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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Carlo leise, »bis du im Umgang mit den Vögeln mehr leistest als er. Wir brauchen sein Talent. Und du solltest besser für dein eigenes Tier sorgen – ein Chervine ist zwar kein Pferd, kann aber trotzdem gepflegt sein. Bedanke dich bei Rumal dafür, daß er den Stein in Graufells Huf gefunden hat!«
»Oh, und wie dankbar ich ihm bin!« entgegnete Alaric mit saurer Miene und wandte sich ab. Romillys Stirn runzelte sich leicht vor Abneigung. Anscheinend hatte sie unter diesen Männern bereits einen Feind, obwohl sie ihm nichts getan hatte. War es taktlos gewesen, daß sie den Huf des Chervines behandelt hatte? Vielleicht hätte sie Alaric einfach sagen sollen, sein Tier lahme. Aber hatte er nicht gesehen oder gefühlt, daß das arme Ding hinkte. So mußte es sein, wenn jemand kopfblind war. Er war nicht imstande, mit einem stummen Tier zu kommunizieren. Mit der Unduldsamkeit der sehr Jungen dachte Romilly: Wenn er Tiere nicht besser versteht, sollte er nicht versuchen, eins zu reiten!
Bald danach stiegen sie auf und ritten den ganzen Nachmittag weiter. Der Weg wurde jetzt steiler, und Romilly blieb ein bißchen zurück. In diesen Bergen war ein hier aufgewachsenes Chervine besser als ein Pferd. An manchen Stellen auf den schmalen Pfaden mußten Romilly, Orain und Dom Carlo absteigen und ihre Pferde am Zügel führen, während die Männer auf den hirschähnlichen Reittieren so sicher wie immer im Sattel saßen. Romilly hatte ihr ganzes Leben in den Bergen verbracht und fürchtete sich im allgemeinen vor nichts. Doch nun ging es an Abgründen leeren Raums vorbei, die ihr den Atem raubten. Sie biß sich auf die Lippe, um ihre Angst nicht zu zeigen. Immer weiter aufwärts ritten sie, durch kalte Nebelschichten und Wolken. Ihre Ohren begannen zu schmerzen, die Luft wurde ihr knapp, und ihr Herz hämmerte so laut, daß sie die Hufe der Pferde und Hirsch-Ponys auf dem Fels kaum noch hörte. Einmal trat sie einen Stein los und sah ihn den Steilhang hinunterspringen. Alle zehn oder fünfzehn Fuß schlug er auf, bis er in den Wolken unter ihnen verschwand.
An der engsten Stelle des Passes hielten Orain und Carlo an. Sie standen dicht nebeneinander. Orain wies auf eine Ansammlung von Lichtern vor der dunklen Flanke des nächsten Gipfels. Er sprach sehr leise. Trotzdem verstand ihn Romilly, die mit den Pferden nachkam.
»Da liegt sie. Nevarsin, die Stadt des Schnees, vai dom. Noch zwei oder höchstens drei Tagesritte, und Ihr werdet sicher hinter den Mauern von St. Valentin im Schnee sein.“
»Und dein treues Herz kann ohne Furcht ausruhen, bredu! Alle diese Männer sind loyal, und selbst wenn sie wüßten –«
»Flüstert nicht einmal davon, mein Lord Dom Carlo«, beschwor ihn Orain.
Dom Carlo legte dem anderen Mann liebevoll die Hand auf die Schulter.
»Deine Fürsorge war seit unserer Kinderzeit meine Zuflucht – wer anders als du soll dann an meiner Seite sein, Pflegebruder?«
»Ach, dann werdet Ihr die Fürsorge von Dutzenden und Hunderten haben, mein –«, wieder unterbrach er sich, »– vai dom. “
»Von keinem mit deiner Treue«, erklärte Dom Carlo freundlich. »Du wirst mit allem belohnt werden, was ich geben kann.«
»Es ist Belohnung genug, dich wieder da zu sehen, wo du hingehörst, Carlo.« Orain wandte sich ab, um den Abstieg der anderen durch die schmale Rinne, die auf den Grund der Kluft führte, zu überwachen.
An jenem Abend schlugen sie ihr Lager im Freien auf. Nichts als eine unter einem Baum schräg aufgespannte Zeltbahn schützte sie vor der schlimmsten Nässe. Wie es sich für einen Friedensmann ziemt, hielt sich Orain in der Nähe Dom Carlos. Die Decken wurden ausgebreitet. Romilly sah nach den Vögeln und verfütterte den letzten Rest Aas an sie. Die Männer murrten und knurrten über den Gestank, doch keiner wollte sich gegen Dom Carlo auflehnen. Plötzlich sagte Orain kurz: »Rumal, leg dich zu uns. Du bist mit Decken nicht besonders gut ausgestattet, und auch mit deinem Mantel wirst du erfrieren, Junge.«
Romilly bedankte sich schüchtern und kroch zwischen die beiden Männer. Sie hatte nur die Stiefel ausgezogen; weniger bekleidet wollte sie sich nicht sehen lassen. Noch mit Mantel und Decke fühlte sie sich durchgefroren, und von der Erlaubnis, Decken und Wärme zu teilen, machte sie gern Gebrauch. Halb im Schlaf nahm sie undeutlich wahr, daß Preciosa herniederschoß und innerhalb des Kreises aus Feuern aufblockte. Noch etwas anderes berührte ihren Geist, ein schwacher Hauch von Laran –

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