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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erkannte, er träumte. Sie zog an seinem Arm und sagte: »Wacht auf! Es ist nur ein Alptraum!«
    »Ah –« Er holte tief Atem, und seine Augen blickten wieder vernünftig. »Ich sah meinen Bruder, meinen Freund, in den Händen Rakhals, Zandru sende ihm Skorpion-Peitschen.« Sein Gesicht spiegelte immer noch Unruhe wieder, aber er legte sich zurück. Romilly zog die Füße an und versuchte, wieder einzuschlafen. Doch eine Weile später merkte sie, daß Orain den Arm um sie legte und sie behutsam an sich zog.
    Ängstlich entwand sie sich ihm. Er sagte mit seiner sanftesten Stimme: »Ah, Junge, weißt du nicht, was ich empfinde? Du bist Carolin so ähnlich, als wir zusammen Kinder waren – rotes Haar – und schüchtern und scheu, aber tapfer, wenn es darauf ankommt.«
    Romilly dachte zitternd: Das ist doch nicht notwendig, ich bin eine Frau. Er weiß es nicht, aber es ist ja alles gut, ich will ihm sagen, daß alles gut ist… Sie bebte vor Verlegenheit. Doch für Orain empfand sie echte Freundschaft. Das war ganz anders als bei Dom Garris, der sie betatschen wollte, oder bei Rory, der sie mit Gewalt genommen hätte.
    Romilly setzte sich hoch, umarmte ihn und legte den Kopf an seine Schulter. »Es ist alles gut, alles gut, Orain«, flüsterte sie an seiner Wange. »Du hast es die ganze Zeit gewußt, nicht wahr? Ich… ich…«, nicht fähig, es auszusprechen, nahm sie seine Hand, führte sie in ihre Jacke und drückte sie gegen ihre Brust.
    Er riß sich los. Sein Gesicht flammte.
    »Höllenfeuer«, flüsterte er, peinlich überrascht und, wie Romilly zu ihrem Entsetzen feststellte, ehrlich bestürzt. »Höllenfeuer, du bist ein Mädchen!« Er sprang aus dem Bett und starrte sie an. Dann zog er sein Nachthemd über seinem Körper zusammen und wandte sittsam den Blick von ihr ab. »Mistress – Damisela, ich bitte tausendmal um Verzeihung, in tiefster Zerknirschung bitte ich um Verzeihung – niemals, niemals habe ich auch nur einen Augenblick lang geahnt… Avarra sei uns gnädig, Mistress, ich kann es nicht glauben! Wer seid Ihr?«
    Am ganzen Körper zitternd vor Kälte und von dem Schock über die Zurückweisung, stammelte sie: »Romilly MacAran«, und brach in Tränen aus.
    »Oh, ihr Götter!« Orain bückte sich und legte die Decke über sie. »Ich – weint nicht, man wird Euch hören, um nichts in der Welt würde ich Euch etwas antun, Lady…« Er schluckte, trat zurück und schüttelte hilflos den Kopf. »Was ist das für eine schreckliche Situation, und wie habe ich mich zum Narren gemacht! Verzeiht mir, Lady, ich würde Euch nicht mit einem Finger berühren.« Romilly weinte heftiger denn je, und er beugte sich besorgt über sie.
    »Weint nicht, kleine Lady, es gibt doch gar nichts zu weinen. Still, still, wir bleiben ja Freunde, mich kümmert es nicht, daß Ihr ein Mädchen seid, Ihr müßt Eure Gründe gehabt haben…“
    Romilly versuchte, ihr Schluchzen zu ersticken. Er wischte ihr sanft die Nase mit dem Laken und setzte sich neben sie. »Nun, nun, das ist ein braves Mädchen, nicht weinen, Kleines. Ich glaube, Ihr solltet mir alles erzählen.«

DRITTES BUCH
Schwertfrau

1.
    Gegen Morgen war Schnee gefallen, und die Straßen von Caer Donn waren bedeckt mit fleckenlosem Weiß. Trotzdem war die Luft so weich, daß das Frühlingstauwetter, wie die auf dem Lande aufgewachsene Romilly wußte, nicht weit sein konnte. Dies war des Winters letzter Streich.
    Vater sagte immer, nur die Wahnsinnigen und die Verzweifelten reisen im Winter. Und ich habe den schlimmsten Teil der Hellers nach der Mittwinternacht durchquert. Warum muß ich jetzt daran denken?
    Orain klopfte ihr die Schulter mit der gleichen unbeholfenen Ehrerbietung, die er ihr in der letzten Nacht gezeigt hatte. Sie hätte um die verlorene Kameradschaftlichkeit weinen mögen. Es hätte ihr klar sein müssen, daß sie ihm als Frau nicht mehr halb so gut gefallen würde. Alles an ihm hätte es ihr verraten können, und bestimmt hatte jeder in der Gesellschaft außer ihr es gewußt.
    »Wir sind da, Damisela«, sagte er, und Romilly fuhr ihn gereizt an: »Mein Name ist Romilly, Orain, und so sehr habe ich mich nicht verändert.«
    Seine Augen waren wie die eines Hundes, den man getreten hat. »Hier ist das Haus der Schwesternschaft.« Er stieg die Stufen hinauf und überließ es ihr, ihm zu folgen.
    Da er es nun einmal wußte, konnte er ihr nicht mehr erlauben, sich den Gefahren des Lebens im Lager und auf der Straße
    auszusetzen. Jetzt würde er sich

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