Herrin der Finsternis Roman
folgte ihm Vane. Vorsichtig steckte er eine Hand in die Hütte und ließ Cujo seine Witterung aufnehmen. »Keine Angst.«
Nach ein paar Sekunden spürte er, wie Cujo sich beruhigte. Offenbar roch der Hund, dass nur ein halber Mensch auf ihn einsprach.
Dann leckte Cujo an Vanes Fingerspitzen.
»So ist's brav«, murmelte Vane und streichelte ihn. »Fury!«, rief er und schaute über seine Schulter. »Bringst du mir was zu fressen?«
»Okay, ich hole einen Napf«, sagte Paul und eilte zum Haus.
Als er zurückkehrte, nahm Fury ihm einen gefüllten Napf ab. Vorsichtig stellte er die Schüssel vor den Hund, der inzwischen aus der Hütte gekommen war. »O Mann, die haben dich furchtbar zugerichtet.«
Vane nahm eine Handvoll Hundefutter aus der Schüssel und hielt es Cujo hin. Eine Zeit lang schnüffelte der Mischling daran, bis er sein Misstrauen überwand und zu fressen begann.
»Sehr gut!« Zufrieden mit seinem Erfolg, fütterte Vane den Hund, bis der Napf leer war.
»Verdammt, Dad«, sagte Patrick auf der anderen Seite des Zauns. »So was habe ich noch nie gesehen.« Zufrieden kroch der Hund auf Vanes Schoß, offenbar suchte er Wärme und Geborgenheit. Sein neuer Freund kraulte ihm die Ohren, und Fury streichelte seinen Rücken.
Nach einer Weile spürte Vane, dass er von noch jemandem beobachtet wurde. Er spähte über seine Schulter und sah Bride neben ihrem Vater stehen.
»Hat er wirklich was gefressen, Vane?«, fragte sie.
»O ja.«
Erfreut lächelte sie ihn an, und sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Wie konnte ein schlichtes Lächeln so intensive Gefühle in ihm wecken?
»Ich wollte nur sagen, dass das Dinner fertig ist!«, rief sie. »Aber wenn du etwas mehr Zeit brauchst …«
»Nein.« Vane stand auf. »Jetzt ist er erst mal okay.«
Fury tätschelte den Hund, dann erhob er sich ebenfalls und verließ mit seinem Bruder das Gehege. Jaulend rannte Cujo ihnen nach.
»Alles in Ordnung, wir kommen zurück«, versprach Vane.
»Klar«, bekräftigte Fury. »Und wir bringen dir einen besonderen Leckerbissen mit.«
Vane legte einen Arm um Brides Schultern, als sie ihrem Bruder, Paul und Fury ins Haus folgten. »Bist du hier aufgewachsen?«
»Nein. Erst vor ein paar Jahren zogen meine Eltern hierher, nachdem sie ihre kleine Farm verkauft hatten.«
»Die vermisse ich immer noch«, erklärte Paul und hielt ihnen die Küchentür auf. »Hier gibt es zu viele Tierarztpraxen, und ich musste um eine spezielle Lizenz ansuchen, damit genug Patienten zu mir kamen. Dafür zahle ich regelmäßig Gebühren.«
»Warum haben Sie Ihre Farm verlassen?«, fragte Fury.
Resigniert zuckte Paul die Achseln. »Weil Joyce näher bei der Stadt leben wollte. Was soll ein Mann machen, wenn sich seine Frau was in den Kopf gesetzt hat.«
Sie betraten den Speiseraum, wo ein großes Festmahl wartete. Neben dem Tisch stand Deirdre, die immer noch den Eindruck erweckte, sie würde den Gästen am liebsten die Tür weisen.
»Setzen Sie sich zu mir, Vane«, sagte Joyce und zeigte auf den Stuhl zu ihrer Rechten. »Und Sie, Fury, nehmen an Brides anderer Seite Platz.«
Sobald Fury sich gesetzt hatte, rannte Titus zu ihm und versuchte auf seinen Schoß zu klettern.
»Ach, du großer Gott!«, jammerte Joyce. »Paul, bring den Hund hinaus!«
»Nicht nötig«, widersprach Fury grinsend, »er stört mich nicht.«
Als Vane sich setzte, lief Titus zu ihm und leckte sein Gesicht ab. »He, alter Junge, gib auf deine scharfen Krallen acht!«
»Was ist bloß in meinen Hund gefahren?« Joyce packte Titus am Halsband. »Normalerweise ignoriert er Leute, die er zum ersten Mal sieht.«
»Ein Hund spürt eben, wann er's mit guten Menschen zu tun hat.« Paul ergriff einen Löffel und nahm ein bisschen Füllung aus dem Truthahn, die er dem Rottweiler hinhielt. »Da, Titus!«
Schwanzwedelnd schnappte Titus nach dem Bissen.
Bride setzte sich neben Vane. »Wo ist Maggie, Patrick?«
»Bei ihren Eltern. Nach dem Essen hole ich sie ab. Da wir hier schlafen, leistet sie den beiden beim Festtagsdinner Gesellschaft. Damit ihre Mutter nicht eifersüchtig wird.«
»Maggie ist Patricks Frau, Vane«, erklärte Joyce. »Im Frühling wird sie mich zur Großmutter machen.«
»Gratuliere, Patrick«, sagte Vane.
»Nun, mal abwarten. Ich habe eine Heidenangst. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich bin noch nicht reif für die Vaterschaft.«
»Natürlich nicht«, meinte Bride belustigt. »Du hast Angst, dass du deine Spielsachen mit jemandem teilen
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