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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ständig ihrer unwillkommenen Weiblichkeit bewußt sein. So war dies wohl die beste Lösung. 
    Eine Frau mit hartem Gesicht und groben Händen, die besser geeignet schienen, eine Heugabel zu halten, empfing sie in der Eingangshalle – »empfangen« war eigentlich nicht das richtige Wort, dachte Romilly; immerhin ließ sie sie ein. Orain sagte:
    »Bitte, informiert Mistress Jandria, ihr Cousin sei gekommen, sie zu besuchen.« Seine Stimme hatte wieder die untadelige Höflichkeit des gebildeten Mannes und keine Spur mehr von dem weichen ländlichen Akzent. Die Frau glotzte ihn argwöhnisch an, befahl: »Setzt euch dahin« und wies auf eine Bank, als seien sie zwei Straßenjungen, die betteln wollten. Sie entfernte sich den Flur hinunter. Vom hinteren Teil des Gebäudes her waren Frauenstimmen zu hören. Irgendwo schlug ein Hammer auf einen Amboß – so hörte es sich jedenfalls an –, und das vertraute, freundliche Ping-ping-ping lockerte Romillys verkrampfte Haltung ein bißchen. Alle Türen im Gang waren geschlossen, aber zwei junge Frauen in roten Jacken, das Haar ganz unter roten Kappen verborgen, gingen Arm in Arm den Flur entlang. Offensichtlich waren sie nicht das, was Romillys Stiefmutter Damen genannt hätte. Eine von ihnen hatte große rote Hände wie ein Milchmädchen, und sie trugen lange, weite Hosen und Stiefel.
    Hinten im Korridor tauchte eine weitere Frau auf. Sie war schlank und hübsch und, wie Romilly glaubte, etwa in Orains Alter, vierzig oder darüber. Ihr dunkles, kurzgeschnittenes Haar zeigte an den Schläfen graue Streifen. »Nun, Verwandter«, fragte sie, »was bringst du mir?« Sie sprach den Dialekt, den Orain zu verbergen gelernt hatte. »Und was führt dich im Winter in diese Gegend? Angelegenheiten des Königs, habe ich gehört. Wie geht es ihm denn?« Sie umarmte ihn flüchtig und drückte ihm aufs Geratewohl einen Kuß auf die Wange.
    »Dem König geht es gut, Aldones sei gepriesen«, antwortete Orain. »Im Augenblick ist er bei den Aldarans. Aber ich habe zwei Aufträge für dich, Janni.«
    »Zwei?« Ihre Pfeffer-und-Salz-Brauen hoben sich in einer komischen Grimasse. »Zunächst einmal, was ist das? Ein Junge oder ein Mädchen, oder hat er oder sie sich noch nicht entschlossen?«
    Romilly richtete den Blick mit brennendem Gesicht zu Boden. Der gutmütige Spott der Frau schien sie zu prüfen, auszusortieren und als nutzlos wegzuwerfen.
    »Ihr Name ist Romilly MacAran«, berichtete Orain ruhig. »Mach dich nicht über sie lustig, Janni. Sie ist mit uns bei schlechtestem Wetter durch den gefährlichsten Teil der Hellers geritten, und niemand von uns, auch ich nicht, hat gemerkt, daß sie ein Mädchen ist. Sie hat ihren vollen Anteil an Pflichten erfüllt und für unsere Kundschaftervögel gesorgt. Nie hätte ich geglaubt, daß eine Frau das fertigbrächte. Sie hat sie am Leben
    und in guter Kondition erhalten, und die Reittiere auch. Ich hielt sie für einen tüchtigen jungen Mann, und dabei ist sie noch außergewöhnlicher, als ich dachte. Deshalb habe ich sie zu dir gebracht…» 
    »Weil du keine Verwendung mehr für sie hattest, als sich herausstellte, daß sie keiner deiner Jungen ist«, fiel Jandria mit
    ironischem Grinsen ein. Dann sah sie Romilly an.
    »Kannst du nicht für dich selbst sprechen, Mädchen? Was hat dich in Männerkleidung in die Berge geführt? Wenn du auf diese Weise einen Mann gesucht hast, kannst du wieder gehen. Wir wollen unter uns keine Mädchen haben, die uns in den Ruf bringen, verkleidete Huren zu sein! Wir reisen mit den Armeen, aber wir sind keine Troßdirnen, das merke dir! Warum hast du dein Elternhaus verlassen?«
    Ihr scharfer Ton drängte Romilly in die Verteidigung. Sie sagte: »Ich habe mein Elternhaus verlassen, weil mein Vater den Falken, den ich mit eigenen Händen abgetragen hatte, meinem Bruder schenkte, und das fand ich ungerecht. Außerdem wollte ich den Erben von Scathfell nicht heiraten, der von mir verlangt hätte, daß ich im Haus sitze und Kissen sticke und seine häßlichen Kinder gebäre!«
    Jandrias Augen musterten sie scharf. »Angst vor Ehebett und Geburt, wie?«
    »Nein, das ist es nicht!« entgegnete Romilly heftig. »Aber ich liebe Pferde und Hunde und Falken, und wenn ich je heiraten sollte«, sie wußte nicht, daß sie es sagen wollte, bis sie es sich sagen hörte, »dann möchte ich einen Mann heiraten, der mich so will, wie ich bin, und nicht eine hübsch bemalte Puppe, die er seine Frau nennen kann, ohne

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