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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schien zufrieden zu sein. Romilly wand die Leine um das Fleisch, damit Preciosa es nicht zu schnell schnappen konnte, sondern es zu Boden bringen mußte, wie ein guter Jagdfalke es macht. Schlecht geschulte Falken neigen dazu, mitten in der Luft Atzung von einem Federspiel zu reißen, was sie nichts über die Regeln der Jagd lehrte. Sie mußten lernen, die Beute hinunter zu ihrem Herrn zu bringen und zu warten, bis ihnen das Fleisch von der Hand gegeben wurde.
    »Gib mir Leine und Federspiel«, sagte Darren. »Auch wenn ich zu sonst nichts nütze bin, kann ich doch das Federspiel werfen.“
    Romilly reichte es ihm erleichtert. »Danke – du bist größer als ich, du kannst es höher hinaufschwingen.« Damit nahm sie Preciosa wieder auf ihr Handgelenk. Einhändig streifte sie dem Falken die Haube ab und hob den Arm, um ihn fliegen zu lassen. Mit nachschleppender Leine stieg der Falke immer höher. Am Ende der Leine angekommen, wandte er den Kopf und entdeckte das fliegende, pfeifende Federspiel. Er legte die Flügel an, stürzte nieder, faßte das Federspiel mit Schnabel und Krallen und warf es augenblicklich Romilly vor die Füße. Romilly ließ den scharfen Pfeifton hören, den der Falke mit Atzung in Verbindung bringen sollte, nahm Preciosa wieder auf ihr Handgelenk und riß das Fleisch von dem Federspiel. Preciosa stieß so hastig auf die Atzung nieder, daß sie seitwärts auf Romillys Arm hüpfte. Ihre Krallen drangen schmerzhaft in den leichtbekleideten Unterarm des Mädchens oberhalb des Handschuhs. Blut schoß hervor und befleckte ihr Kleid. Romilly biß die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich. Aber als sich das rote Blut auf dem blauen Stoff ausbreitete, schrie Darren auf:
    »O Schwester!«
    Preciosa erschrak, verlor das Gleichgewicht und fiel. Sie flatterte unbeholfen, und ihre Flügel schlugen Darren ins Gesicht. Romilly faßte nach ihr, doch Darren schrie entsetzt auf. Er riß die Hände hoch, um Schnabel und Krallen abzuwehren, die seinem Gesicht gefährlich nahe waren. Preciosa schwankte von neuem. Sie flog hoch, soweit die Leine es ihr erlaubte, und stieß einen schrillen Wutschrei aus.
    Romilly zischte durch die Zähne: »Verdammt, Darren, sie hätte sich eine Schwingpenne brechen können! Weißt du nicht, daß du in der Nähe eines Falken keine hastige Bewegung machen darfst? Geh weg, bevor du sie noch mehr ängstigst!“
    Darren stammelte: »Du… du… blutest…«
    »Na und?« fragte Romilly barsch, schob ihn grob zurück und pfiff Preciosa leise und schmeichelnd zu. »Da würde ich ja besser Rael ins Falkenhaus mitnehmen, du Idiot! Verschwinde hier!«
    »Und so etwas habe ich zum Sohn und Erben«, sagte der MacAran verbittert. Er stand in der Tür des Falkenhauses und hatte die drei jungen Leute ungesehen beobachtet. Trotz seines Zorns war seine Stimme leise – nie hätte er in Gegenwart eines verängstigten Vogels die Stimme erhoben. Schweigend, mit zusammengezogenen Brauen sah er zu, wie Romilly den Falken wieder auf ihr Handgelenk lockte und die Leinen entwirrte. »Schämst du dich nicht, Darren, unnütz herumzustehen, während ein kleines Mädchen etwas tut, das jeder Sohn von mir aus purem Instinkt vollbringen müßte? Hätte ich deine Mutter nicht so gut gekannt, würde ich schwören, du seist von einem zufällig des Weges gekommenen Landstreicher gezeugt… Lastenträger, warum hast du mir einen Sohn aufgebürdet, der so ungeeignet für seine Stellung ist? Er packte Darren beim Arm und schleuderte ihn ins Falkenhaus. Romilly hörte Darren aufschreien und biß sich auf die Lippe, als sei der Schlag auf ihren eigenen Schultern gelandet.
    »Und jetzt mach, daß du nach draußen kommst, und versuche, dich dieses eine Mal wie ein Mann zu benehmen! Nimm diesen Falken – nein, nicht so, verdammt sollst du sein! Hände hast du wie große Schinken, trotz all deines Schreibens und Kritzelns! Trag den Falken nach draußen und laß ihn nach einem Federspiel fliegen, und wenn ich sehe, daß du so wie eben vor ihm zurückweichst, schwöre ich, daß du Schläge bekommst und mit Brot und Wasser zu Bett geschickt wirst, als seist du in Raels Alter!«
    Alderics Gesicht war totenbleich, und er hatte die Zähne zusammengebissen. Aber er hielt den Blick auf seinen Handrücken gerichtet und schwieg. Romilly zwang sich zur Ruhe — es hatte keinen Sinn, Preciosa noch einmal aufzuregen – und band von neuem Atzung auf das Federspiel. Wortlos faßte Alderic nach der Leine. Er begann, sie zu schwingen,

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