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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und klopfte leise an Caryls Tür. Er lag im Bett und war schon halb eingeschlafen, aber er setzte sich hoch und umarmte sie, als sei sie seine Schwester, wünschte ihr gute Nacht und schlief in dem großen Bett gleich weiter. Es war ein großes Bett, groß genug für drei oder vier. Romilly geriet in Versuchung, sich neben das Kind zu legen. Sie hatten unterwegs oft genug aneinandergeschmiegt geschlafen. Aber es mußte ihn in Verlegenheit bringen, wenn er sie am Morgen entdeckte. Er war gerade alt genug, um sich bewußt zu sein, daß sie eine Frau war. Romilly gähnte. Sie hatte gar keine Lust, in den Stall zu gehen. Wenn sie sich für ein Weilchen in Orains Bett legte? Sicher kam er erst morgen früh nach Hause, und dann war er so betrunken, daß er sie gar nicht bemerkte und es ihm gleichgültig war, ob da ein Junge oder ein Hund lag. Auf den Gedanken, sie sei eine Frau, kam er nie, und er besaß nichts von dem unbequemen Laran, das es Caryl und vielleicht auch Dom Carlo ermöglicht hatte, sie zu durchschauen. Sie wollte eine kleine Weile dort schlafen. Wenn sie Orain auf der Treppe hörte, wachte sie bestimmt auf und konnte noch rechtzeitig im Stall verschwinden. Nach der langen Zeit in der Wildnis sah das Bett so schön aus. Die Badefrau hatte, als sie die Wanne abholte, die Laken mit einer heißen Kohlenpfanne gewärmt, und sie rochen frisch und einladend. Romilly zögerte nicht länger. Sie legte sich in Jacke und Hose hin und zog die Decke über sich. Ihr letzter Gedanke war: Ich darf nicht zu fest schlafen, ich muß in den Stall, Orain könnte früher kommen, als ich ihn erwarte… und da schlief sie schon.
    Die Tür knarrte, und Orain trat leise ein. Gähnend setzte er sich auf die Bettkante. Romilly fuhr erschrocken hoch, entsetzt, daß sie so lange geschlafen hatte. Er grinste sie an. »Ah, bleib, wo du bist, Junge«, sagte er müde. »Das Bett ist groß genug für zwei.« Sein Atem roch nach Wein, doch betrunken war er nicht. Er strich ihr mit der Hand leicht übers Haar. »Ganz weich. Du mußt auch ein schönes Bad gehabt haben.«
    »Ich werde jetzt gehen…«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Haustür ist abgeschlossen; du kommst gar nicht hinaus.« Wieder machte sich in seiner Stimme der weiche Tiefland-Akzent bemerkbar. »Bleib hier, Junge, ich schlafe schon halb.« Er zog die Stiefel und Überkleider aus. Romilly rollte sich an die andere Seite des Bettes, steckte den Kopf unter die Decke und schlief wieder ein. Sie wußte nicht, was sie aufgeweckt hatte, aber es konnte ein Schrei gewesen sein. Orain warf sich herum, schrie auf und saß bolzengerade im Bett. »Ah – Carolin, sie fassen dich…«, rief er und starrte in den leeren Raum. Seine Stimme war so voller Entsetzen, daß Romilly erkannte, er träumte. Sie zog an seinem Arm und sagte: »Wacht auf! Es ist nur ein Alptraum!«
    »Ah –« Er holte tief Atem, und seine Augen blickten wieder vernünftig. »Ich sah meinen Bruder, meinen Freund, in den Händen Rakhals, Zandru sende ihm Skorpion-Peitschen.« Sein Gesicht spiegelte immer noch Unruhe wieder, aber er legte sich zurück. Romilly zog die Füße an und versuchte, wieder einzuschlafen. Doch eine Weile später merkte sie, daß Orain den Arm um sie legte und sie behutsam an sich zog.
    Ängstlich entwand sie sich ihm. Er sagte mit seiner sanftesten Stimme: »Ah, Junge, weißt du nicht, was ich empfinde? Du bist Carolin so ähnlich, als wir zusammen Kinder waren – rotes Haar – und schüchtern und scheu, aber tapfer, wenn es darauf ankommt.«
    Romilly dachte zitternd: Das ist doch nicht notwendig, ich bin eine Frau. Er weiß es nicht, aber es ist ja alles gut, ich will ihm sagen, daß alles gut ist … Sie bebte vor Verlegenheit. Doch für Orain empfand sie echte Freundschaft. Das war ganz anders als bei Dom Garris, der sie betatschen wollte, oder bei Rory, der sie mit Gewalt genommen hätte.
    Romilly setzte sich hoch, umarmte ihn und legte den Kopf an seine Schulter. »Es ist alles gut, alles gut, Orain«, flüsterte sie an seiner Wange. »Du hast es die ganze Zeit gewußt, nicht wahr? Ich… ich…«, nicht fähig, es auszusprechen, nahm sie seine Hand, führte sie in ihre Jacke und drückte sie gegen ihre Brust.
    Er riß sich los. Sein Gesicht flammte.
»Höllenfeuer«, flüsterte er, peinlich überrascht und, wie Romilly zu ihrem Entsetzen feststellte, ehrlich bestürzt. »Höllenfeuer, du bist ein Mädchen!« Er sprang aus dem Bett und starrte sie an. Dann zog er sein Nachthemd über

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