Herrin der Falken - 3
befummeln, die noch zu jung war, um ihr Haar
aufzustecken…«
»Geiler alter Bock!« erklärte Darren. »Hat Vater es erfahren?“ »Keiner von uns wollte Streit mit Nachbarn. Luciella hat Mallina und mir nur gesagt, wir sollten uns von ihm fernhalten,
wenn wir es tun könnten, ohne unhöflich zu sein. Dann ist da
Dom Edric, der blind ist, und seine Frau Ruanna, die die
Rechnungsbücher so gut wie ein Mann führt. Und die jungen Zwillinge, Cathal und Cinhil, aber gar so jung sind sie nicht mehr – sie sind in Ruyvens Alter, zweiundzwanzig. Und Cathals Frau, die eine meiner Kindheitsfreundinnen war – Darissa Storn. Cinhil ist nicht verheiratet, und Vater sprach einmal davon, uns miteinander zu verloben. Doch es wurde nichts daraus, was mich sehr freute. Ich möchte nicht in Scathfell leben, das ist wie eine Räuberburg! Wiederum wäre es mir nur recht, mit Darissa zusammen zu sein, und Cinhil ist ein netter
Junge.«
»Mir scheint, Ihr seid noch zu jung, um verheiratet zu werden«, meinte Alderic, und Darren lachte. »Die Mädchen in
diesen Bergen heiraten früh, und Romilly ist fünfzehn. Und
ich zweifele nicht daran, sie kann es kaum abwarten, über ein
eigenes Heim zu herrschen und Luciellas Aufsicht zu entkommen. Wie lautet doch das alte Sprichwort? Wo zwei Frauen ein
Herdfeuer regieren, kann das Strohdach von den fliegenden
Funken in Brand geraten. Trotzdem finde ich, Vater könnte für
Romilly etwas Besseres finden als einen jüngeren Sohn, noch
dazu einen vierten Sohn. Lieber Herrin in einer Hütte als
Dienerin in einem Schloß. Und wenn Dom Garris wieder
heiratet – oder der alte Scathfell eine Frau nehmen sollte –,
wäre Cinhils Frau die geringste von allen, nicht viel besser als
die Aufwartung für die übrigen. Darissa war hübsch und lebhaft, als sie verheiratet wurde, und jetzt sieht sie zehn Jahre
älter als Cathal aus und ist durch die Geburten ganz aus der
Form geraten.«
»Ich habe es gar nicht eilig, zu heiraten«, betonte Romilly.
»Und es gibt Männer genug in diesen Bergen. Manfred Storn
ist Erbe von Storn-Höhe, und er ist etwa in Darrens Alter.
Deshalb ist es wahrscheinlich, daß Vater mit dem alten Lord
Storn sprechen wird, wenn ich alt genug zum Heiraten bin. Die
Leute von Hohenklippen werden auch kommen, und sie haben
mehrere unverheiratete Söhne und Töchter. Vielleicht wird
Rael in diese Sippe einheiraten, oder ich.« Sie zuckte die Schultern. »Was kommt es schließlich darauf an? Die Männer sind
alle gleich.«
Alderic lachte. »Daraus erkenne ich, wie jung Ihr seid, Mistress
Romilly! Ich hoffe, Euer Vater gibt Euch nicht in die Ehe, bevor
ihr alt genug seid, um zwischen dem einen und dem anderen Mann zu unterscheiden. Sonst wacht Ihr eines Tages auf und entdeckt, daß Ihr den allerletzten Mann auf Erden geheiratet habt, den Ihr Euch als Gatten ausgesucht hättet. Sollen wir ins Haus gehen? Die Sonne steht schon hoch, und Eure Stiefmutter sagte etwas von einem Festtagsfrühstück. Und als wir an der Küche vorbeigingen, habe ich gerochen, daß Gewürzbrot
gebacken wird!«
Romilly hoffte jetzt nur, unbeobachtet in ihr Zimmer zu gelangen, wo sie vor dem Festmahl baden und sich umziehen
mußte. Aber als sie im Flur um eine Ecke bog, rannte sie
beinahe mit einem großen, dicklichen, hellhaarigen Mann zusammen. Er mußte aus dem großen Baderaum mit den heißen
Becken kommen, die von vulkanischen Quellen gespeist wurden. Er hatte sich in einen losen Mantel gehüllt, und sein
Haar war feucht und unordentlich. Offensichtlich hatte er
seine Reitmüdigkeit abgespült. Romilly knickste höflich, wie
man es sie gelehrt hatte. Dann fiel ihr ein, daß sie Hosen trug
– verflucht! Wäre sie einfach weitergegangen, hätte er sie für
einen Stalljungen gehalten, der mit irgendeiner Botschaft ins
Haus geschickt worden war. Jetzt verzog sich sein blasses,
schwammiges Gesicht zu einem von Grübchen begleiteten Lä
cheln.
»Mistress Romilly!« Sein Blick wanderte an ihren langen Beinen hinauf und hinunter. »Ein unerwartetes Vergnügen. Was
du für Beine hast, Mädchen! Und du bist – gewachsen«, setzte
er hinzu, die porzellanblauen Augen starr auf die Verschnü
rung der alten Jacke gerichtet, die über ihren jungen Brüsten
klaffte. »Es wird ein Vergnügen sein, heute abend mit dir zu
tanzen, nun da ich mit Entzücken habe sehen können, was so
viele Frauen sorgfältig vor ihren Bewunderern verbergen.“
Romilly errötete, spürte die sengende Hitze sich bis zu ihren
Ohren ausbreiten, zog den
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