Herrin der Falken - 3
Keuschheitsgelübde abgelegt hat!« spottete der Betrunkene. »Nun, ich habe mein Möglichstes für dich getan. Wenn du aber lieber ein kleiner Junge sein willst, der sich hinter den Röcken des heiligen Lastenträgers versteckt, ist das deine Sache! Kommt! Wer geht mit ins Badehaus, Männer?«
Einer nach dem anderen stand auf und verließ nicht allzu festen Schrittes den Gasthof. Romilly brachte Caryl auf sein Zimmer und schickte nach dem versprochenen Bad, das eine Dienstmagd brachte. Romilly hätte Caryl wie früher Rael gebadet, stieß jedoch auf Protest.
Mit rotem Gesicht erklärte er: »Vor den Männern wollte ich nichts sagen, aber ich weiß, daß du ein Mädchen bist, und ich bin schon zu groß, um von meiner Mutter oder meiner Schwester gewaschen zu werden, und baden kann ich allein! Geh hinaus, Romilly. Ich will den Leuten sagen, daß sie dir auch eine Wanne bringen, ja? Lord Orain ist fort, und bestimmt bleibt er die halbe Nacht weg. Auch er wird nach einer Frau Ausschau halten – siehst du wohl, ich bin alt genug, um über diese Dinge Bescheid zu wissen. Also kannst du in seinem Zimmer baden und danach in dein eigenes Bett gehen.«
Romilly mußte lachen. »Wie Ihr wünscht, mein Lord.«
»Und mach dich nicht über mich lustig!«
»Das würde ich mir nicht im Traum einfallen lassen.« Sie bemühte sich, ein ernstes Gesicht zu ziehen. »Nur hat mich Lord Orain beauftragt, dafür zu sorgen, daß du deine Füße ordentlich wäschst.«
»Ich habe im Kloster seit mehr als einem Jahr allein gebadet«, entrüstete sich Caryl. »Geh weg, Romilly, bevor mein Badewasser kalt wird. Ich lasse dir eine Wanne in Lord Orains Zimmer bringen.«
Romilly begrüßte diese Lösung, denn wie hatte sie sich nach einem heißen Bad gesehnt! Sie holte ihre Satteltaschen aus dem Stall, während die Mägde die hölzerne Wanne ins Zimmer trugen und mit dampfendem Wasser füllten, große flauschige Tücher und ein Holzkästchen mit Seifenkraut bereitlegten. Eine der Badefrauen blieb zurück, machte Romilly schöne Augen und fragte in einladendem Ton: »Möchtet Ihr, daß ich Euch helfe, junger Sir? Es wäre mir ein Vergnügen, Euch die Füße zu waschen und den Rücken zu schrubben. Für ein halbes Silberstück würde ich bleiben, solange Ihr wollt, und auch das Bett mit Euch teilen.«
Romilly hatte Mühe, ein Lächeln zu verbergen. Stellte sie einen so hübschen jungen Mann dar, oder ging es der Frau nur um das Silberstück? Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin müde von dem Ritt; ich möchte mich waschen und schlafen.«
»Soll ich Euch dann einen Masseur schicken, junger Sir?«
»Nein, nein, nichts – geh und laß mich baden«, befahl Romilly streng. Doch sie gab der Frau eine kleine Münze und bedankte sich für ihre Mühe. »In einer Stunde kannst du die Wanne abholen.«
Endlich ungestört, zog sie sich aus und stieg in die Wanne. Sie schrubbte sich mit dem Seifenkraut kräftig ab und legte sich wohlig aufseufzend in dem heißen Wasser zurück. Das letzte Mal gründlich gewaschen hatte sie sich in der Hütte der alten Frau, als sie Rory hatte heiraten sollen. In Nevarsin hatte sie sich gesäubert, so gut es ging, aber natürlich nicht gewagt, das Badehaus des Klosters zu benutzen. Ebenso unmöglich war es gewesen, in der Stadt nach einem Badehaus für Frauen zu suchen, obwohl es dort welche geben mußte, denn sie hätte dabei ja beobachtet werden können.
Wie herrlich war so ein Bad! Sie weichte sich genüßlich in dem heißen Wasser ein, bis es schließlich abkühlte und sie hinaus mußte. Sorgfältig trocknete sie ihr Haar und zog ihre sauberste Unterwäsche an. Voller Sehnsucht betrachtete sie Orains Bett, das für ihn von den Mädchen bereits aufgedeckt war. Bestimmt war er inzwischen mit dem Baden fertig und hatte irgendwo eine Frau für die Nacht gefunden, und dieses schöne Bett wurde verschwendet, während er bei irgendeiner Straßendirne schlief. Romilly gestand sich ein, daß sie einen Stich von Eifersucht empfand – sie dachte an ihren Traum, in dem Orain sie liebkost hatte und sie glücklich darüber gewesen war. Beneidete sie wirklich die unbekannte Frau, in deren Bett er diese Nacht verbrachte?
Sie sollte nach der Badefrau läuten, damit sie die Wanne abholte, und sich in den Stall verziehen. Da waren Mengen von Heu, in dem sie es warm hätte, und Decken, und wenn sie wollte, konnte sie sich sogar heiße Ziegelsteine und noch mehr Decken geben lassen. Sie zog ihre Hose an und läutete nach der Magd. Dann ging sie
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