Herrin der Finsternis Roman
boshaft Otto ist!« Auch Bride lachte. Als Vane ihr die Beifahrertür des Jaguars aufhielt, stieg sie ein, und Fury kletterte auf den Rücksitz.
Eines Tages würde Valerius seinen Knappen töten, der ihn ständig in Wut brachte.
Vane schloss die Tür und schlenderte zur Fahrerseite. O Gott, was für ein Gang, welch eine maskuline Ausstrahlung. Bei diesem Anblick würde jede Frau nach Luft ringen. Er setzte sich ans Steuer und startete den Motor. Als er das Lenkrad und den Schalthebel umfasste, starrte Bride seine Hände an. Wenn Fury nicht im Fond säße, würden sie's wahrscheinlich gar nicht bis zum Haus ihrer Eltern schaffen.
Unbehaglich hörte Vane zu, als sie den Weg nach Kenner beschrieb, das fünfundzwanzig Minuten von Valerius' Domizil entfernt lag. Noch nie im Leben war er so nervös gewesen. Um alles noch schlimmer zu machen, rutschte Fury unruhig auf dem Rücksitz herum.
Immer wieder redete Vane sich ein, das müsste er tun. Wenn Bride bei ihm bleiben würde, wollte sie ihn natürlich ihrer Familie vorstellen. Von den Menschen, die sie so sehr liebte, durfte er sie nicht fernhalten. Trotzdem – für ihn war das die Hölle.
Was sollte er sagen?
Hi, ich bin Vane. Fast jede Nacht heule ich in Wolfsgestalt den Mond an. Ich schlafe mit Ihrer Tochter. Und ich glaube, ohne sie kann ich nicht leben. Kriege ich ein Bier? Oh, und ich möchte Sie mit meinem Bruder bekannt machen. Das ist ein besonders gefährlicher Wolf, der tötet Sie, sobald Sie ihn schief anschauen. Mein anderer Bruder liegt im Koma, weil ihm von einigen Vampiren das Blut ausgesaugt wurde, nachdem unser neidischer Vater uns beide zum Tod verurteilt hatte.
Klar, das würde wie eine Bombe einschlagen.
Und was würde Fury sagen? Vane hatte bereits gedroht, ihn zu töten, wenn er Bride in Verlegenheit brachte. Er hoffte inständig, er selber würde sie nicht blamieren. Sonst würde er ein Fiasko heraufbeschwören.
Viel zu früh bogen sie in die asphaltierte Zufahrt eines neuen Hauses im viktorianischen Stil. Dort parkten schon fünf Autos.
»Ah, mein Bruder und meine Schwester sind schon da«, erklärte Bride, bevor sie die Beifahrertür aufstieß.
»Dum dum dum, duuum«, summte Fury auf dem Rücksitz zur Melodie von »Dragnet«.
»Halt den Mund!«, zischte Vane und stieg aus. Aber wenn er ehrlich war, fand er das Gesumme beruhigend, weil es ihn an Fangs makabren Humor erinnerte.
Als Letzter kletterte Fury aus dem Jaguar und blieb an Vanes Seite, während sie Bride zur Haustür folgten.
Vane kam sich vor wie auf dem Weg zu seiner Hinrichtung. Eltern! Igitt!
Nachdem Bride an die Tür geklopft hatte, lächelte sie ihre Begleiter ermutigend an.
Gequält erwiderte Vane das Lächeln.
Die Tür schwang auf, und eine Frau stand auf der Schwelle, etwa zehn Zentimeter kleiner als Bride, mit dem gleichen Körperbau. Durch ihr kurzes schwarzes Haar zogen sich graue Strähnen, und ihr Gesicht war eine ältere Version von Brides fein gezeichneten Zügen.
»O Baby!«, jubelte sie und nahm ihre Tochter in die Arme. Ohne sie loszulassen, musterte sie Vane, der sich elend fühlte.
Nur mühsam bezwang er den Impuls zurückzutreten. Nicht dass es möglich gewesen wäre, denn Fury stand direkt hinter ihm, eine Eingangsstufe weiter unten.
»Sie müssen Vane sein«, sagte Brides Mutter freudestrahlend. »So viel habe ich schon von Ihnen gehört. Bitte, kommen Sie doch herein!«
Zuerst betrat Bride die Diele, die direkt ins Wohnzimmer überging, dann Vane. Fury folgte ihnen, die Hände in den Hosentaschen.
»Und Sie müssen Fury sein.« Freundlich lächelte Mrs McTierney ihn an und reichte ihm ihre Hand. »Ich bin Joyce.«
»Hi, Joyce«, murmelte er und schüttelte ihr die Hand. Vane nahm an, das würde sie auch von ihm erwarten. Stattdessen umarmte sie ihn und tätschelte seinen Rücken. »Ich weiß, ihr beide seid nervös. Dazu habt ihr keinen Grund. Fühlt euch wie zu Hause und …«
In diesem Moment rannte ein großer Rottweiler aus dem Hintergrund des Hauses in die Diele und sprang an Vane hoch.
»Titus!«, mahnte Joyce.
Aber der Hund ignorierte sie und legte sich unterwürfig auf den Rücken. Vane bückte sich und streichelte seinen Kopf. Damit wollte er bekunden, er würde Titus' Position in diesem Haus anerkennen, und unterstrich seinen eigenen Alpha-Status.
»Ist das nicht seltsam?«, sagte Joyce. »Normalerweise will Titus alle Leute fressen, die er nicht kennt.«
»Vane kann sehr gut mit Tieren umgehen«, bemerkte Bride
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