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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zu erinnern? Er war über
hundertundfünfzig, ein Emmasca, sehr alt und ohne Söhne.
Und er hatte Sinn und Verstand lange überlebt. Deshalb versuchte er, den ältesten Sohn seines jüngsten Bruders auf den
Thron zu setzen statt seines nächsten Bruders ältesten Sohn,
der der rechtmäßige Erbe war. Und so sitzt jetzt auf dem Thron
der Hasturs zu Hali Lord Rakhal, der einem alten und senilen
König schöntat und schmeichelte und die Regenten alle mit
Bestechungen und Lügen in die Hand bekam, ein alter Lüstling, vor dem keine Frau sicher ist, und auch nicht, so heißt es, die jungen Söhne der Höflinge, die seine Gunst erwerben wollen. Und Carolin und seine Söhne wandern über den Kadarin, und jeder Räuber kann sich den Preis verdienen, den unser allergnädigster Lord Rakhal – denn ich werde ihn niemals
König nennen – auf ihre Köpfe gesetzt hat.«
»Kennt Ihr den… den verbannten König?«
Darren warf ein: »Der junge Prinz war eine Zeitlang in Nevarsin bei den Mönchen. Aber er floh, als bekannt wurde, daß Lord
Rakhal ihn dort suchte.«
»Und Ihr steht auf der Seite des jungen Prinzen und des… des
Königs im Exil?« fragte Romilly.
»Aye. Das tue ich. Und wenn irgendein freundlicher Höfling
den alten Felix erlöst hätte, bevor das Leben zur Bürde für ihn
wurde, regierte jetzt Carolin in Hali als gerechter König, und
die heilige Stadt der Hasturs würde nicht in… in eine Jauchegrube von Schmutz und Unanständigkeiten verwandelt, wo
kein Mann Gerechtigkeit verlangen kann, ohne eine Bestechung in der Hand zu halten, und emporgekommene Herrchen
und Ausländer unser Land unter sich aufteilen!“
Romilly antwortete nicht. Sie wußte nichts über Höfe und
Könige und war nicht einmal so weit bis in die Vorgebirgsstadt
Neskaya gekommen, ganz zu schweigen vom Tiefland oder
dem See von Hali. Sie streckte die Hand nach Preciosas Haube
aus. Doch sie hielt inne und erwies Alderic die einem Gast
zukommende Höflichkeit.
»Wollt Ihr Euren Falken zuerst auflassen, Sir?«
Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Ich glaube, wir sind ebenso
gespannt darauf wie Ihr, was Preciosa gelernt hat.“
Mit bebenden Händen nahm Romilly die Haube von Preciosas
Kopf. Der Falke schüttelte das Gefieder. Jetzt. Jetzt kam die
Probe nicht nur darauf, ob sie den Falken beherrschte, sondern
auch, ob der Falke sich von ihr hatte unterweisen lassen und
sich an sie gebunden fühlte. Sie meinte, es nicht ertragen zu
können, wenn dieser Falke, den sie liebte und um den sie so
viele Stunden voller Schmerz und Angst verbracht hatte, fortfliegen und nie zurückkehren würde. Es schoß ihr durch den
Kopf: Ist es das, was Vater empfindet, jetzt, wo Ruyven fort
ist? Aber sie mußte den Falken im freien Flug testen. Andernfalls war er nicht mehr als ein zahmer Käfigvogel, der stumpfsinnig auf einem Block hockte, und kein wilder Falke. Tränen
verschleierten ihre Sicht, als sie die Faust hob. Der Falke balancierte einen Augenblick lang und hob mit einem einzigen langen
Flügelschlag ab.
Auf einem hohen, schrägen Bogen stieg er ins Sonnenlicht auf.
Romilly sah ihm nach, den Kopf voll ängstlicher Gedanken.
Wird Preciosa gut fliegen, hat die lange Zeit der Untätigkeit ihr
geschadet? Und irgend etwas in ihr flog mit dem Falken empor,
spürte die wortlose Freude über die Morgensonne auf ihren
Flügeln. Das Licht blendete ihre Augen, als sie sich nach hinaufschwang, schwebte, kreiste, die Flügel schlug und verschwand.
Romilly stieß den angehaltenen Atem aus. Preciosa war fort, sie
würde nicht zurückkehren.
»Ihr habt sie verloren, fürchte ich«, sagte Alderic schließlich.
»Es tut mir leid, damisela.«
Trauer und Schmerz und ein Teilhaben an der Ekstase stritten
sich in Romilly miteinander. Freier Flug, etwas von ihr flog mit
dem Falken… und verblaßte in der Ferne. Sie schüttelte den
Kopf. Wenn der Falke entflohen war, hatte sie ihn nie wirklich
besessen. Sie dachte: Ich möchte sie lieber verlieren, als sie
gegen ihren Willen an mich binden…
Warum kann Vater das nicht einsehen? Romilly erkannte
Darrens Gedanken an ihrer Bitterkeit. Also war er nicht kopfblind? Oder trat seine telepathische Fähigkeit nur gelegentlich
auf, wie es ihr früher ergangen war, wenn sie tief bewegt war.
Ihre Telepathie war erstarkt, als sie begonnen hatte, mit Tieren
zu arbeiten, aber Darren besaß nichts von dieser Gabe.
Nun war Preciosa frei, und alles war nur eine Illusion gewesen.
Romilly konnte ebensogut still im Zimmer sitzen und sich um
ihre

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