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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gerade atzte sie die Kundschaftervögel, und sie zerrten an ihren Fesseln, als der kleine Vogel in ihr Lager niederschoß. Dom Carlo stand bewegungslos, die Arme ausgebreitet, im Gesicht den leeren Ausdruck, den auf Laran konzentrierte Gedanken erzeugen. Der Vogel setzte sich auf seine Hand.
    »Eine Botschaft von unsern Leuten in Caer Donn.« Carlo suchte nach der Kapsel unter dem Flügel, riß sie auf und überflog die kleingeschriebenen Zeilen. Romilly starrte ihn an. Sie hatte von Briefvögeln gehört, die über eine weglose Wildnis hinweg in ihren eigenen Schlag zurückfinden, aber nie von einem, der einen bestimmten Mann zu entdecken vermochte, dessen Aufenthalt dem Absender unbekannt war. 
    Carlo hob den Kopf und lächelte breit. 
    »Wir müssen uns beeilen, nach Caer Donn zu kommen!« rief er. »In zehn Tagen sammeln wir uns unterhalb von Aldaran. Carolin wird sich an die Spitze einer großen Armee stellen, die dort zusammenströmt, und ins Tiefland marschieren. Jetzt soll Rakhal sich hüten, meine treuen Gefährten!«
    Alle jubelten, Romilly auch. Nur Caryl blieb stumm, senkte den Kopf und biß sich auf die Lippe. Beinahe hätte Romilly ihn gefragt, was los sei. Doch natürlich konnte er sich nicht darüber freuen, daß eine große Armee gegen Rakhal marschierte, wenn sein Vater Rakhals erster Ratgeber war. Das durfte man nicht von ihm erwarten. Dessen ungeachtet liebte er Dom Carlo als Verwandten. Romilly war überzeugt, daß sie tatsächlich miteinander verwandt waren, wenn auch vielleicht nur entfernt. Sie hatte gehört, daß alle Tiefland-Hasturs einer Sippe angehörten. Und Carlo mit seinem roten Haar und den Zügen, die sie an Alderic erinnerten, mußte dem Hastur-Clan angehören und einen höheren Rang besitzen, als seine Männer wußten. Wenn Orain, der des Königs Pflegebruder war, ihn mit solcher Ehrerbietung behandelte, war Carlo von höchstem Adel. Spät am Abend ritten sie in Caer Donn ein. Gleich hinter dem Tor wandte Dom Carlo sich an Orain.
    »Bring die Männer und die Vögel in einen guten Gasthof und laß allen meinen Getreuen das beste Essen auftischen, das für Geld zu haben ist. Sie haben einen harten Ritt hinter sich und teuer dafür bezahlt, daß sie den Verbannten gefolgt sind. Du weißt, wohin ich gehen muß…«
    »Aye, ich weiß«, erwiderte Orain. Carlo faßte mit schwachem Lächeln nach seiner Hand. Er sagte: »Ein Tag wird kommen…«
    »Die Götter mögen es geben«, nickte Orain, und Carlo ritt durch die Straßen der Stadt davon.
    Wenn Romilly Nevarsin nie gesehen hätte, wäre ihr Caer Donn wie eine große Stadt vorgekommen. Hoch über ihr erhob sich am Berg eine Burg, und Orain bemerkte, als sie vorüberritten: »Die Heimat Aldarans von Aldaran. Die Aldarans gehören von altersher zur Hastur-Sippe. Sie haben an dem Tiefland-Streit keinen Teil, aber Blutsbande sind stark.«
    »Ist der König dort?« fragte Romilly. Orain lächelte und holte erleichtert Atem. »Aye, wir sind wieder in einem Land, wo der Schurke Rakhal nicht bewundert wird und Carolin immer noch der wahre König ist. Und die Vögel, die wir mitgebracht haben, werden in wenigen Tagen in den Händen seiner Leroni sein. Zu schade, daß du mit deiner Begabung nicht als Laranzu ausgebildet bist. Du hast den Männern Carolins einen Dienst erwiesen, glaub mir, und der König wird sich nicht als undankbar erweisen, wenn er seinen Thron zurückgewonnen hat.« 
    Er blickte die Straße hinunter. »Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, ist nahe der Stadtmauer ein Gasthof, wo unsere Tiere untergebracht und gefüttert werden können und wir das gute Essen finden, von dem Carlo sprach. Reiten wir hin!«
    In der engen Straße drängte sich Caryl an Orains Seite. »Lord Orain, Ihr -der vai dom hat mir gelobt, ich solle meinem Vater unter Waffenstillstandsflagge zurückgeschickt werden. Wird er sein Wort halten? Mein Vater…«, seine Stimme brach. »Mein Vater muß verrückt vor Angst um mich sein.“
    »Geschieht ihm recht!« fiel Alaric rauh ein. »Soll er etwas von dem zu spüren bekommen, was ich mitgemacht habe, als mein Sohn und seine Mutter starben – von deines Vaters Händen.«
    Caryl starrte ihn mit großen Augen an. Endlich sagte er: »Ich hatte Euch nicht erkannt, Master Alaric; jetzt erinnere ich mich an Euch. Ihr tut meinem Vater unrecht, Sir. Er hat Euren Sohn nicht getötet, er starb am Kahlfieber. Mein eigener Bruder starb in demselben Sommer, und die Heilerinnen des Königs haben beide sorgsam

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