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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Feindin, und Euer Vater ist sein Freund. Deshalb traue ich ihm nicht. Doch ich habe Euch nicht um sein Ehrenwort gebeten. Ich habe es mit Euch zu tun, Dom Carolin, nicht mit ihm.«
    »Kommt Romilly mit uns?« erkundigte er sich. »Ich dachte daran, Euch in ihre Obhut zu geben, da sie schon
    früher mit Euch geritten ist. Seid Ihr damit einverstanden,
    junger Sir?« 
    Da lächelte er. »Es wird mir Freude machen, mit Romilly zu reiten. Und ich will Euch gern mein Ehrenwort geben, daß ich keinen Fluchtversuch mache. Ich könnte doch nicht allein durch die Hellers reisen, ganz gleich, was geschieht. Also verspreche ich Euch, mestra, mich nach Euren Weisungen zu richten, bis ich wieder bei meinem Vater bin.«
    »Sehr gut«, nickte Janni. »Ich akzeptiere Euer Wort. Nehmt dafür meines, daß ich Euch wie eine meiner Schwestern behandeln und Euch nichts Unwürdiges zumuten werde. Wollt Ihr mir die Hand darauf geben, Dom Carolin?«
    Er streckte die Hand aus und ergriff ihre. Dann sagte er: »Ihr braucht mich nicht Dom Carolin zu nennen, mestra. Das ist der Name des früheren Königs, der meines Vaters Feind ist, wenn auch nicht eigentlich mein Feind. Ich werde Caryl gerufen.«
    »Dann sollst du mich Janni nennen, Caryl.« Endlich lächelte sie. »Und du sollst unser Gast sein, nicht unser Gefangener. Romy, bring ihn ins Gästezimmer und mache es ihm dort gemütlich. Orain«, sie wandte die Augen ihrem Cousin zu, »wir brechen morgen auf, wenn es das Wetter erlaubt.«
    »Ich danke dir, Cousine. Und Euch«, setzte er hinzu und beugte sich zeremoniell – wie ein Höfling, dachte sie – über ihre Hand. Mit wehem Herzen stellte sie sich vor, wie er sich vor ein paar Tagen mit einer rauhen Umarmung von ihr verabschiedet hätte. Jetzt hatte sie nur noch den leidenschaftlichen Wunsch, Orain nie wiederzusehen.
    Sehr früh am Morgen verließen sie Caer Donn und waren schon eine gute Stunde unterwegs, als die rote Sonne aufging, riesig und vor Nebel tropfend. Caryl ritt auf dem Pony, das Janni ihm besorgt hatte, Seite an Seite mit Romillys Pferd. Hinter ihnen kamen sechs Frauen der Schwesternschaft, die an langen Packzügeln ein Dutzend guter Pferde führten. Sie seien für die Armee im Süden bestimmt, sagten sie, aber nicht, für welche Armee. Vorsichtshalber stellte Romilly keine Fragen.
    Es war herrlich, wieder frei im Sonnenschein zu reiten. Vorbei waren die Kälte und die Schneestürme des vorigen Ritts durch die Hellers. Mittags hielten sie an, um die Pferde zu füttern und eine Weile ausruhen zu lassen. Dann ging es weiter. Am späten Nachmittag schlugen sie das Lager auf. Janni befahl, eins der Packpferde abzuladen. Zwei Frauen machten Feuer, und Janni rief Romilly zu sich.
    »Komm und hilf mir mit dem Zelt, Romy.«
    Romilly hatte keine Ahnung, wie man ein Zelt aufstellt, aber sie zog gehorsam Seile an und trieb da, wo Janni es wollte, Heringe in den Boden. Eine oder zwei Minuten später stand ein großes, geräumiges Zelt aus wasserdichten Planen für sie bereit. Drinnen wurden Deckenrollen ausgebreitet, und unter der überhängenden Klappe waren ihr Feuer und ihr Essen vor dem abendlichen Nieseln sicher. Sehr schnell war Brei gekocht, heiß und lecker mit im Fett eines Brathuhns geschmorten Zwiebel-ringen. Die Frauen saßen mit untergeschlagenen Beinen auf ihren Bettrollen und aßen aus hölzernen Näpfen, die dem gleichen Pack entstammten.
    »Das ist fein«, meinte Caryl bewundernd. »Männer machen ein Lager nie so gemütlich.«
    Janni lachte vor sich hin. »Es gibt keinen Grund, warum sie es nicht tun sollten. Im Kochen und Jagen sind sie ebensogut wie wir Frauen, und das würden sie dir auch sagen, wenn du sie fragtest. Aber vielleicht finden sie es unmännlich, im Feld Bequemlichkeit zu suchen, und sie genießen das harte Leben, weil es ihnen das Gefühl gibt, stark und zäh zu sein. Ich persönlich habe keine Vorliebe dafür, im Regen zu schlafen, und ich schäme mich nicht, zu gestehen, daß ich Bequemlichkeit liebe.«
    »Ich auch.« Caryl nagte einen Knochen ab. »Das schmeckt gut, Janni. Danke.«
    Eine der Frauen namens Lauria, die Romilly nicht besonders gut kannte, holte eine kleine Handharfe aus ihrem Gepäck und begann zu spielen. Etwa eine halbe Stunde lang saßen sie um das Feuer und sangen Volkslieder aus den Bergen. Caryl hörte mit glänzenden Augen zu, aber nach einer Weile lehnte er sich schläfrig zurück.
    Janni winkte Romilly. »Willst du ihm die Stiefel ausziehen und ihn in seinen Schlafsack

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