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Herrin der Dunkelheit

Herrin der Dunkelheit

Titel: Herrin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Fledermäuse?) abgeben, wenn sie sie aus irgendeinem Grund nicht mehr behalten wollten oder konnten. Er erinnerte sich auch, dass er das flache, lang gestreckte Dach von seinem Fenster aus gesehen hatte.
    Jenseits dieses Gebäudes wurde aus dem befahrbaren Weg ein schmaler Pfad, der zum Gipfel hinaufführte, und auf der anderen Seite des Berges lag der Ostteil San Franciscos, und hinter ihm die Bay.
    Entschlossen nahm Franz dieses letzte Wegstück in Angriff und begann den Aufstieg zum Gipfel. Der schmale Kiespfad wurde zunehmend steiler; er musste immer wieder Pausen einlegen, um wieder zu Atem zu kommen, und der rutschige Kies zwang ihn, langsam und vorsichtig zu gehen.
    Als er die Stelle erreichte, an der er die beiden farbenfreudig gekleideten Männer gesehen hatte, bemerkte er, dass er von einer geradezu kindischen Angst erfüllt war. Er wünschte jetzt beinahe, Gun oder Saul mitgenommen zu haben oder auf andere Menschen gestoßen zu sein, die ebenfalls zum Gipfel hinaufsteigen wollten, Menschen der normalen, bürgerlichen Sorte, ganz egal, wie farbenfroh sie gekleidet waren oder wie laut und aufdringlich sie sein mochten. Im Augenblick hätte er nicht einmal etwas gegen ein quäkendes Transistorradio einzuwenden gehabt. Er blieb wieder stehen, nicht so sehr, um seinen Atem zu beruhigen, als um die Klippen und Felsgruppen, an denen er vorbei musste, sorgfältig zu mustern. Wer konnte wissen, was für einem Gesicht oder Nicht-Gesicht er gegenüberstehen mochte, wenn er zu vertrauensvoll hinter sie blickte?
    Er benahm sich wirklich kindisch, wies er sich sofort zurecht. War er nicht hergekommen, um diesen Typ auf dem Berggipfel zu treffen und festzustellen, was für eine Art Spinner er war? Eine harmlose, freundliche Seele, wahrscheinlich, nach seiner bescheidenen, unauffälligen Robe zu urteilen, seinem scheuen Benehmen und seiner Vorliebe für die Einsamkeit. Aber wahrscheinlich war er inzwischen längst verschwunden.
    Trotzdem beobachtete Franz auch weiterhin das vor ihm liegende Gelände genau und aufmerksam, als er die Kuppe erreichte, auf der die Steigung weniger steil war.
    Die Felsen auf dem Gipfel des Berges (die Corona? die Krone?) waren massiger und höher als die anderen. Nachdem er noch einmal eine kurze Pause eingelegt hatte – um die leichteste Route festzulegen, redete er sich ein –, stieg er die drei Terrassenstufen hinauf die zum Gipfel führten, und kurz darauf stand er auf dem höchsten Punkt des Berges (etwas unsicher, mit weit gegrätschten Beinen, da hier oben ein scharfer Wind vom Pazifik wehte), und das ganze Massiv der Corona Heights lag zu seinen Füßen.
    Langsam drehte er sich um die eigene Achse, blickte zu dem weiten Horizont hinüber, behielt jedoch gleichzeitig alle Klippen und Felsgruppen im Auge, alle grünen und braunen Hänge, die sich von seinem Standpunkt aus nach allen Seiten bis zum Häusermeer der Stadt erstreckten, um sich in seiner neuen Umgebung zu orientieren, und auch, um sich zu versichern, dass sich nicht noch jemand anderer irgendwo auf den Corona Heights befand.
    Dann stieg er wieder zwei Terrassen hinab, setzte sich und lehnte seinen Rücken gegen einen Felsen, der ihn vor dem scharfen Wind schützte. Er fühlte sich wohl und völlig sicher auf diesen Horst, besonders, weil sich hinter ihm der riesige Fernsehturm wie eine schützende Göttin erhob. Während er in aller Ruhe eine Zigarette rauchte, blickte er, ohne das Glas zu benutzen, auf die weite Fläche der Stadt hinab, auf die Wasser der Bay mit den spielzeugklein wirkenden Schiffen, von den fahlgrünen Smog-Kissen über San José im Süden zu der im Dunst verschwimmenden, kleinen Pyramide des Mount Diabolo jenseits von Berkeley, und weiter zu den roten Türmen der Golden Gate Bridge im Norden, hinter denen er Mount Tamalpais erkennen konnte. Es war interessant, wie sehr sich diese Landmarken von diesem Standpunkt aus verändert hatten. Verglichen mit dem Bild, das er vom Dach seines Gebäudes hatte, schienen einige der Hochhäuser der City in die Höhe geschossen zu sein, während andere sich hinter ihren Nachbarn zu verstecken versuchten.
    Nach einer zweiten Zigarette zog er sein Fernglas aus der Tasche, legte den Lederriemen um den Hals und begann, sich gründlicher umzusehen. Er konnte das Glas jetzt völlig ruhig halten. Seine Hände zitterten nicht mehr wie am Morgen. Er lachte amüsiert, als er die Texte der Reklametafeln südlich der Market Street ablesen konnte; die meisten davon warben für

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