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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Hasturs zu Hali Lord Rakhal, der einem alten und senilen König schöntat und schmeichelte und die Regenten alle mit Bestechungen und Lügen in die Hand bekam, ein alter Lüstling, vor dem keine Frau sicher ist, und auch nicht, so heißt es, die jungen Söhne der Höflinge, die seine Gunst erwerben wollen. Und Carolin und seine Söhne wandern über den Kadarin, und jeder Räuber kann sich den Preis verdienen, den unser allergnädigster Lord Rakhal – denn ich werde ihn niemals
    König nennen – auf ihre Köpfe gesetzt hat.« 
    »Kennt Ihr den… den verbannten König?« 
    Darren warf ein: »Der junge Prinz war eine Zeitlang in Nevarsin bei den Mönchen. Aber er floh, als bekannt wurde, daß Lord Rakhal ihn dort suchte.«
    »Und Ihr steht auf der Seite des jungen Prinzen und des… des Königs im Exil?« fragte Romilly.
    »Aye. Das tue ich. Und wenn irgendein freundlicher Höfling den alten Felix erlöst hätte, bevor das Leben zur Bürde für ihn wurde, regierte jetzt Carolin in Hali als gerechter König, und die heilige Stadt der Hasturs würde nicht in… in eine Jauchegrube von Schmutz und Unanständigkeiten verwandelt, wo kein Mann Gerechtigkeit verlangen kann, ohne eine Bestechung in der Hand zu halten, und emporgekommene Herrchen und Ausländer unser Land unter sich aufteilen!“
    Romilly antwortete nicht. Sie wußte nichts über Höfe und Könige und war nicht einmal so weit bis in die Vorgebirgsstadt Neskaya gekommen, ganz zu schweigen vom Tiefland oder dem See von Hali. Sie streckte die Hand nach Preciosas Haube aus. Doch sie hielt inne und erwies Alderic die einem Gast zukommende Höflichkeit.
    »Wollt Ihr Euren Falken zuerst auflassen, Sir?«
    Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Ich glaube, wir sind ebenso gespannt darauf wie Ihr, was Preciosa gelernt hat.“
    Mit bebenden Händen nahm Romilly die Haube von Preciosas Kopf. Der Falke schüttelte das Gefieder. Jetzt. Jetzt kam die Probe nicht nur darauf, ob sie den Falken beherrschte, sondern auch, ob der Falke sich von ihr hatte unterweisen lassen und sich an sie gebunden fühlte. Sie meinte, es nicht ertragen zu können, wenn dieser Falke, den sie liebte und um den sie so viele Stunden voller Schmerz und Angst verbracht hatte, fortfliegen und nie zurückkehren würde. Es schoß ihr durch den Kopf: Ist es das, was Vater empfindet, jetzt, wo Ruyven fort ist? Aber sie mußte den Falken im freien Flug testen. Andernfalls war er nicht mehr als ein zahmer Käfigvogel, der stumpfsinnig auf einem Block hockte, und kein wilder Falke. Tränen verschleierten ihre Sicht, als sie die Faust hob. Der Falke balancierte einen Augenblick lang und hob mit einem einzigen langen Flügelschlag ab.
    Auf einem hohen, schrägen Bogen stieg er ins Sonnenlicht auf. Romilly sah ihm nach, den Kopf voll ängstlicher Gedanken. Wird Preciosa gut fliegen, hat die lange Zeit der Untätigkeit ihr geschadet? Und irgend etwas in ihr flog mit dem Falken empor, spürte die wortlose Freude über die Morgensonne auf ihren Flügeln. Das Licht blendete ihre Augen, als sie sich nach hinaufschwang, schwebte, kreiste, die Flügel schlug und verschwand. Romilly stieß den angehaltenen Atem aus. Preciosa war fort, sie würde nicht zurückkehren.
    »Ihr habt sie verloren, fürchte ich«, sagte Alderic schließlich. »Es tut mir leid, Damisela.«
    Trauer und Schmerz und ein Teilhaben an der Ekstase stritten sich in Romilly miteinander. Freier Flug, etwas von ihr flog mit dem Falken… und verblaßte in der Ferne. Sie schüttelte den Kopf. Wenn der Falke entflohen war, hatte sie ihn nie wirklich besessen. Sie dachte: Ich möchte sie lieber verlieren, als sie gegen ihren Willen an mich binden…  Warum kann Vater das nicht einsehen? Romilly erkannteDarrens Gedanken an ihrer Bitterkeit. Also war er nicht kopfblind? Oder trat seine telepathische Fähigkeit nur gelegentlich auf, wie es ihr früher ergangen war, wenn sie tief bewegt war. Ihre Telepathie war erstarkt, als sie begonnen hatte, mit Tieren zu arbeiten, aber Darren besaß nichts von dieser Gabe. Nun war Preciosa frei, und alles war nur eine Illusion gewesen. Romilly konnte ebensogut still im Zimmer sitzen und sich um ihre Näharbeit kümmern. Denn was kam dabei heraus, wenn sie sich im Falkenhaus aufhielt und versuchte, wie ein Mann mit den Vögeln zu arbeiten?
    Und dann meinte sie, das Herz bleibe ihr stehen. Denn durch den unendlichen Schmerz über den Verlust stahl sich eine fadendünne Wahrnehmung, hoher Flug, die Welt unter ihr wie die

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