte sie die Idee … Kennen Sie den Roman Garp und wie er die Welt sah ?«
    Langsam erkannte die Oberstaatsanwältin, worauf der Landrat hinauswollte.
    »Richterin Kminikowski wollte mit Ihrem Sohn ein Kind zeugen?«
    Der Landrat nickte. »Wir dachten an eine Samenspende. Aber Ronny hat sich Hals über Kopf in Sylvia verliebt. Er sieht aus wie ein Berserker, aber er denkt wie ein Kind.«
    »Herr Kminikowski, hat Ihr Sohn Ihre Frau aus Eifersucht umgebracht?«
    Der Landrat überlegte. »Ich habe mir die Frage natürlich auch schon gestellt, als ich gehört habe, dass er ausgerissen ist.« Aber dann schüttelte er heftig den Kopf. »Ich kann’s mir einfach nicht vorstellen! Ronny heult doch schon, wenn eine tote Taube auf der Straße liegt.«
    »Heute Nacht hat er mich im Park überfallen!«, erwiderte die Gundelwein.
    »Er wollte Ihnen garantiert nichts Böses!«, sagte der Landrat. »Ronny ist einfach verwirrt. Früher ist er nie aus dem Heim abgehauen, jetzt schon zum zweiten Mal in kürzester Zeit! Vielleicht hat er den Mord mit angesehen …«
    »Als Zeuge ist er leider völlig wertlos«, bedauerte die Oberstaatsanwältin.
    Der Kminikowski blickte sie abwartend an. »Ist Ihre Neugierde befriedigt? Oder wollen Sie noch weiter in meinem Privatleben rumstochern?«
    Doch die Oberstaatsanwältin ließ ihn noch nicht vom Haken: »Offenbar hat Ihre Frau noch andere Anstrengungen unternommen, um schwanger zu werden.«
    »Davon weiß ich nichts«, wehrte der Landrat ab.
    »Sie hat den jungen Referendar verführt, dem Sie die Freundin ausgespannt haben!«
    Der Landrat zuckte die Achseln und lächelte provozierend. »Ich habe eben eine Schwäche für Rothaarige«, erklärte er unschuldig, als spräche er von einer Vorliebe für eine bestimmte Marmeladensorte. Da war er wieder, der selbstverliebte und arrogante Lokalfürst, der glaubte, sich alles erlauben zu können. Die Oberstaatsanwältin sah buchstäblich rot. »Herr Kminikowski! Ich nehme Sie wegen des Verdachts des Mordes in mittelbarer Täterschaft an Ihrer Frau vorläufig fest«, erklärte sie mit vor Wut zitternder Stimme. »Sie haben Ihren leiblichen Sohn wie ein Werkzeug benutzt, um Ihre Frau loszuwerden.«
    Kriminalhauptmeister Stoll blickte die Oberstaatsanwältin überrascht an. »Das können wir doch nicht machen! Damit kommen wir beim Leonhard niemals durch«, raunte er alarmiert.
    »Wenn ich Ihre Meinung hören will, merken Sie es daran, dass ich Ihnen eine Frage stelle«, wies ihn die Oberstaatsanwältin zurecht. »Schon mal was von Paragraf 127 Absatz zwo S t PO [ 51 ] gehört?«
    Nicht nur der junge Stoll, auch der Landrat war blass geworden. »Ich möchte sofort mit meinem Anwalt

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