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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Mally! Aber es ist ein Glück, daß du dieses Kleid nicht
an einem Werktag trägst – es erfordert eine Zofe, die es dir
zumacht! Darum habe ich mein Feiertagskleid mit Verschnü
rung haben wollen, damit ich es ohne Hilfe anziehen kann.“
Sie schloß die bestickten Manschetten ihrer Bluse und stülpte
sich das lange, lose Gewand über den Kopf, das rostrot und mit
Schmetterlingen bestickt war. Dann wandte sie Mallina den
Rücken, damit diese ihr den Zopf im Nacken mit der Schmetterlingsspange feststecken konnte, die züchtig den Ausschnitt
des Kleides verbarg.
Mallina suchte in den Körben nach einer Blume für ihr Haar.
»Steht mir diese Rose? Sie ist rosa wie mein Kleid… oh,
Romy, sieh doch!« hauchte sie aufgeregt. »Hast du nicht bemerkt, daß er dir Goldblumen, dorilys, in den Korb gesteckt
hat?«
»Na und, Dummchen?« Romilly wollte die blaue Kiresethblü
te in ihren Knoten stecken. Mallina hielt ihre Hand fest.
»Nein, wirklich, das darfst du nicht, Romilly – kennst du denn
die Blumensprache nicht? Wer eine Goldblume verschenkt,
meint – nun, die Blüte ist ein Aphrodisiakum, du weißt ganz
genau, was das heißt, wenn ein Mann einem Mädchen dorilys
gibt…«
Romilly errötete. Wieder spürte sie die wollüstigen Augen
auf ihrem Körper. Sie schluckte schwer. Betrachtete auch Alderic sie mit dieser Art von Gier? Dann gewann der gesunde
Menschenverstand die Oberhand. Sie antwortete scharf:
»Unsinn, er ist hierzulande ein Fremder, das ist alles. Immerhin, wenn so ein Gerede unter törichten Mädchen üblich ist,
werde ich die Blume nicht tragen – schade, denn es ist die
schönste von allen. Such du mir eine Blume für mein Haar
aus.«
Die Schwestern gingen in ihrem Feststaat zum Essen hinunter. Wie der Brauch es vorschrieb, trugen sie die Früchte aus
ihren Geschenkkörben bei sich, um sie mit Vater und Brüdern
zu teilen. Die Familie hatte sich in dem großen Speisesaal statt
in dem sonst benutzten kleinen Zimmer versammelt. Domna
Luciella begrüßte ihre Gäste. Rael, Darren und Alderic hatten
ihre besten Sachen an, obwohl Alderics beste Sachen düster
waren, wie es einem Studenten von Nevarsin zukam, und
keine Spur von Familienfarben oder –abzeichen sehen ließen.
Romilly hätte gern gewußt, wer er wirklich war. Sie behielt
den Gedanken für sich, er könne durchaus einer der ins Exil
gegangenen Männer des Königs sein oder sogar der junge
Prinz selbst… nein, sie würde nichts sagen, wenn sie auch
wünschte, Darren hätte ihr sein Geheimnis anvertraut.
Calina trug ebenfalls ein neues Kleid, dunkel und streng, wie
es ihrer Stellung zukam, aber gut und neu, nicht von der Familie als abgetragen oder ausgewachsen abgelegt. Luciella war eine freundlich Frau, dachte Romilly, selbst gegenüber
armen Verwandten.
Man hatte Gareth von Scathfell, einem Mann mittleren Alters,
als dem ranghöchsten Anwesenden den Platz gegeben, den für
gewöhnlich der MacAran an seinem eigenen Tisch einnahm,
während er heute weiter unten saß. Die jungen Paare und
unverheirateten Männer und Frauen hatten einen Tisch für
sich. Romilly sah Darissa an der Seite Cathals und steuerte auf
sie zu. Ihre Stiefmutter winkte sie jedoch zu einem leeren Stuhl
neben Dom Garris. Romilly errötete, wollte hier jedoch keinen
Streit provozieren. Sie nahm Platz, biß sich auf die Lippe und
hoffte, in Gegenwart ihrer Eltern werde er nichts Unschickliches zu ihr sagen.
»Jetzt, wo Ihr gekleidet seid, wie es sich für Eure Schönheit
ziemt, seid Ihr sogar noch schöner, damisela«, erklärte er, und
das war alles. Die Worte waren nichts als höflich. Trotzdem
betrachtete Romilly sein blasses breites Gesicht mit Mißfallen
und gab keine Antwort. Aber schließlich hatte er ihr nichts
getan. Er hatte liebenswürdig gesprochen, und da war nichts,
worüber sie sich hätte beschweren können.
Es gab Delikatessen aller Art, denn dies war Frühstück und
Mittagessen in einem und zog sich in die Länge. Noch bevor die
Tische abgeräumt wurden, kamen Musiker und begannen zu
spielen. Die Vorhänge waren ganz zurückgezogen und die
Türen geöffnet, um die Mittsommersonne einzulassen. Aus
der unteren Halle hatte man die Möbel weggeräumt und so
Platz zum Tanzen geschaffen. Wie der Brauch es verlangte,
führte Darren seine Schwester zum ersten Tanz. Unterwegs
hörte Romilly, daß an der Hohen Tafel darüber gesprochen
wurde, es seien Männer ausgeschickt worden, den vertriebenen
Carolin zu suchen.
»Mir ist das gleichgültig«, sagte der MacAran. »Es

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