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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Orain sagte: »Tut, was ihr wollt, aber dies ist kein Thema vor den Kindern.«
    »Ich würde auch gern baden«, meinte Caryl. Orain schüttelte den Kopf.
    »Das Badehaus hier in der Stadt ist nicht wie das im Kloster, mein Junge, sondern ein Ort für Huren und dergleichen. Ich kann auf mich selbst aufpassen, aber ein anständiger Junge deines Alters gehört nicht dorthin. Ich lasse dir eine Wanne auf dein Zimmer bringen. Dort kannst du dich einweichen und waschen und dann zu Bett gehen und gut schlafen. Und du –«, er betrachtete Romilly mit einem strengen Blick, »– du bist auch zu jung für das rohe Volk im Badehaus. Paß auf, daß der Kleine hier seine Füße ordentlich wäscht und bestelle dir dann selbst ein Bad. Du wärst für den Abschaum, der sich an solchen Orten herumtreibt, eine ebenso leichte Beute wie ein junges, anständiges Mädchen.«
    »Warum den Jungen verzärteln?« fragte Alaric. »Soll er doch etwas vom Leben sehen, wie Ihr es zweifellos in seinem Alter getan habt, Lord Orain!«
    Orains Gesicht verfinsterte sich. »Was ich getan haben mag, steht nicht zur Debatte. Für diesen Jungen und für Lyondris Sohn trage ich die Verantwortung, und es gehört sich nicht, daß ein Hastur ohne Bedienung ist. Du bleibst hier, Rumal, siehst nach dem Kleinen und steckst ihn ins Bett. Dann badest du selbst.«
    »Laß dir von ihm nichts gefallen, Junge, du brauchst dich nicht wie ein Kind behandeln zu lassen«, sagte einer der Männer, der mehr als genug Wein getrunken hatte. »Du bist nicht der Diener des Hastur-Welpen.«
    Romilly fiel eine gute Ausrede ein. »Ich möchte aber hierbleiben, denn ich bin ein Cristofero und finde keinen Geschmack an solchen Abenteuern.«
    »Oha, ein Cristofero, der das Keuschheitsgelübde abgelegt hat!« spottete der Betrunkene. »Nun, ich habe mein Möglichstes für dich getan. Wenn du aber lieber ein kleiner Junge sein willst, der sich hinter den Röcken des heiligen Lastenträgers versteckt, ist das deine Sache! Kommt! Wer geht mit ins Badehaus, Männer?«
    Einer nach dem anderen stand auf und verließ nicht allzu festen Schrittes den Gasthof. Romilly brachte Caryl auf sein Zimmer und schickte nach dem versprochenen Bad, das eine Dienstmagd brachte. Romilly hätte Caryl wie früher Rael gebadet, stieß jedoch auf Protest.
    Mit rotem Gesicht erklärte er: »Vor den Männern wollte ich nichts sagen, aber ich weiß, daß du ein Mädchen bist, und ich bin schon zu groß, um von meiner Mutter oder meiner Schwester gewaschen zu werden, und baden kann ich allein! Geh hinaus, Romilly. Ich will den Leuten sagen, daß sie dir auch eine Wanne bringen, ja? Lord Orain ist fort, und bestimmt bleibt er die halbe Nacht weg. Auch er wird nach einer Frau Ausschau halten – siehst du wohl, ich bin alt genug, um über diese Dinge Bescheid zu wissen. Also kannst du in seinem Zimmer baden und danach in dein eigenes Bett gehen.«
    Romilly mußte lachen. »Wie Ihr wünscht, mein Lord.«
    »Und mach dich nicht über mich lustig!«
    »Das würde ich mir nicht im Traum einfallen lassen.« Sie bemühte sich, ein ernstes Gesicht zu ziehen. »Nur hat mich Lord Orain beauftragt, dafür zu sorgen, daß du deine Füße ordentlich wäschst.«
    »Ich habe im Kloster seit mehr als einem Jahr allein gebadet«, entrüstete sich Caryl. »Geh weg, Romilly, bevor mein Badewasser kalt wird. Ich lasse dir eine Wanne in Lord Orains Zimmer bringen.«
    Romilly begrüßte diese Lösung, denn wie hatte sie sich nach einem heißen Bad gesehnt! Sie holte ihre Satteltaschen aus dem Stall, während die Mägde die hölzerne Wanne ins Zimmer trugen und mit dampfendem Wasser füllten, große flauschige Tücher und ein Holzkästchen mit Seifenkraut bereitlegten. Eine der Badefrauen blieb zurück, machte Romilly schöne Augen und fragte in einladendem Ton: »Möchtet Ihr, daß ich Euch helfe, junger Sir? Es wäre mir ein Vergnügen, Euch die Füße zu waschen und den Rücken zu schrubben. Für ein halbes Silberstück würde ich bleiben, solange Ihr wollt, und auch das Bett mit Euch teilen.«
    Romilly hatte Mühe, ein Lächeln zu verbergen. Stellte sie einen so hübschen jungen Mann dar, oder ging es der Frau nur um das Silberstück? Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin müde von dem Ritt; ich möchte mich waschen und schlafen.«
    »Soll ich Euch dann einen Masseur schicken, junger Sir?«
    »Nein, nein, nichts – geh und laß mich baden«, befahl Romilly streng. Doch sie gab der Frau eine kleine Münze und bedankte sich für ihre

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