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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Näharbeit kümmern. Denn was kam dabei heraus, wenn sie
sich im Falkenhaus aufhielt und versuchte, wie ein Mann mit
den Vögeln zu arbeiten?
Und dann meinte sie, das Herz bleibe ihr stehen. Denn durch den
unendlichen Schmerz über den Verlust stahl sich eine fadendünne Wahrnehmung, hoher Flug, die Welt unter ihr wie die
Karten in ihren Schulbüchern ausgebreitet, nur farbig und
seltsam scharf, gesehen durch schärfere Augen als ihre eigenen,
und von hier und da kam ein kleines Lebensflackern, kleine
Vögel in der Luft, kleine Tiere im Gras…
Preciosa! Der Falke war immer noch in Rapport, der Falke war
nicht davongeflogen! Darren sagte etwas; Romilly hörte es
nicht. Alderic riet seinem Freund: »Verschwende deine Stimme nicht, bredu, sie kann dich nicht hören. Sie ist mit dem
Falken…»
Romillys Körper saß in altgewohnter Haltung im Sattel, aufrecht, stumm, aber ihr wirkliches Selbst flog über die hochgelegene Alm, der Ekstase des Fluges hingegeben. Ihre Sinne waren übernatürlich scharf, sie war sich des Lebens kleiner Vögel
bewußt, und sie merkte, daß sie mit den Lippen schmatzte. Es
war so absurd, daß sie fast gekichert und den Rapport unterbrochen hätte, dieser plötzliche brennende Hunger und ein in
seiner Wildheit fast sexuelles Verlangen… hinunter. Hinunter auf starken Schwingen, der Schnabel schlägt zu, Blut strömt
in ihren Mund, ein plötzliches Umschlagen des Lebens in den
Tod…
Hinunter. Schwankend hinunter. Romilly hatte sich gerade
noch genug eigenes Bewußtsein bewahrt, daß sie ihre Faust
unter dem Ruck des mit seiner Beute landenden Falken ganz
ruhig hielt. Tränen strömten ihr übers Gesicht, aber es war
keine Zeit, sich Gefühlen hinzugeben. Ihr Messer war in ihrer
freien Hand. Sie schnitt den Kopf ab, stopfte ihren Anteil, das
kopflose Kaninchen, in die Jagdtasche. Aber ihre Gedanken
nahmen daran teil, wie der gierige Falke seinen Anteil verschlang. Alderic hatte seinen Falken aufgelassen. Romilly
merkte nichts davon. Sie weinte vor Liebe und Erleichterung.
Dann streifte sie Preciosa die Haube wieder über den Kopf.
Preciosa war zurückgekommen, aus freiem Willen, aus der
Freiheit zu Banden und Haube. Romilly würgte das Schluchzen hinunter und streichelte den Falken mit der Spinnfeder.
Knie und Hände zitterten ihr.
Was habe ich getan, um das zu verdienen? Wie kann ich dessen
jemals würdig werden? Ein wildes Tier hat seine Freiheit für
mich aufgegeben. Was kann ich nur tun, um mich dieses
Geschenkes würdig zu erweisen?
Später aßen sie die Äpfel und Süßigkeiten, die Romilly mitgenommen hatte. Dann ritten sie durch den heller werdenden
Tag nach Falkenhof zurück. Im Hof angekommen, sahen die
jungen Leute, daß fremde Pferde abgesattelt wurden, eins mit dem Banner Aldarans von Scathfell. Also war der Höchstgebo
rene der Gäste da.
Alderic erkundigte sich besorgt: »Ist der alte Lord Gareth noch
Herr von Scathfell?«
»Nein, mein Lord. Gareth von Scathfell ist nicht älter als
neunundvierzig«, antwortete Romilly. Alderic wirkte erleichtert, und Romilly bemerkte den fragenden Blick zwischen Darren und Alderic. Alderic sagte kurz: »Er könnte mich durchaus
vom Ansehen her kennen.«
»Hast du kein Vertrauen in die Gesetze der –« begann Darren,
sah stirnrunzelnd in Romillys Richtung und brach ab. Romilly,
den Kopf über ihren Falken geneigt, dachte: Für wie dumm
halten die mich eigentlich? Ich müßte taub, blind, stumm und
noch dazu kopfblind sein, wenn ich nicht merkte, daß er in
Verbindung mit Carolin im Exil steht. Vielleicht ist er der junge
Prinz selbst. Und ich weiß ebensogut wie er, daß mein Vater
davon nichts erfahren darf.
»Das mag schon sein. Der alte Gareth ist vor drei Wintern
gestorben«, berichtete Darren, »und er war halb blind. Werden
alle Leute von Scathfell hier sein, Romilly?“
Froh, daß der Augenblick des Unbehagens vorüber war, zählte
Romilly die erwachsenen Söhne und Töchter des im mittleren
Alter stehenden Herrn von Scathfell auf. Sein Erbe, ein weiterer Gareth, Dom Garris ist nicht verheiratet. Er hat drei Frauen
beerdigt. Ich glaube, er steht erst im dreißigsten Jahr, sieht
jedoch älter aus, und er hinkt wegen einer zehrenden Krankheit
in einem Bein.«
»Und Ihr verabscheut ihn«, stellte Alderic fest. Romilly zeigte
ihr koboldhaftes Grinsen. »Wie habt Ihr das nur erraten, Lord
Alderic? Aber es stimmt. Ständig grapscht er in den Ecken nach
den Mädchen. Er hat sich voriges Jahr nicht einmal entblödet,
Mallina zu

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