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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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seinem Körper zusammen und wandte sittsam den Blick von ihr ab. »Mistress – damisela, ich bitte tausendmal um Verzeihung, in tiefster Zerknirschung bitte ich um Verzeihung – niemals, niemals habe ich auch nur einen Augenblick lang geahnt… Avarra sei uns gnädig, Mistress, ich kann es nicht glauben! Wer seid Ihr?«
Am ganzen Körper zitternd vor Kälte und von dem Schock über die Zurückweisung, stammelte sie: »Romilly MacAran«, und brach in Tränen aus.
»Oh, ihr Götter!« Orain bückte sich und legte die Decke über sie. »Ich – weint nicht, man wird Euch hören, um nichts in der Welt würde ich Euch etwas antun, Lady…« Er schluckte, trat zurück und schüttelte hilflos den Kopf. »Was ist das für eine schreckliche Situation, und wie habe ich mich zum Narren gemacht! Verzeiht mir, Lady, ich würde Euch nicht mit einem Finger berühren.« Romilly weinte heftiger denn je, und er beugte sich besorgt über sie.
»Weint nicht, kleine Lady, es gibt doch gar nichts zu weinen. Still, still, wir bleiben ja Freunde, mich kümmert es nicht, daß Ihr ein Mädchen seid, Ihr müßt Eure Gründe gehabt haben…“
Romilly versuchte, ihr Schluchzen zu ersticken. Er wischte ihr sanft die Nase mit dem Laken und setzte sich neben sie. »Nun, nun, das ist ein braves Mädchen, nicht weinen, Kleines. Ich glaube, Ihr solltet mir alles erzählen.«
    DRITTES BUCH Schwertfrau 1.
    Gegen Morgen war Schnee gefallen, und die Straßen von Caer Donn waren bedeckt mit fleckenlosem Weiß. Trotzdem war die Luft so weich, daß das Frühlingstauwetter, wie die auf dem Lande aufgewachsene Romilly wußte, nicht weit sein konnte. Dies war des Winters letzter Streich.
    Vater sagte immer, nur die Wahnsinnigen und die Verzweifelten reisen im Winter. Und ich habe den schlimmsten Teil der Hellers nach der Mittwinternacht durchquert. Warum muß ich jetzt daran denken?
    Orain klopfte ihr die Schulter mit der gleichen unbeholfenen Ehrerbietung, die er ihr in der letzten Nacht gezeigt hatte. Sie hätte um die verlorene Kameradschaftlichkeit weinen mögen. Es hätte ihr klar sein müssen, daß sie ihm als Frau nicht mehr halb so gut gefallen würde. Alles an ihm hätte es ihr verraten können, und bestimmt hatte jeder in der Gesellschaft außer ihr es gewußt.
    »Wir sind da, damisela«, sagte er, und Romilly fuhr ihn gereizt an: »Mein Name ist Romilly, Orain, und so sehr habe ich mich nicht verändert.«
    Seine Augen waren wie die eines Hundes, den man getreten hat. »Hier ist das Haus der Schwesternschaft.« Er stieg die Stufen hinauf und überließ es ihr, ihm zu folgen.
    Da er es nun einmal wußte, konnte er ihr nicht mehr erlauben, sich den Gefahren des Lebens im Lager und auf der Straße auszusetzen. Jetzt würde er sich ständig ihrer unwillkommenen Weiblichkeit bewußt sein. So war dies wohl die beste Lösung.
    Eine Frau mit hartem Gesicht und groben Händen, die besser geeignet schienen, eine Heugabel zu halten, empfing sie in der Eingangshalle – »empfangen« war eigentlich nicht das richtige Wort, dachte Romilly; immerhin ließ sie sie ein. Orain sagte: »Bitte, informiert Mistress Jandria, ihr Cousin sei gekommen, sie zu besuchen.« Seine Stimme hatte wieder die untadelige Höflichkeit des gebildeten Mannes und keine Spur mehr von dem weichen ländlichen Akzent. Die Frau glotzte ihn argwöhnisch an, befahl: »Setzt euch dahin« und wies auf eine Bank, als seien sie zwei Straßenjungen, die betteln wollten. Sie entfernte sich den Flur hinunter. Vom hinteren Teil des Gebäudes her waren Frauenstimmen zu hören. Irgendwo schlug ein Hammer auf einen Amboß – so hörte es sich jedenfalls an –, und das vertraute, freundliche Ping-ping-ping lockerte Romillys verkrampfte Haltung ein bißchen. Alle Türen im Gang waren geschlossen, aber zwei junge Frauen in roten Jacken, das Haar ganz unter roten Kappen verborgen, gingen Arm in Arm den Flur entlang. Offensichtlich waren sie nicht das, was Romillys Stiefmutter Damen genannt hätte. Eine von ihnen hatte große rote Hände wie ein Milchmädchen, und sie trugen lange, weite Hosen und Stiefel.
    Hinten im Korridor tauchte eine weitere Frau auf. Sie war schlank und hübsch und, wie Romilly glaubte, etwa in Orains Alter, vierzig oder darüber. Ihr dunkles, kurzgeschnittenes Haar zeigte an den Schläfen graue Streifen. »Nun, Verwandter«, fragte sie, »was bringst du mir?« Sie sprach den Dialekt, den Orain zu verbergen gelernt hatte. »Und was führt dich im Winter in diese Gegend?

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