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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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aufrechtgehalten. Der MacAran starrte Romilly an und erklärte mit harter Stimme: »Ich habe die Beherrschung verloren. Das werde ich dir nie verzeihen, Mädchen. Du hast mich so gereizt, daß ich mich schimpflich vergessen habe! Wärst du ein Junge, würde ich dich jetzt noch bewußtlos schlagen. Aber bald genug wird dein Gatte dich beaufsichtigen, und wenn du in dieser Art zu ihm sprichst, wird er dir den Kopf einschlagen! Geh mir aus den Augen!«
    Romilly stolperte. Alderic schob sie auf ihr Pferd zu. »Kannst du reiten?« fragte er leise.
    Sie nickte stumm. Tränen stürzten ihr aus den Augen.
    »Reite besser nach Hause«, murmelte er, »solange er noch im Schock ist über das, was er getan hat.«
    Der MacAran stand noch an derselben Stelle und schüttelte bestürzt den Kopf. »Nie in meinem ganzen Leben habe ich Hand an eine Frau oder ein Mädchen gelegt! Ich werde weder mir selbst verzeihen noch Romilly, daß sie mich provoziert hat!« Er blickte zum Himmel empor, wo der Falke verschwunden war, und brummte etwas. Aber Romilly, von Alderic gedrängt, ritt blindlings auf Falkenhof zu. Sie taumelte ins Haus und in ihr Zimmer und versetzte ihre alte Kinderfrau in tödlichen Schrecken. »Oh, mein Lämmchen, mein Kleines, was ist dir zugestoßen? Dein Rücken – dein Reitkleid –«
    »Vater hat mich geschlagen.« Romilly brach in schreckliches Weinen aus. »Er hat mich geschlagen, weil Darren meinen Falken verloren hat.«
    Gwennis weichte die Fetzen des Kleides von Romillys Rücken und behandelte die aufgerissene Haut und das verletzte Fleisch mit Öl und Kräutersalbe. Sie steckte das Mädchen in ein altes Gewand aus weichem Stoff und brachte ihr heiße Suppe ans Bett. Romilly hatte zu zittern begonnen und fühlte sich krank und fiebrig. Gwennis brummelte vor sich hin. Dann fragte sie kopfschüttelnd: »Wie hast du es fertiggebracht, deinen Vater so zu erzürnen? Er ist ein freundlicher Mann, er muß außer sich gewesen sein, um so etwas zu tun!« Romilly war nicht fähig zu antworten. Ihre Zähne klapperten, und sie konnte nicht aufhören zu weinen, so sehr sie es versuchte. Beunruhigt holte Gwennis Lady Luciella, die selbst über Romillys Striemen und offene Wunden und das verdorbene Kleid weinte. Doch sie wiederholte, was Gwennis gesagt hatte: »Wie in aller Welt konntest du deinen Vater so erzürnen? Nie hätte er das getan, wenn du ihn nicht über jedes erträgliche Maß hinaus provoziert hast!«
    Sie geben mir die Schuld, dachte Romilly, sie alle geben mir die Schuld, daß ich geschlagen worden bin…
    Und jetzt ist keine Hoffnung mehr für mich. Preciosa ist fort. Meinem Vater liegt mehr daran, auf gutem Fuß mit Aldaran zu stehen, als an mir. Er wird Darren rücksichtslos schlagen, weil Darren nicht meine Gaben hat, aber er will mich nicht sein lassen, was ich bin, noch Darren, was er ist. Es kümmert ihn nicht, was wir sind, er will uns so haben, wie er sich uns wünscht. Sie hörte weder auf Luciellas freundliche Worte noch auf Gwennis’ zärtliches Zureden. Sie konnte nicht aufhören zu weinen, sie weinte, bis ihre Augen wund waren und ihr Kopf schmerzte und ihre gerötete Nase tropfte. Und schließlich
    weinte sie sich in den Schlaf. 
    Romilly erwachte spät in der Nacht. Ganz Falkenhof war still, und das große violette Gesicht Kyrrdis’ hing voll und leuchtend in ihrem Fenster. Der Kopf tat ihr immer noch schrecklich weh, und ihr Rücken stach und brannte trotz der Heilsalbe, die Gwennis aufgetragen hatte. Romilly war hungrig. Sie entschloß sich, nach unten zu schleichen und sich aus der Küche etwas Brot und kaltes Fleisch zu holen.
    Mein Vater haßt mich. Er hat Ruyven mit seiner Tyrannei aus dem Haus getrieben. Aber Ruyven ist jetzt wenigstens frei und lernt in einem Turm zu sein, was er sein muß. Ruyven hatte recht. Außer Reichweite von Vaters eisernem Willen braucht er nicht zu sein, was Vater will und er nicht ist. Plötzlich überwältigte Romilly das Verlangen, ebenso frei zu sein, so frei wie Preciosa in der Wildnis, damit sie sein konnte, was sie war. Zitternd zog sie eine alte Strickweste über ihren wunden Rükken und legte Jacke und Hose an. Geräuschlos schlüpfte sie hinaus in den Flur, die Stiefel in der Hand. Es waren Damenstiefel, und eine Frau, das hatte sie ihr ganzes Leben lang gehört, war allein auf den Straßen nicht sicher. Jetzt wußte sie auch, warum, seit Dom Garris sie zu Mittsommer angesehen hatte. Ruyvens Zimmer mit allen Dingen, die er zurückgelassen hatte,

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