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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht gehorcht. Gib ihm einen Handschuh, Orain. Ich werde ein Wort mit Alaric sprechen.«
Romilly sah seine Augen aufblitzen, als schlüge grauer Stahl Funken aus Feuerstein. Sie nahm den Handschuh, ging mit gesenktem Kopf zu Temperentia, nahm sie vom Block und befestigte eine Leine an ihrem Ständer. Eine Feder lag am Boden. Romilly streichelte mit ihr die Brust des Vogels, und der große, bösartig wirkende Kopf nickte wie vor Vergnügen. Es war ein guter Anfang, wenn sie die wilden Vögel an die Anwesenheit und die Berührung von Menschen gewöhnen wollte. Temperentia flog auf und stürzte sich auf einen kleinen Kadaver im Gras nieder. Romilly beobachtete, wie der Kundschaftervogel kröpfte. Er stand auf einem Fuß und riß mit Schnabel und Krallen. Danach ließ sie Diligentia auf und zum Schluß – erleichtert, denn der Arm wurde ihr müde – die kleinere, sanftere Prudentia.
Sie mögen wohl häßliche Vögel sein. Trotzdem sind sie auf ihre eigene Weise schön; Stärke, Kraft, scharfe Augen… und die Welt wäre viel schmutziger ohne solche Vögel, die aufräumen, was tot ist und verfault. Es erstaunte sie, wie die Vögel noch an der Leine Nahrung entdeckten, kleine tote Tiere im Gras, die sie selbst nicht gesehen und nicht einmal gerochen hatte. Wie hatte den Männern entgehen können, was die Vögel brauchten, wo es doch so offenkundig war?
Ich glaube, das ist es, was es bedeutet, Laran zu haben, dachte Romilly in plötzlicher Demut. Eine Gabe, die in ihrer Familie weitervererbt wurde. Sie durfte sich ihrer nicht rühmen, weil sie ihr angeboren war; sie hatte nichts getan, um sie sich zu verdienen. Nicht einmal Dom Carlo, der das kostbare Laran ebenfalls besaß – alles an dem Mann zeigte, daß ihm die Ausübung von Macht selbstverständlich war-, konnte mit den Vögeln kommunizieren, obwohl er fähig zu sein schien, einem Menschen bis in die innerste Seele zu blicken. Die Gabe eines MacAran. Oh, aber dann hatte ihr Vater unrecht, so unrecht, und sie hatte recht gehabt, auf dieser wundervollen Gabe zu bestehen, mit der sie gesegnet war. Sie zu ignorieren, zu mißbrauchen, damit zu spielen – oh, das war ganz verkehrt! Und ihr Bruder Ruyven hatte recht daran getan, von Falkenhof wegzugehen. Im Turm hatte er seinen richtigen Platz gefunden. Er war jetzt Laranzu für den Einsatz von Kundschaftervögeln. Eines Tages würde das auch ihr Platz sein…
Prudentias Wutschrei riß Romilly aus ihrem Tagtraum. Sie sah, daß der Kundschaftervogel mit dem Kröpfen fertig war und an der Leine zerrte. Romilly ließ ihn eine Weile im Kreis fliegen. Dann nahm sie Kontakt mit dem Vogel auf und holte ihn behutsam auf den Boden zurück. Sie streifte ihm die Haube über, hob ihn hoch (dankbar für Orains Handschuh, denn noch durch das Leder spürte sie die gewaltigen Krallen) und setzte ihn wieder auf den Block.
Während sie sich zum Aufbruch vorbereitete, dachte sie nüchtern an die weite Strecke, die noch vor ihnen lag. Sie wollte sich so nahe zu Orain halten wie möglich. Wenn Alaric sie allein fand… Mit Entsetzen dachte sie an die tiefen, breiten Abgründe, über die sie gestern geritten waren. Ein falscher Schritt, ein leichter Stoß, und sie wäre diesem Stein über den Klippenrand gefolgt, immer wieder aufschlagend, lange vor Erreichen des Grundes zerschmettert. Es würgte sie in der Kehle. Würde seine Bosheit ihn so weit treiben? Sie hatte ihm nichts getan. Sie wollte Dom Carlo, für den er offensichtlich die höchste Achtung hegte, seine Unfähigkeit enthüllen. Romilly dachte an Rory und fragte sich, ob es irgendwo einen Mann gab, den andere Motive als Bosheit und Wollust und Haß zum Handeln trieben. Als Junge verkleidet, hatte sie gemeint, wäre sie wenigstens vor der Wollust sicher, aber selbst hier, unter lauter Männern, fand sie ihr häßliches Gesicht. Ihr Vater? Ihre Brüder? Alderic? Nun, ihr Vater hätte sie seines eigenen Vorteils wegen an Dom Garris verkauft. Alderic und ihre Brüder? Im Grunde kannte sie sie gar nicht, denn sie hätten ihr wahres Gesicht nie einem Mädchen gezeigt, das sie noch für ein Kind hielten. Zweifellos waren auch sie im Inneren böse. Romilly biß entschlossen die Zähne zusammen. Sie sattelte ihr eigenes und dann Orains und Dom Carlos Pferd. Ihre Aufgabe war es nur, für die Vögel zu sorgen. Doch wie die Dinge jetzt lagen, zog sie die Gesellschaft von Pferden der von Menschen vor. Dom Carlos freundliche Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Du hast also Langbein für mich

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