Herrin auf Kimbara
Niemand sonst trägt sie. Weder Fee noch meine Schwester. Zuletzt habe ich sie um den Hals meiner Mutter gesehen. Sicher wissen Sie bereits, dass das Vermögen der Familien Kinross und Cameron zum großen Teil aus einem großen Opalfund im Jahr 1860 stammt.«
»Ja, das habe ich gelesen.« Sie stand unter Schock. »Und Fee hat mir davon erzählt.«
»Aber Sie haben nicht von Cecilias Kette gehört?«
Sein Zynismus war unerträglich. »Das ist also Cecilias Kette? Ich wollte sie nicht tragen. Ihr Vater hat darauf bestanden, und ich wollte ihn nicht kränken.«
»Hätten Sie auch jedes Kleid angezogen, das er ausgesucht hätte?«
Die Band hörte auf zu spielen, und alle Gäste klatschten begeistert Beifall. Rebecca wollte fliehen, doch Brod hielt ihren Arm umfasst.
»Das muss ich mir wirklich nicht anhören«, erklärte sie schließlich. Ihr Herz raste förmlich.
Er blickte über ihren Kopf hinweg zu den tanzenden Paaren. »Sie können sich wieder zu Dad setzen, sobald ich mit Ihnen fertig bin.«
»Ich kann auch jetzt gehen.« Allerdings übte er eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus.
»Versuchen Sie es doch«, sagte er leise, und seine Augen funkelten herausfordernd.
»Ich mag keine Tyrannen.«
»Es würde mir nicht im Traum einfallen, Sie zu tyranni-sieren.« Er lockerte seinen Griff. »Und ich mag den Typ Scarlett O’Hara nicht.«
»Sie reden Unsinn.«
»Nicht nach dem, was heute Abend passiert ist. Alle haben es gesehen und werden es weitererzählen.«
»Was?« Ihr Herz klopfte so schnell, dass sie ihn hasste.
»Verdammt, Miss Hunt, mein Vater hätte Ihnen genauso gut einen Verlobungsring geben können. Meiner Mutter hat er einen Vierkaräter geschenkt. Er liegt immer noch im Safe.«
Unvermittelt befreite Rebecca sich aus seinem Griff, doch er umfasste ihr Handgelenk und zog sie zum Rand der Tanzfläche.
»Ich bin wirklich schockiert.« Sie wirbelte zu ihm herum.
»Warum? Weil Sie Schuldgefühle haben?«
»Wie charmant Sie sind.« Am liebsten hätte sie sich in seine Wut hineingesteigert, aber das war nicht ihre Art.
»Ich möchte, dass Sie mich ernst nehmen.« Aus den Augenwinkeln sah er seinen Vater auf sich zukommen.
Sein Vater. Fast war er sein Feind.
»Oh, das tue ich.« Ihre schönen Augen wurden eine Nuance dunkler. »Offenbar haben Sie Angst davor, dass Ihr Vater wieder heiraten könnte. Es ist sogar möglich, dass Sie dann nicht mehr der Erbe sind«, fügte sie hinzu, weil sie der Versuchung nicht widerstehen konnte.
Starr blickte Brod auf sie hinunter. Dabei wurde ihm bewusst, dass er sie gern geküsst hätte. »Tut mir Leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber mein Erbe ist gesichert.
Daran kann selbst Dad nichts mehr ändern. Aber sprechen Sie weiter, Rebecca, ich möchte wissen, wie Ihre Pläne aussehen.«
»Was hätte es für einen Sinn?« erwiderte sie spöttisch und zuckte die Schultern. »Sie haben sich doch schon eine Meinung über mich gebildet.«
»Na ja, Sie haben etwas erreicht, was Ally und ich nie geschafft haben«, bemerkte er ironisch. »Mein Vater frisst Ihnen aus der Hand.« Er wandte den Kopf. »Ah, da kommt er ja. Dann entschuldigen Sie mich. Sicher wird er sich um Sie kümmern, Miss Hunt.«
Rebecca glaubte nicht, dass sie den Abend überstehen würde, ließ sich jedoch nichts anmerken. Sie musste ihrer Angst mit innerer Gelassenheit begegnen. Und sie würde den Opal nicht länger tragen, sondern bei der erstbesten Gelegenheit abnehmen. Sie konnte es Broderick Kinross nicht verdenken, dass er sie derart herausgefordert hatte.
Aber warum hatte Fee sie nicht gewarnt? Wenn sie jetzt darüber nachdachte, hatte Fee sich merkwürdig verhalten.
Vermutlich hatte sie ihre Bedenken deshalb nicht geäu-
ßert, weil Stewart Kinross sehr arrogant und sein Sohn wahrscheinlich der Einzige war, der es wagte, ihm Vorschriften zu machten.
Das Büfett war genauso üppig, wie Stewart es versprochen hatte. Die langen Tische, auf denen bodenlange gestärkte Decken lagen, bogen sich förmlich unter den kulinarischen Köstlichkeiten – Schinken, Truthahn, verschiedene Hähnchengerichte, große Platten mit Räucherlachs, aus dem Norden von Queensland eingeflo-gene Meeresfrüchte wie Garnelen, Hummer und Baramundi sowie zahlreiche verschiedene Salate, Reis-und Nudelge-richte. Mehrere Barkeeper waren für die Getränke zuständig, zwei junge Ober gingen zwischen den Tischen hin und her, und die mitreißende Musik der Band, zu der viele Paare tanzten, übertönte zeitweilig jedes
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