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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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rings um sich…
    Ein Bergkater kroch einen Ast entlang, und auch er spürte den Zug des Lichts in seinem Inneren, den Fluß des Lebens der ganzen Welt, und er gehörte dazu. Romilly sah das Leuchten der großen Augen, folgte dem Kater mit ihren Gedanken, während das Tier am Fuß des Baumes umherstrich. Jetzt hing ein süßer, scharfer, moschusartiger Geruch in der Luft. Mit dem Kater folgte ihm Romilly, ohne zu wissen, ob sie sich bewegte oder ob nur der Kater sich bewegte… näher und näher kam sie, sie hörte sich einen kleinen knurrenden, schnurrenden Laut des Hungers und des Verlangens ausstoßen… drehte sich mit peitschendem Schwanz um, als die Partnerin des Katers am Baumstamm hinuntersprang. Romillys Körper schmerzte und hungerte, und als der Kater die Katze packte, wand sie sich auf dem Moos und krallte die Hände in den Boden, keuchend, aufschreiend… Ranald… flüsterte sie, bevor sie sich in der wilden hitzigen Flut verlor. Die Nacht füllte sich mit dem Knurren und Schnurren der großen Katzen bei ihrer Paarung. Romilly lag still, davon niedergeschmettert. Schließlich überluden sich ihre Sinne und ihr Laran und sie verlor das Bewußtsein. Am nächsten Morgen wußte sie kaum noch, was sich abgespielt hatte. Sie fühlte sich erschöpft und krank. Ihr zielloses Umherstreifen durch den Wald wurde schneller. Sie mußte forteilen, fort, fort… eine namenlose Vorahnung quälte sie, und als sie über sich wieder das Knurren der großen Katze fühlte, war sie zu benommen, um sich zu fürchten. Und dann war da ein dunkler Blitz, die Katze glitt zu Boden und stand ihr gegenüber, die zurückgezogenen Lefzen gaben die scharfen Fangzähne frei. Romilly nahm hinter ihr die Gegenwart von Bällchen aus bräunlichem Fell wahr, versteckt in dem hohlen Baum…
    Die Katze beschützte ihre Jungen! Und sie, Romilly, war in den Herrschaftsbereich der Katze hineingestolpert… sie wich zurück, kämpfte die Versuchung nieder, sich umzudrehen und fortzulaufen. Wenn sie das tat, würde die Katze sie sofort angreifen! Langsam, verstohlen entfernte sie sich, versuchte, den Blick des Tiers einzufangen, es mit ihrem Laran zu beeinflussen…
    Ruhig, ruhig, ich will dir nichts tun, auch deinen Kleinen nicht… So etwas mußte sie schon einmal getan haben, als etwas sie bedrohte, kalt, wild, im Schnee… Geräuschlos, Schritt für Schritt, zurück, zurück… ruhig, ruhig, ich tue dir nichts, ich tue deinen Kindern nichts… Romilly war beinahe am Rand der Lichtung angelangt, als die Katze sich blitzschnell bewegte und mit einem einzigen weiten Sprung vor ihren Füßen landete.
    Ruhig, ruhig… Die Katze senkte den Kopf, als lege sie ihn ihr zu Füßen. Da erschrak Romilly.
Nein, nein! Ich habe Sonnenstern den Tod gebracht, ich habe geschworen, dieses Laran nie, nie mehr zu benutzen… nie mehr ein unschuldiges Tier sterben zu lassen…
Eine Pfote schlug zu wie eine Peitsche, Krallen harkten durch Romillys Gesicht, sie taumelte unter dem Gewicht und fiel, keuchend vor Schmerz. Blut schoß aus ihrer Wange und ihrer Lippe hervor. Jetzt hat sie mein Blut vergossen, wird sie mich als Opfer für ihre Jungen töten, als Sühne für den Tod Sonnensterns?
Das heisere, leise Knurren hörte nicht auf. Romilly rollte sich zusammen, um ihr Gesicht zu schützen. Die Katze sprang von neuem. Aber da rauschten Schwingen nieder, die Krallen des Falken fuhren nach den Augen der großen Katze, Flügel schlugen ihr um die Schnauze.
Preciosa! Sie ist gekommen, um für mich zu kämpfen! Romilly hob den Kopf, sprang auf und kletterte auf einen Baum. Preciosa schwebte gerade außer Reichweite der tödlichen Klauen, flatterte und kämpfte mit Schnabel und Krallen, bis die Katze ihr den Rücken kehrte und im hohen Gras verschwand, wo ihre Jungen versteckt waren. Atemlos rutschte Romilly an dem Baum hinunter und rannte, so schnell sie konnte, in die entgegengesetzte Richtung. Preciosa folgte ihr dichtauf; sie hörte das Rauschen der Flügel und die kurzen, schrillen Rufe des Falken. Als sie außer Reichweite war, blieb sie stehen, drehte sich um und streckte den Arm aus. Die Geste war ihr so vertraut, daß sie ihr nicht einmal bewußt wurde. »Preciosa!« rief sie, und die Krallen des Falken schlossen sich behutsam um ihren Arm. Alles fiel ihr wieder ein, und sie begann zu weinen.
»Oh, Preciosa, du bist zu mir gekommen!«
    Romilly wusch sich an diesem Abend in einem Bach und klopfte Blätter und Schmutz von ihrem Mantel. Sie legte Jacke und Hose ab,

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