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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sie bei den Übungen benutzte, sicher zu fühlen.
    Bei den Pferden im Stall war es wie zu Hause. Diese Arbeit hatte sie getan, seit sie groß genug war, um einen Sattel mit Seifenkraut einzureiben und mit Öl zu polieren.
    Sie war eines Tages eifrig beim Polieren des Sattelzeugs, als sie draußen auf der Straße Lärm hörte. Eines der jüngsten Mädchen im Haus stürzte in den Stall und rief sie.
    »Oh, Romy, komm – die Armee des Königs zieht vorbei, und Merinna hat uns erlaubt, hinzulaufen und uns das anzusehen! Carolin wird südwärts marschieren, sobald die Pässe offen sind.«
    Romilly ließ den öligen Lappen fallen und rannte mit Lillia und Marga auf die Straße hinaus, wo sie sich in einen Torwinkel drückten. Die Straße war voll von Pferden und Männern, und zu beiden Seiten standen Leute und brachten Hochrufe auf Carolin aus.
    »Seht, seht, da reitet er unter dem Tannenbanner in Blau und Silber – Carolin, der König!« rief jemand. Romilly verrenkte sich den Hals. Aber sie erhaschte nur einen Blick auf einen hochgewachsenen Mann mit einem scharfen, asketischen Profil, Carlo nicht unähnlich. Dann wurde sein Mantel vom Wind hochgewirbelt, und sie sah nichts weiter als sein flatterndes rötliches Haar.
    »Wer ist der große, hagere Mann, der hinter ihm reitet?« fragte ein Mädchen. Romilly, die ihn noch im Dunkeln mit abgewendetem Gesicht erkannt hätte, antwortete: »Sein Name ist Orain, und ich habe gehört, er ist einer von Carolins Pflegebrüdern.«
    »Ich kenne ihn«, berichtete eines der Mädchen. »Er kam Jandria besuchen, und irgendwer behauptete, er sei mit ihr verwandt. Ich weiß nicht, ob ich das glauben soll.«
    Romilly sah sich die vorüberziehenden Pferde, Männer, Banner geistesabwesend und traurig an. Wenn sie sich in jener Nacht im Stall schlafengelegt hätte, könnte sie immer noch mit ihnen reiten, wäre sie immer noch an Orains Seite und würde von ihm als Freund und seinesgleichen behandelt. Nun war es zu spät. Sie drehte sich mit einem Ruck um und sagte: »Gehen wir ins Haus und arbeiten wir weiter! Ich habe schon genug Pferde gesehen, und ein König ist ein Mensch wie alle anderen, auch wenn er ein Hastur ist.« 
    Die Armee, so hörte sie, zog auf eine große Ebene vor Caer Donn. Ein paar Tage später wurde sie zu Janni gerufen. Als sie die große Halle betrat, wo sie Janni kennengelernt hatte, sah sie Orain wieder. Er hatte Caryl bei sich. Orain grüßte sie ziemlich gezwungen, aber Caryl flog ihr sofort in die Arme.
    »Oh, Romilly, was hast du mir gefehlt! Du bist ja angezogen wie eine Frau! Das ist gut, jetzt muß ich nicht ständig daran denken, mit dir zu reden, als seist du ein Junge«, sprudelte er hervor.
    »Dom Carolin«, sagte Janni förmlich, und ehrerbietig wandte er seine Aufmerksamkeit ihr zu.
    »Ich höre, mestra.« Er benutzte die höflichste Form der Anrede für eine im Rang tieferstehende Frau. »Lord Orain hat mich damit beauftragt, Euch nach Hali zu eskortieren und Euch unter sicherem Geleit Eurem Vater zurückzubringen. Euch stehen zwei Möglichkeiten zur Wahl. Ich bin bereit, Euch als Mann von Ehre zu behandeln und zu fragen, was Ihr lieber möchtet, statt die Entscheidung für Euch zu treffen. Seid Ihr alt genug, mir aufmerksam zuzuhören, mir verständig zu antworten und Euer Wort zu halten?«
    Sein Gesichtchen war so ernsthaft wie damals in der Kapelle von Nevarsin. »Das bin ich, mestra Jandria.«
    »Nun, dann ist es einfach. Soll ich Euch als Gefangenen betrachten und bewachen lassen – und täuscht Euch nicht, wir sind zwar Frauen, aber wir werden nicht unaufmerksam sein und Euch entfliehen lassen.«
    »Das weiß ich, mestra«, erwiderte er liebenswürdig. »Ich hatte einmal eine Erzieherin, die viel strenger mit mir war als einer der Meister und Brüder im Kloster.«
    »Also gut«, fuhr Janni fort. »Wollt Ihr unser Gefangener sein, oder wollt Ihr uns Euer Ehrenwort geben, keinen Fluchtversuch zu machen? In diesem Fall könnt Ihr frei mit uns reiten und der Reise soviel Vergnügen abgewinnen, wie möglich ist. Es ist ein beschwerlicher Weg, und für uns alle wird es leichter sein, wenn wir Euch nicht jede Sekunde im Auge behalten und des Nachts binden müssen. Das Wort eines Hastur genügt mir, wenn Ihr es mir geben wollt.«
    Er antwortete nicht sofort, sondern fragte: »Seid ihr Feinde meines Vaters?«
    »Nicht seine persönlichen Feinde«, erklärte Janni. »Von Eurem Vater weiß ich nur, was mir berichtet worden ist. Aber ich bin Rakhals

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