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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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jetzt, wo die älteren und gesetzteren Leute die Halle verlassen hatten. Er wirbelte sie umher, bis ihr schwindelig wurde. Seine Hände lagen nicht mehr brav auf ihrem Ärmel, und er drückte sie etwas enger an sich, als ihr lieb war. Als sie verlegen versuchte, sich ihm zu entwinden, zog er sie noch näher an sich heran. »Nein, nein, du machst mir nicht weis, daß du so schüchtern bist«, lachte er. Sein erhitztes Gesicht und seine etwas undeutliche Aussprache verrieten Romilly, daß er zuviel von dem starken Wein getrunken hatte. »Wenn du herumläufst und diese schönen langen Beine in Hosen und deine Brüste in einer drei Nummern zu kleinen Jacke herzeigst, kannst du mir jetzt nicht die Lady Sittsamkeit vorspielen!« Er riß sie an sich und preßte die Lippen auf ihre Wange. Romilly wehrte ihn entrüstet ab.
    »Laßt das!« Und dann sagte sie böse: »Ich mag den Gestank nach zuviel Wein in Eurem Atem nicht. Ihr seid betrunken, Dom Garris. Laßt mich los.«
    »Nun, du hättest eben mehr trinken müssen«, gab er ungerührt zurück und führte sie beim Tanzen in eine der langen Galerien, die von der Halle abgingen. »Komm, gib mir einen Kuß, Romy!«
    »Ich bin nicht Romy für Euch!« Sie drehte den Kopf von ihm weg. »Und wenn Ihr nicht herumspioniert hättet, wo Ihr kein Recht hattet zu sein, hättet Ihr mich nicht in den Sachen meines Bruders gesehen, die ich nur vor den Augen meiner Brüder trage. Wenn Ihr meint, ich hätte mich Euch präsentieren wollen, irrt Ihr Euch gewaltig.«
    »Du präsentierst dich also nur diesem hochmütigen Bengel von den Hali’imyn, der dich auf die Beize begleitet hat?« spottete er. Romilly riß ihm den niedergeglittenen Zopf aus den Händen. »Ich möchte zurück in die Halle. Ich bin nicht aus eigenem Willen mit Euch hergekommen, ich wollte nur keine Szene auf dem Tanzboden machen. Bringt mich in die Halle zurück, oder ich rufe meinen Bruder! Und dann wird mein Vater mit der Pferdepeitsche kommen!«

Lachend hielt er sie fest. »Ah, was tut wohl dein Bruder in einer Nacht wie dieser? Er würde es dir nicht danken, riefest du ihn von der Beschäftigung weg, der sich jeder junge Mann in der Mittsommernacht widmet. Soll ich allein verschmäht werden? Ein solches Kind bist du nicht mehr. Komm, nun gib mir einen Kuß.«
    »Nein!« Romilly wich seinen aufdringlichen Händen aus. Sie weinte jetzt, und er ließ sie frei.
»Es tut mir leid«, sagte er leise. »Ich habe dich nur auf die Probe gestellt. Jetzt weiß ich, daß du ein braves Mädchen bist, und alle Götter mögen verhüten, daß ich mich an dir vergreife.“
Mit einem Mal respektvoll, beugte er sich nieder und hauchte einen Kuß auf ihr Handgelenk. Romilly schluckte, blinzelte die Tränen weg und floh aus der Galerie, zurück durch die Halle und die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer riß sie sich ihr Feiertagskleid herunter und versteckte sich schluchzend unter ihren warmen Decken.
Wie sie ihn haßte!
    5.
    Jedes Jahr veranstaltete der MacAran sein großes Mittsommerfest als Vorspiel zu dem Verkauf von Falken, ausgebildeten Hunden und Pferden. Am Morgen nach dem Fest erwachte Romilly von dem lauten Getriebe im Hof, der voller Männer und Frauen war. Auf dem Feld jenseits des umschlossenen Hofs wieherten Pferde, die in allen Gangarten vorgeführt wurden, und Leute kamen und gingen. Schnell zog Romilly ein altes Kleid an – es waren immer noch Gäste da, so daß nicht daran zu denken war, sich von Darren eine Hose auszuleihen – und rannte hinunter. Auf der Treppe kam ihr Calinda entgegen, die resigniert lachte.
    »Rael kriege ich heute doch nicht zum Unterricht. Er wächst mir über den Kopf. Sein Vater muß ihn bald nach Nevarsin schicken, damit er von Männern unterrichtet wird, die mit ihm fertig werden. Aber mußt du dich auch auf dem Markt herumtreiben, Romilly? Na gut«, sie lächelte ihrer Schülerin freundlich zu, »geh, wenn du möchtest. Dann kann ich den ganzen Tag mit Mallina an ihrer Handschrift arbeiten. Sie hört besser auf mich, wenn du und Rael nicht dabei seid. Und ich nehme an, du hättest doch kein Interesse an deinem Buch, solange dein Herz und deine Gedanken draußen im Hof sind. Morgen mußt du dafür um so fleißiger sein!« erklärte sie streng. Romilly umarmte ihre Erzieherin mit einer Heftigkeit, die dieser den Atem nahm.
    »Danke, Calinda, danke!«
    Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch den zertrampelten Schlamm des Hofs und hinaus aufs Feld. Davin führte vor, wie einer der am besten

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